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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 1
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Tafel I
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Stummel, Friedrich: Die Dekoration der Sainte Chappelle und der Notre-Dame Kirche zu Paris
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4305#0028

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81

1893.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 1.

32

Rede sein kann, denn es läuft Alles in einem grau-
blauen Dunst zusammen. Auf der flachen Ostwand ist
anlehnend an die plastische Architektur eine ähnliche
Eintheilung in drei Nischen gemalt und da hier ein
Seitenaltar der Muttergottes steht, mit einer ganz guten,
polychromirten Figur, unter recht zierlichem, formen-
tüchtigem Baldachin, so ist, indem der Altar das mittlere
Feld bedeckt, in den zwei seitlichen Feldern aus dem
Leben der Mutlergottes, im ersten die Verkündigung
dargestellt. Die Zeichnung der Figuren erinnert nicht
mehr an Golhik, dazu ist eine Landschaft gemalt, aber
diese und die Figuren in so verschwommenen Tönen,
dafs man sich auf den ersten Blick sagen mufs, hier
sei von den alten Traditionen auch gar nichts wieder-
gegeben. Soweit das Mittelfeld vom Baldachin des
Altars nicht gefüllt wird, hat der Maler mit Landschaft
moderner Art und zwei Rosensträuchen zu füllen ver-
sucht und dieses, wie auch das letzte Bild der Auf-
nahme der Muttergoltes in den Himmel, inachen den-
selben kläglichen Eindruck. An der Nordseite wieder-
holt sich eine ähnliche Dekoration, dort ist der Altar
dem hl. Laurentius geweiht. Das einzige Beispiel alter
Malerei aus der ersten Hälfte des XIV. Jahrh. ist in

der Marienkapelle hinter dem Hochaltar erhalten. Eine
Uberlebensgrofse Madonna mit Kind sitzt auf reich-
gegliedertem Thron, zwei Bischöfe, darunter der hl.
Dionysius, sind zu beiden Seiten in ehrfurchtsvoller
Haltung dargestellt. Grofsartig und voll edler Bemessen-
heit ist die ganze Auffassung. Wie anmuthig und er-
haben ist die Haltung der Madonna! Mit wieviel Kunst-
kenntnifs des menschlichen Körpers ist die Bewegung
der Glieder durch den reichen Faltenwurf versteckt und
doch durch die volle, bis in tiefe Schatten durch-
gearbeitete plastische Modellirung klar verständlich!
Vollendetes technisches Können zeigt sich in Allem,
mit gröfstem Fleifs der Durchbildung des Einzelnen
vereint, bis in den Hintergrund hinein, der durch
plastische Erhöhung dem Goldion Mannigfaltigkeit der
Brechung in Licht und Schatten verleiht. In der Er-
habenheit der Auffassung und der Geschicklichkeit der
Technik gleicht dieses Bild jenen auf den Dorsalwänden
des Domes in Köln. Seine moderne Umgebung hier
erscheint sehr flach und bedeutungslos. Wo ist eine
Aehnlichkeit zwischen dieser alten Kunst und der
modernen Oberflächlichkeit mit leeren Konturen ohne
Herz und ohne Geist? Friedr. Stummel.

Bücherschau.

Filippo Brunelleschi, sein Leben und seine
Werke von Cornel von Fabriczy. Stuttgart
1882, Cotta. Preis 20 Mk. XXXIX und G3ti Seiten.
Der Schöpfer und Grofsmeister der Renaissance-
baukunst, Brunelleschi, hatte bisher vergeblich auf mono-
graphische Behandlung gewartet — in Deutschland war
ihm nur in der Dohme'schen Sammlung ein Abschnitt
gewidmet, in Italien hatten Milanesi, Guasti, Nardini,
del Badia sich eingehend mit ihm befafst. Seit Jahren
mit Brunelleschistudien beschäftigt, tritt endlich Cornel
von Fabriczy mit seinem umfangreichen, auf den gründ-
lichsten und gewissenhaftesten Vorarbeiten basirenden,
durch vornehme Sprache und fein abgewogene künst-
lerische Urtheile ausgezeichneten Werke hervor. Die
Einleitung bietet eine sorgsame Charakteristik und Kritik
der einzelnen Quellen. Dem Anonymus des Moreni,
in dem Milanesi den Manetti erkannt, spricht der Ver-
fasser im Gegensatz zu Frey gröfsere Glaubwürdigkeit
zu. Das an dritter Stelle als Quelle genannte nicht er-
haltene Libro dt Antonio Billi ist nach dem Erscheinen
des Fabriczy'sehen Werkes von Frey mit viel Geschick
wieder hergestellt worden. Nacheinander werden dann
die Jugend Brunelleschi's, seine ersten Jugendwerke, seine
kirchlichen und profanen Bauten gewürdigt, seine kon-
struktiven Neuerungen wie seine stilistischen Gedanken
klar auseinandergesetzt. In dem Abschnitt über die
Alterthumsstudien Brunelleschi's in Rom finden sich be-
richtigende Zusätze zu Voigt, Burckhardt, Springer.
Den Löwenantheil erhält natürlich die Geschichte des
Baues der Florentiner Domkuppel. Hier lag in der
Publikation Guasti's das in der Opera del duomo er-
haltene Aktenmaterial vor, das durch des Architekten
Nardini Untersuchungen und in Frey's Anhang zu seiner

Ausgabe der Biographie des Meisters zuerst verarbeitet
worden war. In der Kritik der Domkuppel folgt der
Verfasser Durms in der Berliner »Zeitschrift für Bau-
wesen« 1887 niedergelegten Auffassung; sehr reich an
feinen Zügen ist Fabriczy's ästhetische Würdigung dieser
Schöpfung Brunelleschi's. Weiter werden die Bauten der
Collegiata von St. Lorenzo, der Pazzi-Kapelle, der Badia
in Fiesole behandelt, die der Verfasser dem Meister
zuweist. Die Frage über den Einflufs Brunelleschi's auf
die Entwicklung des Florentiner Palaststiles wird wesent-
lich geklärt. Den Schlufs bildet eine Schilderung des
Menschen Brunelleschi. Der umfangreiche Anhang bringt
neben Exkursen zur Baugeschichte dankenswerthe Aus-
züge aus dem Codex Strozziano, Petret und Gaddiano
der Florentiner Nationalbibliothek. Auf die Beigabe
von Abbildungen hat die Verlagsbuchhandlung ver-
zichtet mit Rücksicht auf die vorhandenen oder er-
scheinenden umfangreicheren Publikationen: so müssen
für die Domkuppel die alten schon 1733 gefertigten
Aufnahmen Sgrillis, die noch in Laspeyres' Kirchen der
Renaissance in Mittelitalien Verwendung gefunden haben,
für die Palastarchitektur die Aufnahmen von Stegmann's
in von Geymüller's »Architektur der Renaissance in
Toscana« herangezogen werden. Clemen.

Kurze Anleitung zur Tempera- und Pastell-
technik, Gobelin-und Fächermalerei (einschliefslich
der Malerei auf Seide), sowie zum Uebermalen von
Photographien von Fr. Jaennicke. Stuttgart 1893,
Verlag von P. Neff.
Eine recht brauchbare Erweiterung des bezüglichen
Nachtrages zum Handbuch der Oelmalerei von dem-
selben Verfasser. G.


 
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