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Zeitschrift für christliche Kunst — 5.1892

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859

1892. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

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nannt wurde. Allmählig fing sein Stern zu erbleichen
an, aber erst in unserem Jahrhundert erfolgten gewalt-
same Veränderungen in Folge vielfacher Zerstörungen
und Neubauten. — Ein wie mannigfaltiges Bild die Stadt
noch bis in den Anfang, ja bis zur Mitte unseres Jahr-
hunderts geboten hat, beweisen die 10 Tafeln, welche
den Inhalt der beiden ersten Hefte bilden. Die um-
fänglichen und vielgestaltigen Thorburgen, Festungs-
thürme und Mauerzüge, die vielen Kirchen und sonstigen
öffentlichen Gebäude, die langen Reihen wechselvoller
Häuserfassaden bieten eine solche Fülle gefälliger
Gruppenbilder und malerischer Ansichten, dafs durch
sie der Blick in der angenehmsten Weise gefesselt wird,
denn die Darstellungen machen den Eindruck gröfster
Treue. Sie haben, in Folge der in Punklir- und Schraffir-
manier gehaltenen Ausführung, ein weniger bestimmtes,
aber sehr zartes und duftiges Gepräge und die beiden
farbig ausgeführten Tafeln sind von einer ganz entzücken-
den Wirkung. Aehnliche, wenn auch nicht so grofsartige
Architekturbilder wären auch heutzutage noch in ein-
zelnen Städten zu gewinnen, trotz der systematischen
Zerstörungen gerade der beiden letzten Jahrzehnte, und
es ist sehr zu bedauern, dafs bei den neuerdings durch
die Denkmäler-Statistiken und sonstige Veranstaltungen
wieder in Uebung gekommenen Aufnahmen von alten
Kirchen, Schlössern u. s. w. die Gesichtspunkte der
Gebäudegrupphungen und Städlebilder viel zu wenig
Berücksichtigung erfahren haben. Auch als praktische
Fingerzeige für die Gestaltung unserer öffentlichen Plätze,
welcher sich die Aufmerksamkeit wieder in erfreulicher
Weise zuzuwenden beginnt, sind solche Aufnahmen
von unschätzbarem Werthe. m.

Reise durch Italien nach Aegypten und Pa-
lästina von P. Coelestin Schachinger. Mit
45 Abbildungen. Wien 1892, A. Hartlebens Verlag.
Die einfache, aber recht originelle Art, in welcher
der Berichterstatter seine mannigfachen Reise-Erlebnisse
und -Eindrücke wiedergibt, ist recht geeignet, Interesse
zu wecken für die Stätten, die er besucht hat, und die
Sehnsucht zu wecken, in seinen Fufsstapfen zu wandeln.
Auch die Kunstdenkmäler finden hierbei in Wort und
Bild eine so anregende und belehrende Berücksichti-
gung, dafs die Lektüre des frisch geschriebenen Reise-
berichts empfohlen zu werden verdient. s.

Les vitraux de la Cathedrale de Bourges.
Dieses im Verlage der Societe St. Augustin erscheinende
Prachtwerk, dessen I. Heft in dieser Zeitschrift Bd. IV
S. 197J98 eingehend und sehr günstig beurtheilt wurde,
ist inzwischen um zwei Lieferungen gewachsen. Jede
von beiden enthält wie die erste, je zwei Tafeln mit
ganzen Fenstern und je eine mit 2 damaszirten Teppich-
mustern. Dieselben sind wahre Musterleistungen des
Farbendruckes, zugleich glänzende Zeugen für die
Höhe, auf der die Glasmalerei in Bezug auf Zeichnung,
Farbe, Technik bis in das XV. Jahrh. in Frankreich
sich behauptet hat. Ein sehr eingehender, überall den
gründlichen F'orscher und zuverlässigen Kenner ver-
rathender Text, informirt über die Entstehungsgeschichte
und Bedeutung der einzelnen Fenster, wie über ihre
Darstellungen, Techniken, Analogien u, s. w. in er-
schöpfender Weise. S.

Die belgische Zeitschrift Modeies de broderie,
der in dieser Zeitschrift Bd. V Sp. 32 eine sehr an-
erkennende Besprechung gewidmet wurde, erklärt leider
im letzten Quartalheft des IV. Jahrganges, dafs sie
in dieser Form zu erscheinen aufhöre, aber in dem
Coloriste enlumineur sogleich ihre Fortsetzung
finden werde. Dieser soll monatlich in demselben Ver-
lage der Societe St. Augustin zu Bruges erscheinen und
vornehmlich über die verschiedenen Techniken der
Kleinmalerei unterweisen unter Beifügung zahlreicher
Musler. So zeitgemäfs und vertrauenerweckend dieses
neue Unternehmen ist, welches dem Anschein nach haupt-
sächlich den kunstfertigen Damenhänden Vorlagen
mittelalterlichen Stils unterbreiten soll, es hätte, zumal
in dieser erweiterten Gestalt, die Pflege der Stickerei,
die für das Haus wie für das Heiligthum von so grofser
Bedeutung ist, nicht ganz ausschliefsen sollen. s.

Die Metallwerke der ungarischen Kapelle
im Aachener Münsterschatze hat J. Hampel,
Konservator am ungarischen Nationalmuseum, einer
interessanten und ergebnifsreichen Prüfung unterworfen
in dem kunstgeschichtlich und archäologisch auch sonst
sehr beachtenswerthen XIV. Bande der Zeitschrift des
Aachener Geschichtsvereins. Es handelt sich um 13 In-
ventarstücke, welche der Verfasser zum ersten Male in
zuverlässiger Weise bestimmt und erklärt, um sie so-
dann in Bezug auf ihre kunstgeschichtliche Stellung
zu prüfen. In dieser Beziehung nehmen einen beson-
ders hohen Rang die beiden grofsen, hier auch ab-
bildlich vorgeführten Wappenkompositionen ein, von
denen der Verfasser es mehr als wahrscheinlich macht,
dafs sie den beiden Brüdern Martin und Georg von
Klufsberg in Siebenbürgen zu verdanken sind, den
hervorragendsten Goldschmieden der damaligen Zeit,
die sich, Meister in F'orm und Technik, zugleich durch
eigenartige Stilistik auszeichneten. S.

Leitfaden zur Perspektive für Maler und

Dilettanten von B. R. Green. Autorisirte Ueber-

setzung aus dem Englischen von D. Strassner.

Stuttgart 1892, Verlag von Paul Neff.

Dieses Büchlein bietet eine einfache, hauptsächlich

auf den Dilettanten und Schüler berechnete Anweisung,

auf dem Gebiete der Malerei eine richtige Perspektive

zu gewinnen. Es vermeidet daher die leicht ermüdenden

und verwirrenden theoretischen Erörterungen, beschränkt

sich auf klare und leicht fafsliche praktische Belehrungen,

die sich, von zahlreichen Abbildungen unterstützt, beim

Gebrauche gewifs bewähren werden. G.

Der Deutsche Hausschatz Heft IV, S. 180 bis
183 bringt aus der Feder von August Reichensperger
über den mit auf dem Kunstgebiet seltener Einmüthig-
keit anerkannten und gefeierten August von Essen-
wein einen Nekrolog, vielmehr eine Anzahl von vor-
nehmlich Briefen des verstorbenen Freundes entnom-
menen Notizen, welche sich zum Theil auf die Zeit
seines frühesten Kunstschaffens, seines eigentlichen
Werdens seit der Mitte der fünfziger Jahre beziehen
und als eine sehr wichtige Ergänzung der zahlreichen
anderen Lebensbilder, welche diese Periode kaum be-
rühren, ganz besondere Beachtung verdienen.
 
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