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Zeitschrift für christliche Kunst — 5.1892

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Beissel, Stephan: Die Erzthüren und die Fassade von St. Zeno zu Verona, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4357#0223

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341

1892. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

342

Die Erzthüren und die Fassade von St. Zeno zu Verona.

ielfach besprochen, öfters abgebil-
^ det, streng vertirtheilt und doch
■j*yA selten eingehend behandelt sind
Ha die Basreliefs der Fassade und der

Thüren der ehemal. Benediktinerabtei St. Zeno
Maggiore in Verona. Und doch verdienen sie
eingehende Studien. Freilich haben Giov. Orti
Manara (»Dell' antica basilica di S. Zenone mag-
giore«, Verona 1839) und v. Sacken (»Die Kirche
S. Zeno in Verona«, Mittheil, der k. k. Central-
kommission, S. 113 Wien 1865) gute Abhand-
lungen über diese Kirche und ihre Ausstattung
verfafst. Cicognara, Seroux d'Agincourt und
Chapuy gaben Abbildungen; Kugler, Schnaase
und Lübke kurze Kritiken. Trotzdem dürfte
eine neue ikonographische und ästhetische Wür-
digung gerechtfertigt sein. Sind doch ältere Denk-
mäler des Mittelalters, besonders fernliegende, so
schwer in ihrer Gesammtheit und im Zusammen-
hang der Theile zu deuten, dafs jedes neue ein-
gehende Studium tieferes Verständnifs bietet.

Die Kirche liegt am Ende der Stadt, nicht
weit von dem grofsen Damm, welcher sie gegen
die Etsch schützt. Schiff und Krypta stammen
aus dem XI. und XII. Jahrh., das gothische Chor
ist um 1425 erbaut.

I. Die Erzthüren.

Die beiden aus Erz gegossenen Thürflügel
von St. Zeno befinden sich im grofsen und ein-
zigen Portal, der Westfassade. Jeder Flügel hat
in der Breite drei, in der Höhe acht Bilder-
reihen, im Ganzen also 24 Basreliefs. Kleinere
Platten bilden derartig einen Rand für je eine
Seite jedes Thürflügels, dafs nach Schliefsung
die beiden Ränder nebeneinander stehen und
die Mitte der gesammten Bildfläche ausmachen.

Da die Basreliefs vier verschiedenen Händen
entstammten, wollen wir dieselben in der Auf-
zählung durch A, B, C, D unterscheiden, dann
weiterhin die aus dem Alten Testament ent-
lehnten Szenen nach ihrer chronologischen Ord-
nung mit den Ziffern 101 bis 120, jene des Neuen
Testamentes mit 121 bis 140, die zur Legende
des hl. Zeno gehörenden und ähnliche mit 151
bis 157 bezeichnen. Dadurch wird für die wei-
tere Untersuchung ein fester Boden gewonnen.
Die Aufzählung geschieht so, dafs zuerst der
Reihe nach von oben nach unten die einzelnen
grofsen Basreliefs des südlichen Thürflügels (der

Epistelseite) 1 bis 24, dann jene des nördlichen
25 bis 48, endlich die kleinen Bilder derselben
Flügel 49 bis 67 genannt werden.

Erster Thürflügel.

1. Zwei Szenen. Oben die Erschaffung der
Eva, unten die Stammeltern am Baum. C loi.

2. Gott weist Adam und Eva zurecht und
verheifst ihnen einen Erlöser. C 102.

3. Ein Engel steht mit dem Schwerte vor
dem Thore des Paradieses; vor ihm gehen die
ersten Menschen weg. C 104..

4. Drei Szenen. Kain opfert (wenn die Thüren
geschlossen sind), nach Norden gewandt, Aehren;
Abel, nach Süden gewandt, ein Lamm. Unten
ermordet Kain den Abel. C ioj.

5. Die Taube mit dem Oelzweige kommt
zur Arche, wo Noe sie empfängt. C 109.

6. Oben bedecken Sem und Japhet ihren
Vater; Cham steht im Hintergründe. Unten sitzt
Noe, Segen und Fluch aussprechend, vor seinen
drei Söhnen. Cham ist fast nackt. C 110.

7. Gott zeigt dem Abraham die Sterne des
Himmels. C III.

8. Oben kommen drei Engel zu Abraham.
Unten redet Abraham mit einer Frau, die am
Thore steht; es ist Agar, die er verstöfst. Im
Hintergrunde steht eine andere Frau, Sara, an
der Thür eines zweiten Gebäudes. C 112.

9. Abrahams Opfer. Ein Engel erfafst das
gezückte Schwert. C iij.

10. Oben erhält Moses das Gesetz; unten
betet Aaron vor einem Altare, worauf 12 Stäbe
stehen (Nr. 17, 2 f.). Auf der andern Seite redet
Aaron zu einem Juden. C 116.

11. Oben erschlägt der Engel einen Erst-
geborenen. Ein Jude bestreicht die Thüre seines
Hauses mit Blut. Ueber der Thüre steht ein T
(Tau). Unten redet Moses zu Pharao. C 115.

12. Die Erhöhung der Schlange. C uy.

13. Unter einem Baldachin sieht man einen
auf einem Esel reitenden Mann mit einem Schrift-
bande. C 118.

14. Der Stammbaum Jesse mit vier Halb-
figuren in den Zweigen und Christi Bild in der
Mitte. C 119.

15. Unter einem zweiten Baldachin sieht man
auf einem Pferde einen König mit einem Schrift-
bande. Oben neben dem Dache des Baldachins
zwei Propheten mit Schriftbändern, C 120,
 
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