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Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0019

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19

1891. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

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tektur, Ornament und Figuren, unabweisliches
Prinzip, dem Gegenstande selbst aber ist in
Betreff seines Stiles -die Selbstständigkeit ge-
wahrt, wenn er nur die ihn umgebende Archi-
tektur nicht beeinträchtigt.

Zunächst soll eine Sakristei-Einrich-
tung vorgeführt werden, weil gerade sie be-
sondere Schwierigkeiten bietet und, mit ver-
hältnifsmäfsig spärlichen Ausnahmen, arg ver-
nachlässigt erscheint. Sie steht ja gewifs an
Wichtigkeit zurück hinter der Ausstattung der
Kirche selber, aber wo sie der beschränkten
Mittel wegen mit dieser nicht gleichzeitig voll-
zogen werden kann, darf sie keinen Aufschub

mehr erleiden, nachdem jene ihren Abschlufs
gefunden hat. Endlich mufs das Provisorium
aufhören und einem Zustande Platz machen,
welchen die Rücksicht auf die Ehre des Aller-
höchsten und auf die Erbauung der Diener in
seinem Heiligthum gebieterisch erfordert. — Als
Schema wurde eine gröfsere Sakristei gewählt,
um eine gewisse Vollständigkeit des Einrichtungs-
Apparates zu ermöglichen, und die soeben im
Rohbau vollendete Sakristei der neuen Marien-
kirche in Bonn wurde dafür um so lieber über-
nommen, als sie sich in ihrem Grundrifs wie in
ihrem Aufbau an die schönsten und praktischsten
Vorbilder anschliefst. Der Herausgeber.

Muster für die innere Ausstattung einer Sakristei.

Mit Grundrifs und mit 26 Abbildungen auf einer Doppeltafel.

Da es bei der Ausstattung einer Sakristei
nicht allein darauf ankommt, dafs die einzelnen
für sie bestimmten Gegenstände richtig entworfen
und ausgeführt sind, sondern vor Allem auch
darauf, dafs dieselben sich den örtlichen Ver-
hältnissen entsprechend eingliedern, so habe ich
meine bezüglichen Zeichnungen derart einge-
richtet, dafs sie sich, den vier Wänden der Sa-
kristei entsprechend, zu vier Gruppen zu-
sammen setzen (A, B, C, DJ.

Wir nehmen zuerst den hier abgebildeten
Grundrifs zur Hand. Auf ihm ist die Seite,
welche die Eingangsthüre zur Sakristei von
der Strafse (Nr. 6), ebenso die Aufgangsthüre
zur Treppe (Nr. 10) in den oberen Raum und
den eisernen Wandschrank (Nr. 9) enthält,
mit A bezeichnet. Besonderer Erklärung bedürfen
diese drei Hauptgegenstände nicht; Grund- und
Aufrifs sind deutlich und klar angegeben, nur
wird bei der Ausführung der Thüre zur Treppe
(Nr. 10), wie dies im Grundrifs angedeutet, die
Verschalungsseite nach Innen kommen müssen.
(Die später, je nach Bedürfnifs, folgenden Werk-
zeichnungen werden die Details genau angeben.)
Die rechts und links neben der Hauptthüre be-
findlichen Weihwasserkessel sollen unsern Mei-
stern nicht als direkte Vorbilder dienen (denn
es giebt deren noch bessere aus alter Zeit), aber
zeigen, dafs diese Gegenstände eine würdige Auf-
bewahrungsstätte in dem Räume haben sollen.
Der gröfsere Weihwasserkessel hängt an
einem verzierten eisernen Arme (nicht an einem
rohen Nagel, wie ich noch kürzlich in einer
gröfsern Stadtkirche sah). — Ebenso sollen die

alten Mustern nachgebildeten Weihrauch-
fässer (Nr. 3 u. 4) nicht auf der Erde herum
stehen, sondern nach dem Gebrauch aufgehängt
werden können. — Das eiserne Reckchen
(Nr. 2) giebt in etwa an, wie dasselbe zu halten
sei. (Die Schmiedemeister, welche nicht genau
im Stil bewandert sind, mufs ich aufc-die später
folgenden Werkzeichnungen vertrösten.) — Der
eine Weihwasserkessel (Nr. 1) ist aus Mes-
singblech getrieben, der andere (Nr. 5) mufs ge-
gossen werden. Ich möchte hier die Metall-
arbeiter darauf aufmerksam machen, dafs es un-
statthaft ist, alte gegossene Modelle in dünnem
Blech nachzuahmen. Kupferblech bedingt andere
Formen, hier giebt der Hammer an, wie die
Form sein soll. Der Gegenstand, Eimer oder
Leuchter, wird in gegossenem Metall nicht viel
theurer. Die feinen zierlichen Profile, welche die
gegossenen Gegenstände, wie alte Leuchter etc.,
zeigen, können unmöglich in Blech richtig nach-
gemacht werden, da das dünne Blech keine
Masse hat, welche die zierlich abgedrehten Pro-
file bedingen. — Neben der Thüre (Nr. 6) befindet
sich das Täfelchen (Nr. 7) einfach gehalten, das
Mittelfeld matt-schwarz angestrichen, um darauf
schreiben zu können; ich meine, eine solche
Notiztafel wäre in der Sakristei das geeignetste
Mittel, um wichtige Mittheilungen der Beachtung
zu empfehlen. — Das Weihbecken (Nr. 8) ist
hinten glatt und einem alten Muster entnommen,
auch in Nachgüssen vorhanden. —■ Die Bänder
des sonst einfachen feuerfesten Wandkastens
sind durchbrochen in Eisenblech getrieben'; die
mittlere Rosette deckt das Schlüsselloch, die
 
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