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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Schnütgen, Alexander: Ein niederländisches Flügelbild aus dem Ende des XV. Jahrhunderts
DOI Artikel:
Neumann, W. A.: Beitrag zur Würdigung des Hausaltars König Andreas III. von Ungarn
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0042

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1889. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 2.

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der ganzen Höhe seiner Zeit, sowohl was den
Schmelz der Töne, das Spielen mit den Lichtern
und vor Allem die Mannigfaltigkeit der Farben
angeht. Dafs ihm auch die Detailausführung sehr
geläufig, beweisen nicht nur die vielen minutiös
und doch sehr klar und bestimmt durch-
gebildeten Scenen, sondern auch die wenigen,
aber desto sorgsameren Gewandmusterungen.
Aus den letzteren und noch mehr aus den Trach-
ten, namentlich aus den schon auftretenden ge-
rundeten Schuhen neben leicht gespitzten, ergibt
sich das Ende des XV. Jahrhunderts als
die Ursprungszeit unseres Klappbildes mit
grofser Bestimmtheit. Auf die Schule von Dirk
Bouts, der aus Haarlem stammte, wohl schon
seit der Mitte des XV. Jahrhunderts in Löwen
ansäfsig war und 1475 starb, weisen die meisten
Anzeichen hin. In erster Linie ist es die fein

ausgeführte Landschaft, die Blätterung der Bäume
des Vordergrundes, die eingehende Behandlung
des Bodens und seine Ausstattung mit Kräutern,
was an ihn erinnert. Aber auch die Tiefe und
Sättigung der Töne, die Klarheit des Vortrages,
die länglichen, knochigen Gesichter, die Ruhe
und Leidenschaftslosigkeit der Gestalten, der
Mangel an dramatischer Wirkung, die seine
Gemälde (in Löwe, Brügge, Frankfurt, München,
Nürnberg etc.) charakterisiren, begegnen uns
hier wieder. Wir dürfen daher unser Klapp-
bild wohl seiner Schule zuweisen und den Ge-
danken aussprechen, dafs vielleicht einer seiner
beiden Söhne Dirk und Albrecht, die ebenfalls
Maler waren, aber in keiner Arbeit mehr
nachweisbar sind, dasselbe geschaffen hat. —
Möge das hervorragende Werk demnächst eine
gute Stelle finden! Schnütgen.

Beitrag zur Würdigung des Hausaltars König Andreas des III. von Ungarn.

Mit Abbildung.

Vorbemerkung: Im Heft III des vorigen
Jahrganges hat unser Mitarbeiter, Herr Geist-
licher Rath Dr. Fr. Schneider, den Hausaltar
des Königs Andreas 111. von Ungarn (1290 bis
1301) auf Grund einer bezüglichen Veröffent-
lichung des Herrn Jakob Stammler, Pfarrer zu
Bern, zum Gegenstande einer Studie gemacht,
welche namentlich auch durch Beigabe der
grofsen Lichtdruck-Abbildungen die Aufmerk-
samkeit der Fachkreise in erhöhtem Mafse dem
herrlichen Kunstwerke zugewandt hat. Ganz be-
sondere Theilnahme wurde demselben in Ungarn
entgegen gebracht. Wie der Konservator am
Ungarischen Nationalmuseum in Budapest, Herr
ßr. Joseph Hampel schreibt, ist einer seiner Mit-
arbeiter am Museum, Herr Dr. Bela Czobor,
bereits damit beschäftigt, die Entstehung der
Tafel durch verwandte Beispiele zu beleuchten
und die technischen Eigenthümlichkeiten, na-
mentlich des Filigran, vom Standpunkte der
Verbreitung dieser Technik in Ungarn zu be-
handeln. Wir werden Sorge tragen, dafs die
Ausführungen des Ungarischen Archäologen zur
Zeit an dieser Stelle zur Mittheilung und Er-
örterung gelangen. Inzwischen bringen wir die
nachfolgenden gründlichen und interessanten
Ausführungen über denselben Gegenstand zum
Abdrucke. D. H.

Im Reliquienschatze des Hauses Braunschweig-
Lüneburg befindet sich ein Plenar (vollständiges
Mefsbuch), welches im Jahre 1339 den Einband
erhalten hat, den wir in Xylographie den Lesern
bieten. Dieser Bucheinband ist entweder ein
Nachbild der Retabel des Andreas III., oder aber,
er sowohl wie die Retabel haben ein einziges,
irgendwo in Italien oder Venedig vorhandenes
Vorbild. Denn dieser Buchdeckel wie die Retabel
können aufgefafst werden als bestehend aus einem
breiten Bilderrande, in welchem Jaspisblättchen
mit gemalten Pergamentblättchen abwechseln,
und aus einem eingefafsten Grunde, in welchem
keine Jaspisblättchen mehr sich finden, sondern
nur Bildchen, deren Mitte in der Berner Retabel
je ein Edelstein einnimmt, während im Braun-
schweiger Buchdeckel unter die Bildchen des
vertieften Mittelstückes in gefälliger Weise, so dafs
ein Kreuz entsteht, die vier Evangelistensymbole
mit einem centralen Kreuzpartikel vertheilt sind.
Aber auch hier wie an der Berner Retabel ist
jede Darstellung von einem quadratischen Berg-
krystallplättchen geschützt. Ein kleiner Unter-
schied, dafs nämlich an der Berner Retabel die
Krystall- und Jaspisplättchen ohne trennendes
Leistchen aneinanderstofsen, während an dem
Braunschweiger Plenar sowie an zwei bald zu
bezeichnenden verwandten Stücken die Krystall-
 
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