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Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0121

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203

1890. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

204

In geschichtlicher Hinsicht sei hier auf Grund
der „Beilage zum städtischen Verwaltungsbericht
für das Jahr 1888/89 (Düren 1890, Hamel'sche
Buchdruckerei)" Seite 31, noch bemerkt, dafs
Pastor Hildebrand van Wevorden und Drove,
dessen Bildnifs sich unten im Fenster befindet,
als Gelehrter weit berühmt war, und von seinen
Zeitgenossen als solcher sowohl wie als thätiger
Pfarrer hohe Verehrung genofs. Besonders gilt
dies von der Stadt Düren, wo er als Pfarrer der
St. Martinus- (heutige St. Anna-) Kirche segens-
reich wirkte und im Jahre 1537 starb. Die Hild-
brand'sche Kapelle der letztgenannten Kirche in
reichen Formen der Spätgothik wurde von ihm
begonnen, gerieth jedoch durch die schreck-
liche Verwüstung, welche Düren bei der Erstür-
mung durch Kaiser Karl V. im Jahre 1543 erfuhr,
in's Stocken und gelangte nie zur Vollendung.
Die stilgerechte Herstellung derselben blieb un-
serer Zeit vorbehalten und ist gegenwärtig unter
Wiethase's Leitung im Werke.

Dem Herrn Bürgermeister Werners von
Düren, welcher das Vorhandensein dieses Fen-

sters an der Hand von Aufzeichnungen im
Dürener Stadtarchiv zuerst ermittelte, kömmt
das Verdienst zu, auf das werthvolle Kleinod
zuerst die Aufmerksamkeit hingelenkt, dasselbe
in der oben erwähnten Beilage beschrieben und
dessen kunstgerechte Wiederherstellung angeregt
zu haben, zu welcher Herr Landräth v. Breuning
zu Düren sowie der Kirchenvorstand von Drove
in thatkräftiger Weise mitwirkten.

Dafs diese Wiederherstellung, welche den
Glasmalern Schneiders u. Schmolz in Köln über-
tragen wurde, keine leichte Aufgabe war, möge
man daraus entnehmen, dafs ein grofser Theil,
etwa ein Viertel des Ganzen, mit falschem Flick-
werk versehen war und daher erneuert werden
mufste. Der übrige Theil hatte durch den Einflufs
der Witterung, noch mehr aber durch unrichtige
Behandlung beim Reinigen sehr stark gelitten.

Pfarrern und Kirchenvorständen kann nicht
genug anempfohlen werden, die Behandlung
alter Glasgemälde auch in Bezug auf Reinigung,
nur sachverständigen Händen anzuvertrauen.

Köln.

Chr. Schneiders.

Aus der Capilla Real zu Granada.

j|afs heute noch eine Kollektion echter
Memlincs gefunden werden könne,
von denen nirgendwo etwas ge-
schrieben steht, ist schon unwahr-
scheinlich genug; dafs dieser kleine Schatz aber
in einer weltberühmten, vielbesuchten Kirche
verborgen ist, verdient gewifs zu den Cosas de
Espana gezählt zu werden.

Als ich vor acht Jahren in Granada war und
eines Morgens in der Königlichen Kapelle mit
einem dortigen Kunstfreund die zu Passavants
Zeit dem Fernando Gallegos zugeschriebenen
altflandrischen Tafeln betrachtete, bemerkte jener,
dafs über den beiden grofsen Seitenaltären der
Vierung noch Reste von Altarwerken verschlossen
seien, die ihm ähnlich gemalt erschienen wären-
Ich hatte diese Altäre bisher nicht beachtet. Die
grofsen retabelartigen Relieftafeln aus der Zeit
Philipp IV. (1632), dessen Büste mit der Isa-
bellens von Bourbon nicht fehlt, waren Schrank-
thüren, welche den Reliquienschatz der Kapelle
verschlossen. Dahinter sollten sich also auch Re-
liquien alter Kunst befinden. Leider wurden diese
Schreine nur an 4 Festtagen des Jahres geöffnet.
Meine Zeit war für die erforderlichen, vermuthlich

umständlichen Schritte zum Zwecke einer aufser-
ordentlichen Aufschliefsung zu kurz bemessen,
überdies meine Erwartung, nach mancherlei Er-
fahrungen, durch Zweifel herabgestimmt.

Bei meiner diesjährigen Anwesenheit jedoch,
und zwar gleich beim ersten Besuch alldort,
traf es sich, dafs nach dem Schlufs des Gottes-
dienstes der Sakristan mit Schlossern erschien,
um Reparaturen an jenen Thüren vorzunehmen.
Welche Ueberraschung, als nun diese sich knar-
rend öffneten, und ich mehr als 20 alte Tafeln
verschiedener Gröfse vor mir sah, die an der
Rückseite der Thürflügel befestigt waren. Dafs
sie sehr verschiedenen Händen, ja Schulen an-
gehörten, leuchtete sofort ein: etwa elf gehörten
in die damalige kastilische, der niederländischen
verwandte Malerschule, zwei mir unbekannten
flämischen Meistern. Aber in acht traten mir
unzweifelhaft die wohlbekannten Typen, land-
schaftlichen Gründe und Farben des Meisters
des Johannes-Hospitals in Brügge entgegen.

Ich bin nun freilich noch nicht in der Lage,
eine eingehende Beschreibung dieser Bilder zu
geben, doch hoffe ich, dafs auch diese kurze
Mittheilung den Verehrern altniederländischer
 
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