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Zeitschrift für christliche Kunst — 5.1892

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Brinckmann, Justus: Mittelrheinisches Seidengewebe mit Inschrift aus der Mitte des XVI. Jahrh.
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4357#0103

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153

1892.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

154

Eindruck, es handele sich um eine rein nieder-
ländische Fassung, sprechen mehrere Bedenken.
Besonders zu beachten erscheint hierbei, dafs im
Reinniederländischen (durch dy für dich oder u,
ju, jou für euch) der Reim fortgefallen sein würde;
dasselbe wäre aber auch eingetreten im Nieder-
deutschen (durch dik, dek oder dy) und im Ober-
deutschen (durch wenig, zumal in der Aussprache
wenik). Gerade aus den beiden letzteren Sprach-
gebieten ist die Fassung mit „mifslich" überliefert.
Alle sprachlichen Bedenken fallen nun, wenn
man den Spruch „Sich voor dich, Trow is
wein ich" als den mittelrheinischen Gegenden
entstammend betrachtet, also der Gegend von
Aachen, Jülich, Köln, Berg und wahrscheinlich
auch von Cleve (wenigstens im XVI. Jahrh). Zu
vermuthen ist, dafs die Fassung, wie sie in dem
Gewebe sich findet, die ursprüngliche ist. Die
Kölner etc. würden das ganz gebräuchliche und
hier gut reimende Wort „mifselich" durch „wei-
nich" zu ersetzen keinen Grund gehabt haben,
während die entgegengesetzte Aenderung für
Oberdeutschland des Reimes halber passend er-
scheinen mochte. Auch spricht für die Ursprüng-
lichkeit des „weinig", der Umstand, dafs die
Bedeutung „selten" einen besseren Sinn gibt, als
die von „ungewifs". Wie dem auch sein möge,
so sprechen die sprachlichen Erwägungen dafür,

dafs dieses Gewebe ebendort entstanden, wo
seine Reste sich gefunden haben, in der Aachen-
Kölner Gegend.

In der Bandform des Stoffes könnte ein Be-
weis dafür gefunden werden, dafs um die Mitte
des XVI. Jahrh. die Seidenweberei hier sich aus
der Bortenwirkerei entwickelte. Zu untersuchen
wäre, ob sich in den mittelrheinischen Samm-
lungen noch andere Seidengewebe von einfacher
Technik, auffälliger Schmalheit des Stückes und
von solchen Mustern finden, welche mit den in
dem Stickmusterbuch des Peter Quentell zu Köln
vom Jahre 15272) überlieferten Vorbildern des
XVI. Jahrh. im Einklang stehen. Man würde so
dahin gelangen, eine Anzahl eigenthümlicher Sei-
dengewebe des XVI. Jahrh. von der über ihnen
schwebenden Ungewifsheit des Ursprunges zu
befreien und sie mit grofser Wahrscheinlichkeit
als Erzeugnisse einer Stadt der Kölner Gegend,
vor allem Kölns selber, anzusprechen. Archi-
valische Forschungen müfsten schliefslich das
Uebrige thun und die Folgerungen festigen.

Hamburg. Jus tu s Brinckmann.

2) Daselbst finden sich auf Tafel 21, 32, 34 des
Leipziger Neudrucks Muster von verwandter Anlage
wie auf dem besprochenen Seidengewebe kölnischer
Herkunft. In dem Titel werden Vorbilder für Borten-
wirkerei ausdrücklich erwähnt.

Bücherschau.

Zu dem in dieser Zeitschrift wiederholt besproche-
nen Milnzenberger'schen Altar werk, bezw. zu
dessen I. Band, welchen zum Abschlufs zu bringen dem
Verfasser noch eben vergönnt gewesen, ist endlich das
heifsersehnte Verzeichnifs der demselben bei-
gegebenen Abbildungen erschienen, „zugleich An-
weisung zu deren Numerirung". Damit ist die Mög-
lichkeit geboten, dem aus 205 Seiten bestehenden und
mit einem „Inhalts-Verzeichnifs" versehenen stattlichen
Textbande die 80 zumeist vortreffliche Lichtdrucktafeln
umfassende Sammlung in systematischer Ordnung bei-
zufügen und beide in einer Mappe zu vereinigen, zu
deren Ausstattung der Verfasser die Anweisung noch
selber hat geben können. Die Brauchbarkeit des dem
Verfasser unter der Hand weit über die ursprüngliche
Absicht hinausgewachsenen Werkes hat durch diese
Beigabe und Einrichtung (die durch die Buch- und
Kunsthandlung von A. Fösser Nachf. in Frankfurt a. M.
zu beziehen sind) wesentlich gewonnen, und hoffentlich
wird es nunmehr der mittelalterlichen Kunst, besonders
in den Kreisen der kirchlichen Künstler und Kunst-
beflissenen, neue Freunde in grofser Zahl gewinnen.
Höchst wünschenswerth wäre es, wenn die Vollendung
des Werkes, zu welcher der Verfasser nicht nur bis

ins Einzelne hinein die Grundzüge festgestellt, sondern
verschiedene Parthien ausgearbeitet und einen grofsen
Bilderschatz gesammelt hatte, von kundiger Hand, d. h.
von der dafür in Aussicht genommenen Persönlichkeit
übernommen würde, welche die höchste Gewähr bester
Ausführung böte. Vielleicht liefsen sich die Kosten,
insoweit sie durch das Abonnement nicht sofort ge-
deckt werden sollten, einstweilen aus einem Theile
des Ertrages der von Münzenberger zurückgelassenen
Kunstsammlung bestreiten, die vornehmlich in zwei
Dutzend mittelalterlichen Altären und mehreren hundert
Figuren besteht. Jene sind zum grofsen Theile und vor-
trefflich restaurirt und defswegen durchaus geeignet, un-
mittelbar dem kirchlichen Gebrauche übergeben zu wer-
den, wofür sie gemäfs Bestimmung des Erblassers zu-
nächst zum Kaufe angeboten werden sollen. Aus den
zumeist noch gut, mannigfach sogar noch in der ur-
sprünglichen Bemalung erhaltenen Figuren liefse sich
noch eine ganze Reihe von Altaraufsätzen zusammen-
stellen, die jeder Kirche zum Schmucke gereichen und
vor den meisten modernen Altären entschieden den
Vorzug verdienen würden. Diejenigen, welche für deren
Erwerbung die Vermittelung des Testamentsvollstreckers
Rechtsanwalt Dr. R. Fösser zu Frankfurt a. M. in An-
 
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