Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0082

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
131

1890. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

132

erinnernden Anordnung. Im Stilstich sind dann
die farbigen Konturen so energisch eingetragen,
dafs die Zeichnung, wenn auch stellenweise
noch etwas unbehülflich, aber doch durchaus
bestimmt hervortritt. Die Karnationsparthien
sind sämmtlich, wie es bis tief in die gothische
Periode die Regel war, nicht in ebenmäfsig fort-
geführten Vertikalstrichen, sondern in unregel-
mäfsiger Form hergestellt, wie sie das Bestreben,
die einzelnen Theile für sich zu gestalten und
gewissermafsen zu modelliren, mit sich brachte.
Von dem farbigen Grunde wer-
den die einzelnen Figuren durch
kontrastirende Konturen gelöst.
Der Grund selber, dem die
Figuren ausgespart
sind, ist überall in
Flockseide ausge-
führt, welche durch
ein Netz von Ueber-
fangstichen festge-
legt ist und des-
wegen eine für die
Wirkung sehr vor-
theilhafte Körnung
zeigt. Die durch
die figurale Anord-
nung zahlreich ent-
standenen Zwickel
sind meistens durch
Goldranken ausge-
füllt, wodurch die ohnehin schon sehr vor-
theilhafte harmonische Wirkung des Ganzen nur
noch gesteigert wird.

Zwei Eigenschaften sind es vornehmlich,
welche der in Rede stehenden Mitra einen hohen
vorbildlichen Werth verleihen und deswegen
besonders hervorgehoben zu werden verdienen:
die Klarheit in der Zeichnung und die
Einfachheit in der Färbung. — Bei der
Fest-Mitra bilden circulus und titulus nicht nur
die Kernpunkte der Dekoration, sondern eine
Art von Gerüst. Diesem Charakter entspricht

es, wenn beide gewissermafsen als Rahmenwerk
behandelt werden, als breite markige Borten.
Als solche erscheinen sie hier, indem ihr figür-
licher Schmuck nur in aneinandergereihten
Medaillons besteht, die von Kreisen kräftig ein-
gefafst und in den Ecken mit Ornament gefüllt,
eine fortlaufende Serie, also eigentliche Streifen
bilden. Ihnen gegenüber erscheinen die Zwickel
mehr als Füllung, für welche sich weniger ge-
bundene Gestaltungen und, bei ihrer länglichen
Form, Standfiguren als Ausstattung empfahlen.
Die Goldsterne, welche diesen
als Hintergrund dienen, nehmen
ihnen ihre Isolirtheit und glie-
dern sie so dem Ganzen ein und
unter. Für die fano-
nes erschienen bei
deren Länge auch
Standfiguren als De-
korationsmittel an-
gezeigt, aber nur in
der Abwechslung
mit rein ornamen-
talen Medaillons.—
Die Wirkung der
Mitra, selbst in die
Entfernung, ist die-
ser klaren und be-
stimmten Einthei-
lung und Anord-
nung, aber auch
ihrer so einfachen Färbung zuzuschreiben, die
eigentlich nur aus Roth, Blau und Orange besteht,
sowie aus Gold und Silber. Gerade dieser Be-
schränkung auf einige kräftige Farben, dem Ver-
zichte auf alle Nebentöne verdanken die mittel-
alterlichen Glas- und Wandmalereien, zumal die
romanischen, aber auch, wie wir im vorliegenden
Falle mit frappanter Deutlichkeit sehen, die Nadel-
malereien, also die Stickereien, ihre bezaubernde
Wirkung, den so befriedigenden harmonischen
Eindruck, den die neueren bezüglichen Kunst-
erzeugnisse fast ausnahmslos vermissen lassen.

Schnitt gen.

Einbanddecke in der Königl. Sachs. Bibliograph. Sammlung zu Leipzig.

Mit Abbildung.

Die Königl. Sachs. Bibliograph. Sammlung Sammlung, der verstorbene Kommerzienrath

besitzt unter ihren grofsen Schätzen an Inkuna- H. Klemm zu Dresden, hat leider von dem

beln nur sehr wenige, die noch in ihrem alten gröfsten Theil derselben die alten Einbände

Gewände erhalten sind. Der Vorbesitzer der ! herunterreifsen und die Bücher neu binden
 
Annotationen