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Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0111

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185

1890.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

186

Die Restaurirung

ist von berufener Feder in der »Zeitschrift für
christliche Kunst« (IL Jahrg. Heft 4 und 5) zur
Sprache gebracht worden, sehr zu rechter Zeit
und also doppelt verdienstlicher Weise. Schreien
doch vieler Orten unwürdige Zustände nach
Abhülfe, und so manche in ihrem konstruktiven
Zustande gefährdete alte Kirche fordert drin-
gend die Inangriffnahme der Rettungsarbeiten,
welche Rath- oder Mittellosigkeit bislang hin-
ausschieben liefsen.

Die Zeitschrift wird ihr eigenstes Berufsfeld
bearbeiten, wenn sie die angeregte Besprechung
nicht ausgehen, vielmehr dieselbe zur stehenden
Rubrik sich entwickeln läfst, in der nicht nur
prinzipielle Erörterungen, sondern auch lehr-
reiche Einzelfälle zu finden sein mögen.

Das nachstehend auszüglich hier mitzuthei-
lende Gutachten, betreffend die Restaurirung
der Pelpliner Kathedralkirche, welches nach der
Meinung sachkundiger Freunde allgemeineren
Nutzens sein soll, wurde vor Jahren erstattet,
als die Wiederaufnahme der Wiederherstellungs-
arbeiten zur Erwägung stand. — Um das Inter-
esse der Leser zu erwärmen, wird über die
Kirche vorab Einiges zu sagen sein.

Nach der Stammtafel der Cisterziensemieder-
lassung (Janauschek »Orig. Cisterz.« Tom. I.) er-
scheint das Kloster an der Fersa, im Lande der
frommen Pomerellen-Fürsten, gegründet 1267,
als Tochter von Doberan in Mecklenburg (1171),
welches seinerseits von Amellunxborn in Braun-
schweig (1135) und durch unser niederrheinisches
Kamp (vetus campus, 1123J von Morimond, einer
der Töchter von Cisteaux, abstammte.

Die Kirche von Pelplin, 1472 zuletzt geweiht,
zeigt, übereinstimmend mit der Stammtafel, un-
verkennbare Familienähnlichkeit mit Doberan.
Sie ist selbstredend ein Backsteinbau, im Lang-
schiffe dreischiffige Basilika, das Mittelbaus stark
überhöht, und im Querhause zweischiffige Halle
gleicher Höhe. Alle vier Enden des Kreuzes
sind gradlinig geschlossen und mit reichen Gie-
beln bekrönt. Die ziemlich auf halber Länge
liegende Vierung trägt ein Dachreiter barocker
Form mit wälscher Haube.

Die Geschichte des Klosters verlief unter sehr
schweren Kriegsbedrängnissen, sowie dem Wech-
sel deutscher und polnischer Sprache und Sitte,
zu dem mit den Schwestern gemeinsamen Ende
der Säkularisation bis in unser Jahrhundert hinein.

unserer Kirchen

Die alte Bischofsresidenz Kulmsee, deren
Kathedrale, zur Dorfkirche herabgesunken, heute
aus Staatsmitteln unter der guten Hand des
Restaurators der Marienburg wiederhergestellt
wird, hatten inzwischen Krieg und Brand von
Grund aus zerstört, und als in Folge der Bulle
de salute animarum etc. das neue Bisthum Kulm
1821 gegründet wurde, wies man diesem das
leerstehende Pelplin als Residenz zu.

Während die Klostergebäude seitdem mehr-
fache Umbauten und Erweiterungen erfuhren,
auch Bischofspalais und Verwaltungsgebäude im
damaligen Kasernenstile hinzugebaut wurden,
verblieb die Kirche ziemlich unverändert in dem
Zustande, in welchem die Cisterzienser sie ver-
lassen hatten, aufsen durch die Witterung und in
Folge ärmlicher Unterhaltung schwer beschädigt
und entstellt, die Fenster ihrer Mafswerke und
die Strebepfeiler ihrer Verdachungen beraubt,
die edlen Verhältnisse innen und aufsen gestört
durch hohe Aufmauerung der Brüstungen in den
Fenstern, (wohl das Radikalmittel des vorigen
Jahrhunderts gegen die überhand nehmende Zug-
luft in dem schlecht im Stande gehaltenen
Raum,) die Giebel nach argen Zerstörungen in
unpassender Form wiederhergestellt bezw. weiter-
gebaut, das Innere des übrigens gesund da-
stehenden Gebäudes mit der Alles deckenden
weifsen Kalktünche überzogen, der herrliche
Raum des hohen Chores durch einen kolossalen
Hochaltar des XVII. Jahrh. bis unter das Gewölbe
zerschnitten, der hinlere Theil todtgelegt, das
grofse Ostfenster im geradlinigem Chorschlufs
mit Holzpfosten in ordinärer Verglasung dürftig
geschlossen und gänzlich aufser Wirkung gesetzt.

Die Restaurationsbestrebungen der 50er Jahre
haben nicht viel gebessert. Ein Theil der Fenster
erhielt moderne Glasmalereien ohne vorgängige
Erneuerung der Mafswerke, und wo man letz-
tere erneuert hat, im grofsen Westfenster, geschah
dieses in reichen rheinischen Formen und un-
passend kleinem Mafsstabe, auch mit Einführung
der dem Maler für seine Komposition der
Assumptio B. M. V. bequemen Fünftheilung an
Stelle der ursprünglichen grofs und schlicht aus-
gebildeten Viertheilung.

Es war demnach kaum zu bedauern, als
dieser Anlauf zum Stocken kam, ohne dafs für
Weiteres, wie für die geplante Beseitigung der
sämmtlichen keineswegs durchweg werthlosen
 
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