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Zeitschrift für christliche Kunst — 5.1892

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Effmann, Wilhelm: Die Propsteikirche zu Oberpleis, [2]
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4357#0084

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123

1892.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

124

des nördlichen Querschiffarmes angelegt worden
sein, wie man denn auch damals das Gewölbe
der Thurmempore wird beseitigt und die Bogen-
öffnung der Empore nach der Kirche zu ver-
mauert haben. Neueren Ursprunges sind die
Strebepfeiler an dem Thurme und dem süd-
lichen Querschiffarme sowie die Eisenveranke-
rung des Innern.

Nachdem der Dachreiter über der Vierung
schon vorher durch einen anderen ersetzt worden,
hat man die Kirche im Jahre 1891 einer weiteren
Umgestaltung unterzogen. Auf der Nordseite ist

Fig. 11. Jetziger Chorgrundrifs mit dem neuen
Sakristei-Anbau.

eine in zwei Geschossen sich erhebende Sakristei
an sie angebaut und dabei zugleich die drei-
gegliederte im XIII. Jahrb. hergestellte Nischen-

17) Dieselbe ist in der Wirklichkeit etwas ungünstiger,
als sie hier erscheint; die Säulenvorlage am Treff-
punkt der Nischen ist etwas schwächer, als sie ge-
zeichnet, aufserdem folgt die zum Theil erneuerte
östliche Nische nicht ganz der alten Form: durch An-
ordnung eines kleinen Knickes ist zwischen Vierungs-
pfeiler und Ecksäule eine freie Oeffnung von l1/2 m
gewonnen worden.

Die neu gebildete Grundform hat Aehnlichkeit mit
der schon der gothischen Stilperiode angehörigen, der
Choranlage von St. Ived folgenden Grundrifsanordnung
der Liebfrauenkirche zu Trier. Indes gestatten diese
Rauten mit dem von Oberpleis keinen weiteren Vergleich;
dort sind die Seitennischen planeinheitliche niedrige An-
bauten, in Oberpleis sind sie alte mit dem Kircheninnern
nachträglich in Verbindung gebrachte Thurmbauten.

Ordnung umgestaltet worden: man hat die durch
das alte Thurminnere gebildete Mittelnische in
Wegfall kommen lassen, indem man die seitlichen
Nischen bis zum Treffpunkte verlängerte. Fig. 11
gibt ein Bild von der durch diesen Umbau wie
durch den Anbau der Sakristei neu geschaffenen
Grundrifsgestaltung.17) Das die ursprüngliche
Thurmfläche überspannende Gewölbe des XIII.
Jahrh. kam damit natürlich ebenfalls in Fortfall.
Einen Einblick in dasselbe, vom Chore aus
gesehen, gewährt Fig. 12. —

Ob es nicht vielleicht
möglich gewesen wäre,
die Sakristei auf der ohne-
hin schon verbauten Süd-
seite anzuordnen, mufs
ich dahingestellt sein las-
sen; zu wünschen wäre
es jedenfalls gewesen,
wenn die Beeinträchti-
gung, welche die bis da-
hin noch freie Langseite
durch den Sakristeivor-
bau erleidet, hätte ver-
mieden werden können.
Warum man sich zu der Aenderung in der
Grundform der Chor- und Querschiffflügel ver-
bindenden Nischen und damit zu einem tiefen
Eingriff in den alten, die Geschichte des Bau-
werks wiederspiegelnden Bestand entschlossen
hat, ist mir nicht bekannt, aber ich beklage ihn
durchaus; konstruktiv lag nichts vor, was nicht
auch unter Beibehaltung bezw. Wiederherstellung
der alten Plananlage zu erreichen gewesen wäre
und dazu gezwungen hätte, eine solch eigen-
artige, eng mit dem Entstehen und Werden des
Bauwerks verknüpfte Anlage bis zur Unkennt-
lichkeit umzugestalten. (Schiufs folgt).
Freiburg (Schweiz). W. Effmann.

Fig. 12. Blick in das im Jahre

1891 beseitigte Gewölbe der

ehemaligen Chorflankirthürme

(Mittelnische).

Bücherschau.

Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Im
Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz
herausgegeben von Paul Clemen. Erster Band,
Heft I u. II: Die Kunstdenkmäler der Kreise Kempen
und Geldern. Düsseldorf 1891, Druck und Verlag
von L. Schwann.
Die Aufzählung, Beschreibung und Geschichte der
Kunstdenkmäler, ihre Darstellung im Bilde und Wür-
digung vom künstlerischen wie archäologischen Stand-
punkte aus — dies alles in knappste Form zu kleiden,

ist eine schwierige Aufgabe. Gestellt ist sie gegenüber
dem umfangreichen Schatze an Werken der bildenden
Kunst und des. Kunsthandwerkes, welche die Rhein-
lande von den Tagen der Römerherrschaft bis auf
unsere Zeit innerhalb ihrer Grenzen entstehen sahen
und bewahren. Einem Werke, was nicht mehr und
nicht weniger als dieses zu bieten bestimmt ist, soll
man eine freudige Begrüfsung nicht versagen, eines-
theils weil sein Inhalt neben den Ergebnissen eingehen-
der Forschung über die Kunstdenkmäler auch die An-
 
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