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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 3
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Lehrs, Max: Ueber gestochene Vorlagen für gothisches Kirchengeräth
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Humann, Georg: Zur Geschichte der Kreuzaltäre
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https://doi.org/10.11588/diglit.4305#0051

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73

1893. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

N

erwähnt, der

liquiariums vom Meister ,

n 7p o

sich silhouettirt in Berlin erhalten hat. Er reicht
nur bis zum Anfang des Kristallcylinders mit
der Lunula. Die von Spruchbändern umschlunge-
nen Säulchen zu beiden Seiten scheinen für
Heiligenstatuetten bestimmt. Das obere Blatt des
Stiches ist leider verschollen.

Vom Meister WA existiren auch zwei Vor-
lagen für Chormantelschliefsen (Monile vom
Pluviale), die Passavanf für gothische Fenster-
rosen hielt.14) Der Umstand, dafs sie beide nicht
mit geometrischem Mafswerk gefüllt, sondern
in je drei Nischen gegliedert sind, die ein Kreis
mit durchbrochenem Mafswerk umschliefst, und
dafs dieser Kreis oben von der Kreuzblume
eines Bogens überschritten wird, spricht für ihre
Bestimmung als Rauchmantelagraffen Bei dem
gröfseren (P. 42) hat der Stecher oben links und
rechts zwei Entwürfe für gothisches Blattwerk
hinzugefügt. Der Meister "WA stach übrigens
auch einige Fensterrosen (P. 47 u. 48), wie er
denn eine ganze Anzahl anderer Architektur-
theile: Entwürfe zu Kapellen- und Kirchen-
schiffen, Altären, Baldachinen für Sakraments-
häuschen, Pfeilern und Strebbogen lieferte, die
als solche nicht mehr in den Rahmen dieser
Arbeit gehören.

'*) Die kleinere: P. II. 281. 41. ist abgebildet bei
Grüner »Dekorative Kunst« Taf. 81. Berlin, Dresden:
Slg. Friedrich August IL, London, Klein-Oels: Slg.
Graf York, Paris. Die gröfsere: P. II. 281. 42. London
und Wien: Hofbibliothek.

Schliefslich sei hier noch, als auf der Grenze
zwischen Geräth und Bauwerk stehend, eines
Weihwasserbeckens gedacht, dessen Stecher kein
Geringererist alsJörgSyrlin d.J., derSchöpfer des
Weihbrunnkessels im Münster zu Ulm. Bartsch15)
kannte den Grundrifs nicht, da derselbe bei
dem Abdruck der Wiener Hofbibliothek fehlt.
Willshire, der im British Museum ein silhouettirtes
Exemplar ohne Monogramm und den Grundrifs
vor sich hatte, erkannte nicht die Zusammen-
gehörigkeit beider Theile.16) Dies geschah erst
durch C. v. Lützow,17) der meine in der »Kunst-
chronik«18) ausgesprochene Deutung des Mono-
gramms auf Jörg Syrlin d. J. bestätigte und nur
darin irrt, dafs er von einer vollkommenen
Uebereinstimmung des Stiches mit dem aus-
geführten Weihwasserbecken in Ulm spricht,
während beide nach Mittheilung des Münster-
pfarrers Herrn Dr. Pfleiderer von sehr verschie-
dener Form sind. Vor Jahresfrist fand ich einen
sehr schönen Abdruck beider Platten unter-
einander auf einem Blatt in der Kunsthalle zu
Bremen, wodurch ihre Zusammengehörigkeit
nunmehr auch äufserlich bewiesen wird.19)

Dresden. Max Lehrs.

«) Bd. VI S. 314 Nr. 1.

">) »Catalogue of German and Flemish prints in the
British Museum« vol. II. 253. J. 35—36. Der Grundrifs
ist unter J. 35 als „an ornamental Plaque" beschrieben.

17) »Geschichte des deutschen Kupferstiches etc.«
p. 48. Hochätzungen beider Theile ebenda Fig. 21 u. 22.

18) Jahrg. XIX Sp. 593.

19) Die obere Platte mifst 159:107 mm, die untere
mit dem Grundrifs 92:91 mm.

Zur Geschichte der Kreuzaltäre.

ekanntlich bestanden in den gröfseren
Kirchen, namentlich den Kloster-
kirchen, besondere für den Laien-
gottesdienst bestimmte, meist dem
hl. Kreuz geweihte Altäre. Schon in karolin-
gischer und frühromanischer Periode scheint es
zur Regel gehört zu haben, in gröfseren Kloster-
kirchen einen derartigen Altar zu besitzen. Zum
Beweise mögen hier folgende Beispiele ange-
führt werden.

Auf dem Plan zur Klosterkirche in St. Gallen
aus der ersten Hälfte des IX. Jahrb. ist bereits
ein Altar mit der Inschrift: altare S. Salva-
ioris ad crucem eingezeichnet.1; Die in St. Gallen

zwischen 984 und 990 erbaute Kapelle des
hl. Grabes hatte vier Altäre, darunter einen,
welcher dem hl. Kreuz geweiht war.2) Auch in
der Klosterkirche zu Fulda8) — und wahrschein-

J) F. Keller »Der Baurifs des Klosters St. Gallen«
(1844).

2) Neuwirth »Sitzungsberichte der Wiener Aka-
demie* CVI, I.Heft, S. 37.

3) Brower »Fuld. antiq.« (1612), II, S. 103, 111,
128; Buchonia »Zeitschrift für vaterl. Geschichte«
(1813), I, S. 107, 117; Gegen bau er »Fuldaer Gymn.-
Programm« (1881), S. 17. Die von Hrabanus Maurus
fitr diesen Altar verfafsle Inschrift bei v. Schlosser
»Quellenschiiften zur Geschichte d. karol. Kunst«(l892),
Nr. 361 und bei Brower a.a.O.


 
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