Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 3.1890

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3822#0206

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Abhandlungen.

Gemaltes Triptychon um 1300 im
städtischen Museum zu Köln.

Mit Lichtdrück (Tafel XV).

afelgemälde aus der romanischen
Periode sind grofse Seltenheiten
und selbst aus der frühgothischen
Epoche haben sich nur wenige
erhalten. Bis zu dieser Zeit sorg-
ten in den Kirchen für die Aus-
stattung der Mauern die Wand-
maler, für diejenige der liturgi-
schen Bücher die Miniatoren, und für anderweite
Bethätigung des Pinsels fehlte es an Gelegenheit;
denn die Teppiche und Gewänder wurden von
den Webern und Stickern, die Schreine, Bild-
tafeln etc. von den Goldschmieden und Email-
leuren geliefert, so dafs auch für den Altar-
schmuck, zumal so lange er sich auf den Altar-
tisch beschränkte, vollauf gesorgt war. Erst
am Schlüsse der romanischen Periode, als die
Altar-Vorsätze und -Aufsätze anfingen in Uebung
zu kommen, konnten hier die Goldschmiede
durch die Maler abgelöst werden und vielleicht
hat der Umstand, dafs der farbenprächtige Gru-
benschmelz, nachdem er eben seinen Höhepunkt
erreicht hatte, kurz vor der Mitte des X11I. Jahrh.
fast plötzlich verschwindet, die Maler veranlafst,
in Tafelbildern eine Art von Ersatz für denselben
zu schaffen. Als solcher erscheint namentlich
eine (zu Köln im Privatbesitz befindliche) läng-
liche Holztafel, welche in Konturenmanier mit
fünf Standfigürchen heiliger Jungfrauen bemalt
ist und ehedem die Längsseite eines Reliquien-
kastens bildete. Von dem braunlasirten Grunde
heben sich die nur in den Karnationsparthien
farbig, sonst ganz in Gold ausgeführten, braun
konturirten, sehr schlanken und überaus edel
bewegten wie drapirten Figuren ganz vortreff-
lich ab, in ihrer Wirkung den vergoldeten und
nur in ihren Linien farbig ausgefüllten Gruben-
schmelzfiguren der Uebergangsperiode vergleich-
bar. — Während diese Art frühgothischer Tafel-
gemälde an die Emailbilder anknüpft, verrathen

andere durch ihre mehrfarbige Behandlung, in
der aber das Zeichnerische vorwiegt, den An-
schlufs an die Miniaturen, während die meisten
durch das Bestreben, zu modelliren und durch
aufgesetzte Lichter zu wirken, nach neuen For-
men zu suchen den Eindruck machen.

Zu den Tafelgemälden der letzteren Art zählt
das hier durch Lichtdruck vervielfältigte Trip-
tychon, welches 66 cm hoch und aufgeschlagen
96 cm breit ist. Die hier nicht abgebildete
Aufsenseite zeigt auf farbigem Grund vier Stand-
figuren: die hl. Katharina und Barbara, zwischen
denen die Verkündigung unter spitzbogiger Ar-
chitektur; das Mittelbild zeigt auf vergoldetem,
mit gepunztem Blattwerk reich verziertem Grund
den Heiland am Kreuz, den zwei Engel um-
schweben. Zu seiner Rechten stehen seine
Mutter und die anderen frommen Frauen, kniet
Longinus mit der Lanze, zu seiner Linken stehen
der hl. Johannes, Joseph von Arimathia und Ni-
kodemus sowie der Hauptmann und am Fufse
des Kreuzes kniet in Nonnentracht die Dona-
trix, eine auf Bildern dieser Zeit noch unge-
wöhnliche Erscheinung. Die vier Darstellungen
auf den Flügeln sind durch eine Reihe quadra-
tischer Vertiefungen getrennt, wie eine solche
auch über dem Mittelbild sich hinzieht; sie
hatten die Bestimmung, Reliquien aufzunehmen
und durch Glas- oder Hornplättchen geschlossen
zu werden. Eine aus Verzierungen in Kreide-
masse wie aus abwechselnd rothen und blauen
Glasflüssen gebildete Borte, die als eine Art
von Surrogat für die der romanischen Gold-
schmiedetechnik besonders geläufigen Filigran-
streifen erscheint, umrahmen vornehm und wir-
kungsvoll die einzelnen Darstellungen. — Die
Figuren sind sehr schlank, dramatisch bewegt
und von höchst lebendiger Auffassung, die
Gewänder meisterhaft gefaltet. Die Färbung,
die fast nur aus Roth, Blau, Gelb und Grün
besteht, ist eine sehr lichte, das Gold nur
für die Nimben und Attribute verwendet. Das
Ganze ist ein überaus glänzendes Erzeugnifs
der kölnischen Malerschule um die Wende des
XIII. zum XIV. Jahrh. Schnitt gen.
 
Annotationen