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Zeitschrift für christliche Kunst — 5.1892

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Neuentdeckte Steinstufe mit Marmoreinlagen des X. Jahrh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4357#0041

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Neuentdeckte Steinstufe mit Marmoreinlagen des X. Jahrh.

(Mit Abbildung.)

nter den mannigfachen interessanten
Fundstücken, welche, bei Gelegen-
heit der augenblicklich an der Pan-
taleonkirche in Köln vorgenomme-
nen Restaurirungsarbeiten zu Tage gefördert,
Zetignifs ablegen von der ehemaligen reichen
Ausstattung dieser bedeutenden Anlage des Be-
nediktinerordens befindet sich ein origineller
Stein, den die vorstehende Abbildung nach ge-
nauem Aufmafs darstellt.1) Es ist eine 12 cm
starke Kalksteinplatte von 1,16 m Länge und
0,37 m Breite, welche in höchst eigenthümlicher
Weise mit eingelegten fremden Steinarten de-
korirt ist, die mit Mörtel in den für die ein-
zelnen Steinstückchen ausgearbeiteten Vertief-
ungen befestigt sind. Das quer durchschnittene
Ornamentmuster und die fugenrecht bearbeitete
untere Kante der Platte lassen mit Sicherheit
erkennen, dafs neben dieser (in der Breiten-
richtung verstanden) noch eine zweite sich be-
funden haben mufs, auf welcher das Ornament
seine Fortsetzung gefunden hat. Ob auch in
der Längsrichtung der Stein noch eine Fort-
setzung gehabt hat, läfst sich mit gleicher Sicher-
heit nicht schliefsen, da das Ornament die Platten-
oberfläche nicht in ihrer ganzen Länge ausfüllt;
die Vermuthung spricht dafür.

Ueber die ursprüngliche Bestimmung der
Platte dürfte es schwierig sein, eine auf Zu-
verlässigkeit Anspruch machende Behauptung
aufzustellen. Zwar hat sie, wie ihre starke Ab-
nutzung nach beiden Längskanten hin zeigt,
eine Zeit lang als Schwelle gedient, doch scheint
sie dieser Bestimmung erst unterzogen worden
zu sein, nachdem sie bereits von ihrer ursprüng-

') In der Abbildung bedeuten die Schraffirangen:

[| Porphyr, ^ verde antico, ^ dunkelgrüner Marmor,
1=] fleischfarbiger Marmor, ggj schwarzer Schiefermarmor.

liehen Stelle entfernt war. Für diese Muth-
mafsung nämlich spricht die Erwägung, dafs die
erwähnte Abnutzung des Steines an beiden
Längsseiten gleichmäfsig erfolgt ist, eine Art des
Verschleifses, die nicht hätte eintreten können,
wenn nicht beide Kanten völlig freigelegen
hätten, wie dies bei einer Schwelle der Fall ist.
Und da nun nach den übrigen Auseinander-
setzungen jedenfalls die eine ihrer Längskanten
ursprünglich sicher nicht freigelegen hat, so
ist der Schlufs wohl gerechtfertigt, dafs sie als
Schwelle erst verwendet wurde, nachdem der
ursprüngliche Zusammenhang dieses Bautheils
bereits eine Veränderung erfahren hatte. Immer-
hin aber wäre vielleicht die Annahme nicht
ganz von der Hand zu weisen, wonach die in
Rede stehende Platte den Theil eines Boden-
belages von nicht zu grofsen Dimensionen (etwa
des Podiums vor dem Hochaltar) gebildet hat.
Dafs sie ein Bestandtheil einer gröfseren Fufs-
bodenfläche, etwa im ganzen hohen Chor oder
in einer Kapelle gewesen ist, scheint deshalb
nicht wahrscheinlich, weil die eben geschilderte
Technik der Ornamentirung derjenigen, wie sie
für Fufsböden seit ältester Zeit als Mosaik üblich
war, nicht entspricht, und auch für die Benutzung
als Fufsböden bei der ungleichmäfsigen Wider-
standsfähigkeit der verschiedenen Steinsorten
insofern wenig geeignet erscheint, als sich sehr
bald Unebenheiten bemerkbar gemacht haben
würden, wie sie jetzt an dem vorhandenen Rest-
stück wahrzunehmen sind. Wahrscheinlicher ist
somit die Annahme, dafs die erwähnte Platte
den Theil einer senkrechten Wandung gebildet
hat, wie etwa die Vorderseite eines Altars, einer
Schrankeneinfassung oder von etwas Aehnlichem.
Zwar finden sicli im Fufsböden der Kirche
S. Gereon in Köln kleine quadratische genau in
 
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