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Zeitschrift für christliche Kunst — 5.1892

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Nachrichten / Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4357#0045

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63

1892.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

64

Nachrichten.

Neuentdeckte Ornament. Malereien
in einer baierischen Zisterzienser-
Kirche des XII. Jahrh.

Die in der kunstgeschichtlichen Litteratur bisher
wenig beachtete Zisterzienser-Kirche zu Walderbach
in der Oberpfalz (zum erstenrnale näher beschrieben
von Dr. Berth. Riehl im »Repertorium für Kunst-
wissenschaft« 1891, XIV. Heft 5) wurde in jüngster Zeit
einer theihveisen Restauration unterzogen, wobei die
alte Bemalung in ziemlich guter Erhaltung zu Tage
trat. Die auch architektonisch sehr bedeutsame Kirche
wurde in der zweiten Hälfte des XII. Jahrh. und zwar
als Hallenkirche unter Verwendung des Spitzbogens in
den Abseiten erbaut. Die Bemalung beschränkt sich
auf die Gurtbögen der drei Schiffe und die im Haupt-
schiffe dazwischen gespannten starken Diagonalrippen
und verzichtet auf jeden figürlichen Schmuck. Dafür

zeigt sie überaus zierliche und originelle geometrische
Muster, in welche sich stellenweise theils noch streng
romanisch stilisirtes, theils schon vom Lebenshauch der
Gothik etwas berührtes Laubwerk flicht. Der malerische
Gesammtschmuck ist in nur drei bis vier feingestimmten
Tönen (roth und weifs, dazu blau-grau oder gelblichroth
und einmal etwas grün) ausgeführt, erzielt aber bei aller
Schlichtheit durch die Betonung der konstruktiven Glieder
eine bedeutende Wirkung, die durch den warmen Stein-
ton der Pfeiler und Dienste noch gehoben wird.

Wir hoffen, dafs die sorgfältigen Aufnahmen des
Bauwerkes und seiner Bemalung, welche der verdienst-
volle Leiter der Restauration, Herr Kg). Bauamtsassessor
Fr. Niedermayer in Regensburg, gefertigt hat, bald
durch eine Publikation der Allgemeinheit zugänglich
gemacht werden als lehrreicher Beitrag zur Kenntnifs
der Zisterzienserkunst in Altbaiern.

Regensburg. Adalbert Ebner.

Bücherschau.

Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens. Von
Prof. Dr. Paul Lehfeldt. Heft VIII: Herzogthum
Sachsen-Coburg u. Gotha. Amtsgerichtsbezirk Gotha.
— Heft IX: Fürstenthum Reufs ältere Linie. Amts-
gerichtsbezirke Greiz, Burgk u. Zeulenroda. — HeftX:
Herzogthum Sachsen-Coburg und Gotha. Landraths-
amt Waltershausen. Amtsgerichtsbezirke Tenneberg,
Thal und Wangenheim. — Heft XI: Amtsgerichts-
bezirk Tonna. — Heft XII: Fürstenthum Reufs jüngere
Linie. Amtsgerichtsbezirke Schleiz, Lobenstein und
Hirschberg. — Heft XIII: Grofsherzogthum Sachsen-
Weimar-Eisenach. Amtsgerichtsbezirk Allstedt. Jena
1891, Verlag von Gustav Fischer.
Diese sämmtlich im Laufe des Jahres 1891 er-
schienenen 6 Bändchen beweisen deutlich genug den
wackeren Fortschritt dieses hier wiederholt im Sinne
warmer Anerkennung besprochenen Unternehmens. In
den an Denkmälern reicheren Bezirken weifs der Ver-
fasser sich in Bezug auf Beschreibung und Abbildung
die Beschränkung aufzuerlegen, die mm einmal in einem
solchen Werke nothwendig ist, aber auch in den ärme-
ren und öderen Bezirken versteht er es vortrefflich,
durch besonders sorgsames Nachforschen und durch
Hebevolle Vertiefung in die Details eine verhältnifs-
mäfsig reiche Ausbeute zu erzielen. So ist es ihm
gelungen, mehrere romanische, früh- und spätgothische
Bauten bezw. Ueberreste derselben, sowie bedeutsame
Renaissance- und besonders Barock-Anlagen mit reicher
ornamentaler Ausstattung, in die Kunstgeschichte ein-
zuführen. Grabsteine erscheinen aus der frühgothischen
Periode bis in die Rokoko-Zeit in grofser Anzahl und
in merkwürdigen Exemplaren. Für die Holzskulptur,
zumal gegen Schlufs des Mittelalters, liefert er reiche
Beiträge und auch die metallischen und Textilkünste
gehen keineswegs leer aus. Am inhaltreichsten ist natür-
lich das VIII., die Residenz Gotha behandelnde Heft,
obwohl es mit den gewaltigen Schätzen des Museums
nur im Ueberblick bekannt macht. S.

La divina comedia con commenli secondo la sco-
lastica del P. Gioachino Berthier, dei pred. pro-
fessore di teologia nell' universita di Friburgo. Vol. I.
fasc I. Freiburg (Schweiz) 1892, Univ.-Bnchhdlg.
Eine grofsartig angelegte Ausgabe von Dante's
»Göttliche Komödie«, die in 50 Lieferungen erscheinen
und für Subskribenten 120 fr. kosten soll. Die erste
Lieferung enthält die Einleitung und die beiden ersten
Gesänge des „Inferno". Nicht weniger als 3 Bildtafeln
und 37 dem Texte eingereihte, zumeist auf photogra-
phischen Aufnahmen beruhende Abbildungen illustriren
das Gedicht und seinen umfänglichen Kommentar. Da
2000 Illustrationen in Aussicht gestellt werden, so wird
das monumentale Werk den ganzen gewaltigen Denk-
mälerschatz, der sich im Mittelalter und in der späteren
Zeit um das unsterbliche Gedicht entfaltet hat, wohl
in einer nahezu erschöpfenden Vollständigkeit bieten,
eine auch für den Archäologen überaus verlockende
Aussicht. ___________ G.

Das Urbild des Menschen und die natürlichen
Gesetze der Verhältnisse der beiden Geschlechter
von Charles Röchet. In die deutsche Sprache
übertragen von Heinr. Fufs. Mit 20 Abbildungen.
Wien 1892, Verlag von Spielhagen & Schurich.
Dieses Werkchen bietet dem Künstler wie dem Laien
im Text und in den Illustrationen eine Fülle brauchbarer
Angaben und Unterweisungen. Auffällig ist, dafs Autor
wie Uebersetzer die deutschen Schriftsteller, welche die
plastische Anatomie gut behandelten, unerwähnt lassen.
Auch ist es uns aufgefallen, dafs bei der sonst sehr dan-
kenswerthen Berücksichtigung der Höhen- und Längen-
mafse des menschlichen Körpers keinerlei Mafse für
die Breitenverhältnisse, für Schulter und Hüften, bei
beiden Geschlechtern doch so sehr verschieden, an-
gegeben sind. So empfehlenswerth das Heftchen ist,
eine Ergänzung nach dieser Seite könnte es nur noch
brauchbarer machen. Hermelins.
 
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