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Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0081

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129

1890.

ZEITSCHRIFT KÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

130

Spätromanische, gestickte Mitra.

Mit 2 Abbildungen.

I m Besitze der Herren Gebr. Bourgeois zu
Köln befindet sich die hier von beiden
Seiten abgebildete Mitra, welche dem An-
fange des Xlll. Jahrh. angehören und in
—'- Norditalien entstanden sein dürfte. Dieselbe
hat eine Breite von 29 cm, eine Höhe von
25 cm; eine ganz aufsergewöhnliche Länge
— 52 cm — zeigen die beiden Bänder.
Runde Medaillons mit Brustbildern von
Heiligen bilden die Verzierung wie des
um die Stirne laufenden Reifens, des sog.
circulus, so der beiden aufsteigenden, in
die sogen, ccrnua auslaufenden Streifen,
welche titulus heifsen. Je eine Standfigur
füllt mit einzelnen Steinornamenten die bei-
den Zwickel der Vorderseite mit der Dar-
stellung der Verkündigung, wie der Rück-
seite mit den Bildern des hl. Laurentius (?)
und des hl. Franziskus aus. Auf den Bändern
(infulae, fanones), an deren Spitze merkwürdiger-
weise zwei strahlenumgebene, ohne Zweifel Sonne
und Mond darstellende Köpfe, wechseln unter
geschweifte Spitzbögen gestellte Standfiguren
mit runden Medaillons ab, welche mit Thier-
figurationen ausgestattet sind, nach dem Muster
der orientalischen Gewebe. In dieser Anordnung
spricht sich grofse Bestimmtheit aus, welche
durch die konsequente Vertheilung der Farben
noch erhöht wird. Die eigentliche Grundfarbe
ist Roth, auf diese sind aber direkt nur eine
Standfigur der Vorder- und Rückseite gestellt.
Bei allen anderen Figuren bildet Blau den
Hintergrund und die meistens in Gold ausge-
führten, fast nur in den Karnationstheilen farbig
behandelten Figuren, sowohl als Medaillons mit
der etwas erhöhten Goldumsäumung, wie als
Standfiguren in der Goldarchitektur-Fassung,
heben sich von diesem Fond vorzüglich ab.

Die Technik ist keine ganz minutiöse, aber
doch eine sehr saubere und geschickte. Die
Figuren sind in den ziemlich groben Leinen-
grund in der Weise eingetragen, dafs die metal-
lischen Goldfaden, aus welchen durchweg die
Gewänder gebildet sind, etwas lose, daher wellig
durch Ueberfangstich befestigt sind, aber nicht,
wie in der spätgothischen Periode, durch üeber-
stickung der gleichmäfsig und parallel gespann-
ten Fäden, sondern in einer dem Faltenwürfe
entsprechenden, daher mehr an Modelliruiv
 
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