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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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Pieper, J.: Romanische Pfarrkirche zu Brenken
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Schnütgen, Alexander: Kaselkreuz nebst Stolen resp. Stäben in Applikationsstickerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0201
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1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

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einzige primitive Eckblatt in der ganzen Kirche
aufzuweisen hat. An den Kreuzarmabsiden sind
auch Ecken zur Aufnahme von Säulen aus-
gespaart; letzere fehlen aber.

Die für 1100 Besucher Raum gewährende
Kirche hat fünf Ausgänge, zwei in den Kreuz-
armen, zwei in den westlichen Gewölbejochen
der Seitenschiffe und einen durch den Thurm.

Die Seitenschiffe, Kreuzarme und Chor sind
nachweislich bis 1720 zu Begräbnifsstätten be-
nutzt. Im nördlichen Kreuzarme ruhen die Vor-
fahren der Freiherrlich v. Brenken'schen Familie.
Ich erwähne dieses, weil in dem Kreuzarm ein
sehr hübsches Epitaphium aus Sandstein in edlen
Renaissance-Formen allgemeine Aufmerksamkeit
auf sich zieht.

Das Chor war früher auch bemalt, und zwar
in doppelter Malerei übereinander, in roma-

nischer und gothischer. Die letztere ist in
neuerer Zeit leider „renoviert". Die Restau-
ration ist total verunglückt und, was das
Schlimmste ist, der „Meister" hat die alte
Malerei erst gründlich beseitigt, so dafs auch
die tiefer liegende romanische Malerei zu Schan-
den gemacht ist.

Ad alten Inventarstücken hat die Kirche
aufser dem in Heft 7 beschriebenen Taufstein
nur noch ein schmuckloses Sakramentshäuschen
aus der gothischen Periode. Der Thurm hat
allerdings auch noch einen alten Glockengufs
von 1455, sonst ist aber Alles im Anfange des
Jahrhunderts sorgfältigst beseitigt. Leider ist das
alte schöne Bauwerk im Aeufsern vernachläfsigt,
nicht minder im Innern — so Gott will, soll
diesem Uebelstand aber abgeholfen werden!

Ijrenken.

J. Pieper, Pfarrer.

Kaselkreuz nebst Stolen resp. Stäben in Applikationsstickerei.

Mit Abbildung;.

ie Liebe zur Verzierung des Gottes-
hauses ist allerorts in erfreulicher
Zunahme begriffen, bei Geistlichen
und Laien, bei Künstlern und Di-
lettanten. Unter den letzteren stellt besonders
das fromme Frauengeschlecht seine Mittel und
seine Kräfte in den Dienst des Heiligthums.
Dieses zu schmücken mit Decken, Behängen,
Teppichen, Fahnen, für die heiligen Funktionen
die Gewänder zu bereiten, betrachtet es als ein
Ehrenrecht, als eine erhabene Pflicht. Ueberall
bilden sich Paramentenvereine, die von der ersten
und dringlichsten Aufgabe, das Vorhandene her-
zustellen und zu erhalten, in der Regel sehr
bald den Uebergang finden zu dem Bestreben,
Neues anzufertigen. Hierbei liegt ihnen häufig
genug die Sorge ob nicht nur für die Hand-
thätigkeit, sondern auch für die Beschaffung der
Materialien, der Seide, des Leinens, des Fut-
ters, der Börtchen, Schnürchen, Fransen u. s. w.
Die Beschränktheit der Mittel läfst nicht selten
die Auswahl ohne Ueberlegung treffen, zumal
wenn der Thatendrang zügellos waltet, wenn
dem Bestreben, zu Vieles auf einmal zu unter-
nehmen, kein Hemmschuh sich anlegt.

Zunächst handelt es sich um den alten Be-
stand an Paramenten, von dem nichts irgendwie
noch Verwendbares geopfert werden darf, der

vielmehr nach Möglichkeit erhalten, restaurirt,
umgearbeitet werden mufs. Hierbei verdienen
auch die den letzten Jahrhunderten, also der
Barok- und Rokokozeit angehörigen Stoffe, die
sich vor den neuen Geweben fast immer durch
Solidität, häufig auch durch bessere Wirkung
in Dessin und Farbe auszeichnen, sorgsame
Beachtung und geschickte Behandlung. Unge-
schickt aber ist es, solche Stoffe mit modernen
Einsätzen oder Borten, die fast immer gothi-
sirende Motive zeigen, zu versehen. Sind solche
Erneuerungen (z. B. Einsätze von Kreuzen) an-
gezeigt, die einem Paramente oft auf Jahrzehnte
seine Gebrauchsfähigkeit wieder verleihen, dann
wird das dazu erforderliche Material nicht aus
den Paramentengeschäften zu beziehen, sondern
unbrauchbar gewordenen Paramenten und den
sonstigen Ueberresten und Abfällen, aus denen
der Flickkasten sich zusammensetzt, zu entneh-
men, oder beim Antiquar zu suchen sein. —
Ist so der alte Bestand besorgt und gesichert,
dann mag an neue Anschaffungen gedacht wer-
den, für die aber Solidität des Materials erster
und höchster Grundsatz sein mufs. Wenn es
sich um dessinirte Stoffe handelt, so können
diese in der Regel nur -von den Paramenten-
händlern bezogen werden, weil gewöhnlich nur
bei ihnen die kirchlichen Muster (und Farben)
 
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