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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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371

1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. — Nr. 10.

372

hat, läfst der Verfasser Untersuchungen angedeihen,
die ebenso viel Tiefe als Geschmack und Objektivität
bekunden und dem Leser das Urtheil erleichtern, ob-
gleich sie über dasjenige des Verfassers keinen Zweifel
lassen. Der Ueberblick. über die Entwicklung der
Kunst in diesem und im vorigen Jahrhundert, in der
die malenden und zeichnenden Künste im Vorder-
gründe stehen, wird das Interesse in besonderem
Mafse wecken; die scharfe Charakterisirung und be-
stimmte Abwerthung der in den letzten Jahrzehnten
vom Schauplatze abgetretenen Malerfürsten wird auf
die Anschauungen Mancher von wesentlichem Einflüsse
sein. — Ein eingehendes Register erleichtert die Be-
nutzung des vortrefflichen Buches, welches sich als
eine der kostbarsten Gaben des Weihnachtsbücher-
marktes bewähren wird. Schnütgen.

Königliche Museen zu Berlin.

Beschreibung der Bildwerke der christlichen
Epoche. Mit 68 Tafeln und 70 Textillustrationen.
Bearbeitet vonWilh. Bode u. Hugo von Tschudi.
Geh. 20 Mark. Berlin, W. Spemann. 1888. 40.
VI und 268 S.

Ein Werk, das der herrlichen Sammlung ebenbürtig
ist, dern Bestände es in Wort und Bild gleich muster-
haft vorführt. Was das Berliner Museum an Werken
der Bildnerkunst im weitesten Sinn aus christlicher
Zeit besitzt, ist viel zu wenig bekannt und gewürdigt:
keine Sammlung der Welt hat dergleichen aufzuweisen.
Mögen da und dort einzelne Werke und ganze Gruppen
von hervorragendem Werlhe zu finden sein: nach
Fülle und Wahl steht die Berliner Sammlung wohl
allen voran, so dafs es kaum Uebertreibung ist, wenn
man sagt, um italienische Plastik in bequemer Ueber-
sicht zu sludiren, müsse man das Berliner Museum be-
suchen. Wie Bode's Sinn und Thatkraft die Samm-
lung selbst gestaltet hat und sie belebt, so gehört auch
ihm die schöpferische Idee des herrlichen Katalogs. In
wohl abgewogener Kürze werden nach Zeiten, Ländern,
Schulen und Meistern gegen 1200 Nummern beschrieben
und mit fast gleichviel Abbildungen begleitet. Soweit
sie in den Text eingedruckt sind, stehen dieselben
nach Darstellungsweise und farbigem Werth in wohl-
thnendem Einklang mit der Druckwirkung der Schrift,
ein in deutschen Veröffentlichungen seltener Fall. Die
weitaus giöfste Zahl der Abbildungen ist auf Licht-
drucktafeln, sparsam zwar, aber durchaus genügend
vereinigt. Dafs das deutsche Mittelalter, sowohl in
kleinern Werken (Elfenbein), als auch in Arbeiten der
grofsen Skulptur nicht zu kurz kommt, soll mit um
so gröfserer Anerkennung hier hervorgehoben werden,
als seitens vieler Sammlungen unsere deutsch-mittelalter-
liche Skulptur bislang mit einer wahren Verachtung be-
handelt zu werden pflegte, und in Folge davon unzählige

werthvolle Stücke verschleudert wurden, für welche
unsere Lokalsammlungen die nächste und berechtigte
Bewahrungsstätte gewesen wären.

Mainz. Friedrich Schneider.

Verzeichiüfs der Kunstdenkmäler der Provinz
Schlesien. In amtlichem Auftrage bearbeitet von
Hans Lutsch, Kgl. Regierungsbaumeister. Bd. II.
Lieferung 1—3. 80. Breslau, W. G. Korn. 1888.

Die vorstehend bezeichnete, an die 188G erschienene
Monumentenstatistik der Stadt Breslau sich anreihende
Veröffentlichung verdient die jener Statistik vielfach
zu Theil gewordene lobende Anerkennung in be-
sonderem Mafse. Wenn man bedenkt, welche ge-
schichtlichen Studien, wie viele eingehende Ermitte-
lungen an Ort und Stelle zur Bewältigung des so reichen,
vielgestaltigen Stoffes erforderlich waren, so begreift
man kaum, dafs dies binnen verhältnifsmäfsig so kurzer
Frist möglich geworden ist.

Die erste Lieferung hat die Denkmäler der Graf-
schaft Glatz und des Fürstenthums Münsterberg, die
zweite die des Fürstenthums Schweidnitz, die dritte
die Denkmäler der Fürstenthümer Brieg und Breslau
zum Gegenstand. Jedem Hauptabschnitte ist eine
Einleitung vorangeschickt, welche einen Ueberblick
über die Geschichte des betreffenden Landestheils ge-
währt und ist derselben eine Literaturangabe beigefügt.
Es folgen sodann in alphabetischer Ordnung die Ort-
schaften, worin sich künstlerisch Bemerkenswertb.es be-
findet. Alles dahin Gehörige, den Inhalt der Sakristeien
nicht ausgeschlossen, wird genau beschrieben unter be-
sonderer Hervorhebung der Bauwerke. Auch hier
wird auf die bezügliche Literatur hingewiesen und auf
eine Datirung der beschriebenen Gegenstände Bedacht
genommen. Der Unterzeichnete der in Schlesien blofs
Breslau und Brieg näher kennen zu lernen Gelegenheit
hatte, kann, soweit sein Urtheil reicht, in Bezug auf
letztgenannte Stadt nur sagen, dafs der Verfasser, wie
in formeller, so auch in sachlicher Beziehung seiner
Aufgabe sich vollkommen gewachsen zeigt.

Zum Schlufs sei noch einem Wunsche Ausdruck
gegeben. Derselbe geht dahin, dafs dem Werke ein
Bilderatlas beigegeben werde. Wie umständlich die
Beschreibungen von Kunstwerken, namentlich von
Bauten auch sein mögen, dem Nichtfachmann werden
sie eine klare Vorstellung nicht gewähren, ein lebendiges
Interesse bei demselben schwerlich wecken, ja selbst
den Fachmann in mancher Beziehung unbefriedigt
lassen, weshalb denn auch bei Weitem die meisten
ähnlichen Werke sich mit Abbildungen ausgestattet
finden. Es läfst sich kaum denken, dafs die Provinz
Schlesien vor der zu jenem Zweck erforderten Geld-
aufwendung dauernd zurückschrecken werde. — Für
Pfingsten 1889 ist die den Band vollendende Schlufs-
lieferung nebst Titelblatt und Inhaltsverzeichnifs in
Aussicht gestellt.

Köln. A. Reichensperger.
 
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