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Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0172

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Abhandlungen.

Ceremonienschwert des XV. Jahrh.
im Kölner Dom.

Mit Lichtdruck (Tafel XIII).

eremonien-Schwerter, welche
geistlichen Würdenträgern als
Zeichen ihrer weltlichen Herrschaft
bei öffentlichen feierlichen Aufzügen
vorangetragen wurden, zeichnete zu-
meist eine reichverzierte Scheide aus
und ein einfacher, aber langer Griff,
an welchem das Schwert mit beiden
Händen aufrecht gehalten wurde.
Zu den am reichsten ausgestatteten
Exemplaren dieser Art zählt das in
der Schatzkammer des Kölner Domes erhaltene
als das allein noch übrig gebliebene Abzeichen
der den Kölner Erzbischöfen eigenen kurfürst-
lichen Würde. Es hat eine Länge von 142 cm
und zeigt auf beiden Seiten, mit ganz kleinen
Unterschieden, die gleiche Art der Verzierung.
Wie die nebenstehende Lichtdrucktafel, welche
dieses Schwert bezw. dessen Griff und Scheide
in drei leicht zum Ganzen zusammenstellbaren
Stücken zeigt, erkennen läfst, besteht der Schmuck
des sechsseitigen Griffes vornehmlich in Lilien-
friesen. Diese sind geschnitten, während die
den Kopf bedeckenden Blätter getrieben, die
arabeskenartigen Ornamente, wie sie gerade den
rheinischen Goldschmieden in der spätgothi-
schen Periode besonders geläufig waren, ein-
gravirt sind. Die spiralförmigen Streifen, welche
die ganz horizontale, in je einen Drachenkopf
auslaufende Parirstange gliedern, sind durch
mehrfach gewundene sechsseitige Dräthe ge-
bildet. Das stark halbkreisförmige Metallblech,
welches an jener befestigt ist, zeigt auf der einen
Seite das emaillirte Wappen des Kölner Dom-
kapitels, auf der anderen dasjenige des Kölner
Erzbischofs Hermann von Wied, der von 1515
bis 1547 regierte. Dafs diese beiden Wappen-
schildchen nicht die ursprüngliche Ausstattung
dieser halbrunden Felder gebildet haben, er-
giebt sich aus dem zweifellos höheren Alter
des Schwertes, aber auch aus den in verschie-

denen Löchern bestehenden Spuren einer an-
ders gestalteten früheren Anordnung. Die Perlen
und Granaten aber, welche im Halbkreise den
Rand schmücken, geben sich durch ihre Fas-
sungen als mit den Wappenschildchen gleich-
zeitig hinzugefügte Verzierungen zu erkennen.
Aus noch späterer Zeit stammt die Klinge,
welche die geätzte und vergoldete Inschrift auf
den Kölner Erzbischof Maximilian Heinrich
und auf das Jahr 1662 zurückführt.

Die Scheide, welche, wie der Griff, ganz aus
Silber gebildet und vergoldet ist, besteht aus vier
durch Charniere verbundenen Stücken, welche
von dem Goldschmiede in sehr einfacher aber
äufserst geschickter Weise folgendermafsen her-
gestellt wurden: Die beiderseitigen Profilleisten
wurden in den durch die Klingenbreiten gefor-
derten Distancen durch einige Charniere ver-
bunden, welche zugleich den Halt bildeten für
die schlingenweise darüber gelegten mit dem
Trambulirstichel aufgerauhten Rankenzüge. An
diese wurden die beiden verschiedenen durch
Gufs hergestellten Zweiglein befestigt, über welche
der Künstler in grofser Anzahl verfügte. Sie be-
stehen je aus einer Winde mit zwei Rosenblätt-
chen und wurden in buntem Wechsel, wie Zufall
und Geschick sie an- und durcheinanderfügten,
über die langgezogene Fläche vertheilt, theils an
die mittleren und seitlichen Rankenzüge gelöthet,
theils um die gewundenen Dräthe geschlungen,
welche an den Profilstreifen vorbeilaufen. Auf
diese Weise ist mit den einfachsten Mitteln eine
überaus reiche Wirkung entstanden, ein dichtes,
malerisches Netz- und Flechtwerk von goldenen
Ranken und Blumen, welche sich von dem rothen
Sammetgrunde vortrefflich abheben. Die Stelle
des emaillirten Wied'schen Wappenschildchens
auf der hier abgebildeten Scheidenseite hat ur-
sprünglich offenbar ein anderes Schmuckstück
eingenommen, vielleicht ein Brustbild (etwa des
hl. Petrus). Die Kehrseite hat in dem sehr schön
geformten Brustbild eines Engels, der ein Wappen
hielt, noch ein Schmuckstück aus der Ursprungs-
zeit bewahrt, als welche die zweite Hälfte des
XV. Jahrh. anzusprechen ist. Schnutgen.
 
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