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Zeitschrift für christliche Kunst — 5.1892

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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4357#0210

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323

1892.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 10.

324

Bücherschau.

Jerg Ratgeb's Wandmalereien in dem Kar-
meliterkloster zu Frankfurt a. M. und sein
Altarwerk in der Stiftskirche zu Herrenberg von Otto
Donner- von Richter. 17 Lichtdrucktafeln und
ein Textheft. Frankfurt a. M. 1892, Verlag von
Heinrich Keller.
Es handelt sich hier um einen in dem Kreuzgang
und Refektorium des ehemaligen Frankfurter Karme-
literklosters befindlichen Cyklus von Wandgemälden
aus dem zweiten und dritten Jahrzehnt des XVI.Jahrh.,
dem aus dieser Periode in Deutschland in Bezug auf
Umfang und ikonographische wie künstlerische Bedeu-
tung kein anderer an die Seite gestellt werden kann,
um einen Cyklus, der längst bekannt, aber niemals ver-
öffentlicht ist, der im Laufe der Zeit vielfach beschä-
digt, in seinen wesentlichsten Theilen dennoch kenntlich
geblieben war. Von diesem merkwürdigen Cyklus legt
der Verfasser gute Grofsfolio-Abbildungen vor, erklärt
sie dem Inhalte und der Form nach, führt die ein-
zelnen Darstellungen auf ihre Stifter zurück, nimmt
ihnen den falschen Nimbus rein fingirter Künstler-
namen, um als ganz zweifellosen Urheber derselben
urkundlich den Maler Jerg Ratgeb aus Schwä-
bisch-Gemünd nachzuweisen und damit einen ebenso
bedeutenden Meister als neuen Namen in die Kunst-
geschichte einzuführen. — Als ein hervorragendes Tafel-
gemälde desselben Meisters weist er den Flugelaltar
von Herrenberg nach, dem er zwei Folio-Abbildungen
und mehrere Text-Illustrationen widmet. Auf schwie-
rigen und verschlungenen Wegen ist es dem Verfasser
gelungen, alle diese Nachweise zu bringen und mit
steigendem Interesse folgt ihm der Leser auf diesen
ungemein instruktiven Pfaden, wie er sich auch gern
belehren läfst über den aufsergewöhnlich reichen und
tiefsinnigen Bilderkreis, wie über den neuentdeckten
Maler und seine Stellung in der Kunstgeschichte.

Derselbe Verlag versendet soeben:
Kirchenmöbel des Mittelalters und der Neu-
zeit. Chorgestühle, Kanzeln, Lettner und andere
Gegenstände kirchlicher Einrichtung. Herausgegeben
von Arthur Pabst.
So grofs das praktische Bedürfnifs nach guten Vor-
lagen für romanische und gothische Kirchenmöbel ist,
so schwer hält es, dasselbe zu befriedigen. Aus der
romanischen Periode haben solche sich nur in sehr
geringer Zahl erhalten und diese eignen sich zumeist
nicht recht für die Reproduktion. Die gothische Epoche
aber, die das Möbel, zumal das aus Holz konstruirte,
in viel stärkerem Mafse pflegte, hat uns zwar einen
reichen Schatz von solchen zurückgelassen, aber ab-
gesehen davon, dafs die meisten für die Nachbildung
zu prächtig und zu komplizirt sind, fehlen unter ihnen
gerade diejenigen, die (aufser den von dem vorliegenden
Werke nicht berücksichtigten Allären) heutzutage am
meisten begehrt werden: Knie-, Sitz-und Kommunion-
bänke, Beichtstühle (auch ürgelkasten und Windfänge),
während die am wenigsten zur Verwendung kommen-
den wie Lettner, Chorstühle, Sedilien, Reliquienschränke
in grofser Menge vorhanden sind. Dennoch ist die
Veröffentlichung der praktisch verwendbarsten Stücke

des bezüglichen Inventars eine sehr verdienstvolle Arbeit,
nicht nur für die Wissenschaft, sondern noch mehr für
die Praxis. Auch wenn sie nicht in ihrer Totalität
benutzbar sind, was doch nicht gerade die Regel ist,
bieten sie in ihren einzelnen Theilen vortreffliche Bau-
steine, sagen wir lieber Motive, aus denen der hin-
reichend vorgebildete Kunsthandwerker etwas Korrektes
und Einheitliches zu bilden vermag. Nur auf diesem
Wege haben die tüchtigsten Meister unserer Tage ihre
Kunstfertigkeit erworben und auch die besten Kirchen-
möbel, welche die neueste Zeit im alten Stil hervor-
gebracht hat, zeigen auf's deutlichste diese Einflüsse.
Dafs einzelne dieser neuen Arbeiten, speziell die Kom-
munionbank, Kanzel und Beichtstühle von Mengelberg,
in die vorliegende Sammlung, deren dreifsig Grofs.
folio-Tafeln ausnahmslos vorzügliche Lichtdrucke sind,
aufgenommen wurden, ist ganz in der Ordnung. — Zu
den interessantesten und schönsten derselben zählen
Nr. 2 mit dem frühgothischen Levitensitz in St. Johann
zu Osnabrück, Nr. 7 mit dem Holzlettner im Dom
zu Lübeck, Nr. 10 mit der Flügelorgel zu Kidrich,
Nr. 16 und 17 mit den rein ornamentalen Wand-
füllungen zu Stralsund, Nr. 24 mit der Orgel in der
St. Marienkirche zu Dortmund, Nr. 27 mit dem
Baldachin in der St. Marienkirche zu Halberstadt,
Nr. 28 mit dem Chorgestühlbogen in Kloster Kappel.
Sehr lehrreich ist die Auswahl steinerner und bronzener
Taufbrunnen, wie steinerner Kanzeln, neben denen die
Vorführung der einen oder anderen spätgothischen Holz-
kanzel sich sehr empfohlen haben würde. Dem ,,Ver-
zeichnifs der Tafeln" könnte die gar knappe Fassung
eher nachgesehen werden, wenn ihm eine Einleitung
voranginge mit einer kurzen Uebersicht über die Ent-
wicklung der gothischen Kirchenmöbel. An praktischer
Brauckbarkeit kommt übrigens diese Mustersammlung
allen Anforderungen entgegen.

Für die beiden vorbezeichneten Werke verdient be-
sonderen Dank auch der Verleger. Dieser hat in
den letzten Jahren auch das kunstgewerbliche Gebiet
sehr erheblich bereichert, indem er aufser dem (zugleich
kulturgeschichtlich hochbedeutsamen) Hauptwerke über
„Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften" noch
folgende Prachtwerke des Altmeisters von Hefner-
Alten eck sei es als ganz neue Erscheinungen, sei es
in neuen Auflagen auf den Markt brachte:

Eisen werkeod. Ornamentik der Schmiede-
kunst des Mittelalters und der Renaissance.
I. Band 84 Kupfertafeln mit Text, II. Band fortgeführt
bis zum Jahre 1760, ebenfalls 84 Kupfertafeln mit Text,
bei weitem das reichhaltigste Sammelwerk auf diesem
Gebiete und für den Kunstschmied ganz unentbehrlich.
Original Zeichnungen deutscher Meister
des XVI.Jahrh. zu ausgeführten Kunstwerken
für Könige von Frankreich u nd Spanien und
andere Fürsten. 18 Lichtdrucklafeln und 3 Bogen
Text, ausnahmslos Entwürfe zu Rüstungen und Pracht-
waffen, welche in der Periode der I. und II. Renais-
sance von MUnchener Künstlern, besonders von Maler
Hans Mielich, vorwiegend für französische und spanische
Herrscher ausgeführt wurden, die also nicht nur, wie
 
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