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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

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und fand die Konsekration der Schiffe 1340 statt.
Nach Verlauf von 4 Jahren begann man mit
der Fundamentirung des Chores und der Thürme,
von welchen indefs nur der nördliche, und zwar
im Jahre 1516 ausgebaut ward. Derselbe ist
300 Fufs hoch und erinnert sein durbrochener
Steinhelm an die Thürme zu Strafsburg und
Freiburg. Besonders bemerkenswert!! ist das
sehr figurenreiche Hauptportal der Westfront;
trotz vieler Verluste, welche das Innere der
Kirche erlitten hat, birgt dasselbe noch schätz-
bares Skulpturwerk verschiedenster Art. In
der Zopfperiode (1726), während welcher die
Ansicht aufkam, dafs eine möglichst freie Aussicht
auf den Flauptaltar, von allen Punkten der Kirche
aus zu erstreben sei, ward ein kunstreicher

Balkon zerstört, ein Schicksal, welches nicht
wenige derartige Werke theilten. Sieben prächtige
Farbenfenster aus dem Ende des XV. und dem
Anfange des XVI. Jahrhunderts sind noch er-
halten, aufserdem im nördlichen Seitenschift
eine Anzahl kleinerer, spätgothischer Glas-
malereien, einzelne Figuren darstellend. Auf
Grund eigener Anschauung glaubt Einsender
den Besuch der, von der grofsen Reiseroute
nach der Schweiz etwas abgelegenen St. Theobalds-
kirche, dringendst den Kunstfreunden empfehlen
zu sollen. Im Hinblick auf den mit der Restau-
ration des Baudenkmals beauftragten Meister
ist zuversichtlich zu erwarten, dafs dieselbe in
möglichst das Alte schonender, konservativer
Weise erfolgen wird. A. R.

Bücherschau.

Geschichte der Trierer Kirchen, ihrer Re-
liquien und K u n s t s c h ä 1 z e. Von Stephan
Beisse], S. J. Mit vielen Abbildungen. I. Theil:
Gründungsgeschichte. Trier, Paulinus-Druckerei 1887.
240 Seiten. M. 4.—.

Jeder Beitrag zur Aufhellung der ungemein dunklen
Geschichte der Trierer Kirchen kann von Kunst- und
Alterthumsfreunden nur willkommen geheifsen werden.
Ganz besonders mufs dies der Fall sein, wenn sein
Verfasser auf diesem viel und heftig umstrittenen
Gebiet wissenschaftlicher Ruhe sich befleifsigt und das
ernste Streben bekundet, nicht mit Voreingenommenheit
an liebgewonnenen Ueberlieferungen festzuhalten, aber
solche auch nur dann aufzugeben, wenn wirklich stich-
haltige Gründe dies geboten oder auch nur berechtigt
erscheinen lassen. In diesem Sinne begrüfse ich den
vorliegenden I. Theil von P. Beissel's Geschichte der
Trierer Kirchen, der sich mit der besonders heiklen
Frage ihrer Gründung befafst. Unverkennbar leitet den
Verfasser die Absicht, mit ihrer Klarstellung zugleich
eine festere Grundlage für die in Aussicht stehende
Behandlung der Frage nach der Echtheit des hl. Rockes
zu schaffen, doch interessiren hier zunächst nur die
bau- und kunslgeschichtlichen Ergebnisse seiner ebenso
mühevollen wie sorgfältigen Forschungen.

Im ersten Kapitel (S. 7— 67), welches die auch
in politischer Hinsicht dunkle Geschichte Trier's vor
dem Siege des Christenlhums behandelt, wird zunächst
festgestellt, dafs, soweit auch die Forscher über den
Zeitpunkt der Sendung der hhl. Eucharius, Valerius
und Maternus auseinandergehen, sie fast einmiithig in
ihnen die ersten beglaubigten Bischöfe der Trierer
Kirche erblicken. Sodann wird das Martyrium der
thebäischen Legion in der Schweiz und das damit
eng zusammenhängende der Trierer Glaubenszeugen
eingehend und unter ausführlicher Mittheilung der
überaus umfangreichen Literatur kritisch untersucht

und festgestellt, dafs die negative Kritik auch nicht
ein alles Zeugnifs beigebracht hat, welches gegen die
Thalsächlichkeit des gegen Ende des 3. Jahrhunderts
stattgehabten Martyriums Trierer Bürger und römischer
Legionssoldalen sprechen könnte.

Das zweite Kapitel (S. b'7—136) behandelt die
Stiftung des Trierer Domes unter Bischof Agritius
durch Konstantin und Helena. Auch hier läfst der
Verfasser es sich angelegen sein, die Berechtigung der
Einwürfe zu untersuchen, welche gegen die Ueber-
lieferung angeführt werden, wonach den Kern des
heutigen Domes das Haus der hl. Helena bildet, dessen
hochinteressantes Mauerwerk blosgelegt und in einem
prächtig ausgestatteten Werke beschrieben zu haben
das unbestreitbare Verdienst des verstorbenen Dom-
kapitulars von Wilmowsky ist. In diesem Werke
würde aber die Hypothese von dem Entslehen des
erwähnten Mauerwerks in konstantinischer oder vor-
konstantinischer Zeit als haltlos erwiesen sein, wenn
der oft erwähnte Münzfund des Herrn von Wilmowsky
als beweiskräftig anerkannt werden müfste. Das ist
aber, wie Verfasser in einer mit minutiöser Sorgfalt
geführten Beweisaufnahme darthut , nicht der Fall.
Der kleinen Bronzemünze Gratians (367 bis 383), die
v. W. im Jahre 1852 in der südlichen Umfassungs-
mauer, acht Zoll tief vermauert, im Mörtel einer Ziegel-
schichte, zwischen dem ersten und zweiten östlich ge-
legenen Fenster, da wo die Widerlager der Fenster-
bogen ihren Anfang nehmen, gefunden haben will, ist
nämlich eine ihr nicht gebührende Bedeutung beigelegt
worden Obgleich H. v. W. über seinen für so hoch
bedeutsam erklärten Fund bis zur Veröffentlichung
seines Werkes im Jahre 1874, also 22 Jahre lang, ge-
schwiegen, war es doch noch möglich, einen der
damals an der Fundstelle beschäftigten Arbeiter ver-
nehmen zu lassen, welcher aussagte, dafs er sich des
Fundes durch den Arbeiter Schuler (nicht durch
 
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