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Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0017

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1890. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

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Die Gewölbemalereien in der Kirche zu Meldorf in Dithmarschen.

Mit 3 Abbildungen.

eldorf, die Hauptstadt von Süder-
dithrnarschen, besitzt in seiner dem
hl. Johann B. geweihten Kirche, dem
„Dome", wie sie mit gewissem Rechte
das Volk nennt, einen mit der Geschichte des
Landes innig verbundenen Schatz und zugleich
eines der werthvollsten, ja wohl das wichtigste
Bauwerk Schleswig-Holsteins. Hier erhob sich
bald nach der Unterwerfung des Landes durch
Karl d. Gr. neben Hamburg, Schenefeld und Hei-
ligenstedten eine der vier Taufkirchen nördlich
der Elbe, von welchen das Licht des Christen-
thums ausging. Wohl um oder kurz vor Mitte
des XIII. Jahrh. entstand die jetzige mächtige,
kreuzförmige Pfeilerbasilika, und das ganze Land
trug, wie überliefert ist, zum Bau derselben bei.
Meldorf war die Hauptstadt des Landes Dith-
marschen während der glorreichen Zeit seiner
Freiheit; ihre Kirche, deren Thurm den Schiffern
als sicherer Hort zur See hinaus leuchtete, galt
den Dithmarschen als Mittelpunkt ihrer Kraft,
als nationales Heiligthum, ähnlich Roeskilde
den Dänen u. a. Alle Zeiten haben sie des-
halb reich geschmückt und sie festzuhalten ge-
sucht mit mächtigen Mauerpfeilern und eisernen
Ankern. Doch auch dieses ehrwürdige Werk
entging den Unbilden der Jahre nicht; eine
Erneuerung war dringend geboten. Nachdem
während der Zeit von 1868 bis 71 ein neuer,
stilistisch nicht genügender Thurm errichtet,
erfolgte 1879 bis 82 durch W. Narten die Re-
staurirung sämmtlicher übrigen Gebäudetheile.
Hierbei bot sich die willkommenste Gelegen-
heit, eingehender als bisher die auf einigen Ge-
wölbeflächen sichtbaren Malereireste prüfen zu
können, welche schon lange die Aufmerksam-
keit der Kunstfreunde auf sich gelenkt hatten.
Mit dankenswerther Unterstützung der Königl.
Regierung erfolgte vorerst die Erneuerung der
Gewölbemalereien des nördlichen Kreuzflügels,
die im Herbste des Jahres 1888 vollendet war.
Mit der Ausführung wurde der Geschichtsmaler
Leopold Weinmayer aus München betraut,
welcher durch die Bewältigung ähnlicher Auf-
gaben im Ulmer Münster, der Erasmuskapelle des
Domes zu Limburg a. d. L., der Marienburg u. a.
vollgiltige Beweise seines Könnens gegeben hatte.
Zum Verständnifs der Gemälde-Anordnung
sei gesagt, dafs die sämmtlichen, rund 9 m im

Quadrat haltenden Joche des Schiffes, Quer-
hauses und Chores mit im Lichten 4,5 m hohen,
also halbkugeligen Kuppelgewölben gedeckt
sind, welche Kreuz- und Diagonalrippen in
acht Flächen zerlegen; jedoch setzen die Kup-
peln des Vierungs- und des Chorjoches etwa
80 cm höher als die übrigen an. Die Chor-
kuppel, welche früher durch eine Netzgewölbe
ersetzt worden war, wurde bei der letzten Re-
staurirung wieder hergestellt.

Die hier abgedruckten Abbildungen ver-
anschaulichen (klein in ihrer Gesammtheit, zwei
Kappenfüllungen in gröfserem Mafsstabe) die Ge-
mälde der nördlichen Kuppel. Nach Entfernung
der Stucküberzüge zeigten sich die meisten Dar-
stellungen ziemlich erhalten; leider aber waren
die der Felder x u. y und die der Zwickel /f,
5, 7 u. 8 ganz vernichtet. Vor der Erneuerung
fertigte der Photograph Claussen zu Meldorf
photograph. Aufnahmen der Gemälde an, nach
welchen R. Haupt (»Die Bau- und Kunstdenk-
mäler der Provinz Schleswig-Holstein«, 3. und
4. Liefrg., S. 128, Figur 186) die Felder wenig
genügend wiedergibt.

Die Darstellungen sind folgende:

Erster Gürtel.

a. Gott Vater schafft die Thiere. Voran ein Affe;
Hund, Hase, Lamm u. Widder, Hirsch; Vögel,
unter ihnen ein Kakadu.

b. Erschaffung der Eva.

c. Erschaffung von Sonne, Mond und Sternen.
Vögel, Gott Vater anschauend; ein Löwe,
Weintrauben fressend.
 
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