Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 5.1892

DOI Artikel:
Effmann, Wilhelm: Die Propsteikirche zu Oberpleis, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4357#0117

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
173

1892. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

174

Fig. 15. Aeufsere Ansicht eines
Querschifijoches mit wieder-
hergestelltem Obergeschofs.

Fig. 16. Ansicht des westlichen Kreuzgangflügels mit theilweise ergänztem
Obergeschofs und Querschnitt durch das Langhaus der Kirche.

dieselbe Person war; denn wenn dem Bonner
Bau auch der Zeitvorrang zuzutheilen ist, so
zwingt doch nichts zu der Annahme, dafs der
von Oberpleis wesentlich jünger sein müfste.
Man wird deshalb nicht fehlgreifen, wenn man
annimmt, dafs die Erbauung des Kreuzganges
von Oberpleis dem von Bonn gleich nachge-
folgt ist. Da der Bonner Bau in die Zeit von
1143 bis 1166 fällt, so ist damit auch der von
Oberpleis in die zweite Hälfte des XII. Jahrh.
datirt. Und diesem Zeitpunkte fügen sich auch
die stilistischen Merkmale ein, die Basen mit
ihren Eckblättern, die verschiedenen Kapitell-
und Pilaster-Formen, die Profile der Konsolen
wie die Konstruktion der Gewölbe. In dieser
Zeitstellung bietet der Bau einen höchst lehr-
reichen Beleg dafür, wie nahe man auch in
Deutschland schon in der Mitte des XII. Jahrh.
jener Lösung der Gewölbefrage gekommen war,
die als die gothische bezeichnet wird.

Die Kapitelle der Säulen zeigen durchweg
Pflanzenverzierung; Thierornament u.s.w. kommt
nicht vor. Die Figuren 17 und 19 dürften aus-
reichen, um den Charakter erkennen zu lassen.
Die Ornamente der Pilasterkapitelle zeigen einen
in die Flucht des Steines eingegrabenen, oft
nur in Linien bestehenden Schmuck; auch da-
von geben die mitgetheilten Abbildungen eine
Anschauung.

Der Kreuzgang besitzt ein Obergeschofs,
dessen Aufsenwand durch Hauptlesinen, die
sich auf die Strebepfeiler aufsetzen, und durch
Nebenlesinen, die auf dem Scheitel des Ent-
lastungsbogens aufsetzen, gegliedert ist. Der
obere Abschlufs mit dem Gesims ist indefs nicht
mehr erhalten, auch die alten Fenster sind durch
moderne verdrängt worden. Die theilweise Re-
konstruktion derselben in Figur 13, 15 und 16
ist unter Zugrundelegung des Ostflügels vom
Bonner Kreuzgang erfolgt, bei dem sich zwi-
 
Annotationen