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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 3
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Hoene, Leo: Die alten Glasgemälde im Dom zu Stendal
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Schnütgen, Alexander: Der neue Kreuzweg im Dom zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.4305#0058

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87

1893.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

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bis auf die halbe Glasstärke sich vertieften. Ver-
muthlich haben Luftblasen im Glase Veranlassung
gegeben, dafs die dünne Glaswand an diesen
Stellen im Laufe der Zeit zerstört wurde. Diese
Löcher störten, zumal aus der Nähe besehen, die
Wirkung, gefährdeten aber auch den Fortbestand
der Fenster. Es ist nun eine Reihe von Versuchen
gemacht worden, diese Löcher zu schliefsen in
einer Weise, dafs ein Mal die Durchsichtigkeit

des Glases nicht beeinträchtigt und doch eine
feste Verbindung der neu einzubringenden Glas-
masse mit dem alten Glase erzielt wurde. Die
Versuche sind leider, trotzdem das Königliche
Institut gewifs in der Lage war, die zweckdien-
lichsten Experimente zu machen, nicht gelungen,
und so mufsten die Fenster in ihrem bisherigen
Zustande wieder eingesetzt werden.

Berlin. Leo Hoene.

Der

neue Kreuzweg im Dom

Mit Abbildunsr.

ZU

Köln.

|er Kreuzweg, in der jetzt gebräuch-
lichen Anordnung eine verhältnifs-
mäfsig neue (weil nur bis in das
vorige Jahrhundert zurückreichende)
Einrichtung, ist in den letzten Jahrzehnten fast
in alle Kirchen und Kapellen eingeführt, viel-
fach auch aufserhalb derselben errichtet worden
(vgl. Keppler »Die XIV Stationen des hl. Kreuz-
wegs«, II. Aufl., Freiburg 1892).

In kleineren Kirchen über die Wände des
ganzen Raumes (mit Ausschlufs des Chores) ver-
theilt, in grösseren Gotteshäusern auf das Lang-
haus oder eine Kapelle, öfters auf die Vorhalle be-
schränkt (die gewöhnlich den Vortheil bietet,
auch bei sonst geschlossener Kirche zugänglich
zu sein), haben die Stationsbilder allmählich den
Weg zum Herzen des Volkes gefunden, wie
für die öffentliche, so noch viel mehr für die
private Andacht. In den Bilderkreis der Kirchen
ist dadurch eine Reihe von Darstellungen auf-
genommen worden, welche die gröfste Beach-
tung verdient, und das dem Chor gegenüber
in Bezug auf Haltung des Volkes und Schmuck
der Wände nicht selten vernachlässigte Lang-
haus hat dadurch seine hier und da etwas be-
einträchtigte Weihe wiedergewonnen. Um so
wichtiger ist es, dafs die Stationsbilder dieser
Bedeutung entsprechen, d. h. zum Gebäude
in das richtige Verhältnifs treten, zu-
gleich künstlerisch und erbaulich sind.
Andere Anforderungen stellt der monumentale
Bau, andere die bescheidene Gebetsstätte. Auf
monumentalen Charakter können eigentlich nur
die Stationsbilder Anspruch erheben, die ent-
weder direkt auf die Wand gemalt, oder als
Reliefs in dieselbe eingefügt sind. Nur
diese beiden Arten bezeichnen die organische
Verbindung mit dem Bauwerke, welche die echte

Kunst erfordert, und es läfst sich nicht ver-
kennen, dafs die eingesenkten Reliefs, die zu-
gleich als plastische Gebilde, zumal durch Fär-
bung gehoben, eindringlicher zum Gemüthe reden,
den Höhepunkt dieser Verbindung darstellen.

Es empfiehlt sich daher beim Neubau von
Kirchen, an den zuständigen Stellen sofort die
Vertiefungen für die Stationsbilder aussparen,
bezw. die Nischen mit den Umrahmungen aus-
führen zu lassen. Das spätere Herausbrechen
derselben ist sehr umständlich und kostspielig,
wird daher zumeist auf solchen Widerspruch
stofsen, dafs auf Steinreliefs überhaupt verzichtet
werden mufs, denn diese stören, an die Mauer
gelegt, die einheitliche Wirkung, wie so manche
an den Kirchenwänden aufgestellte spätmittel-
alterliche und Frührenaissance-Epitaphien be-
weisen, denen übrigens auch ein viel loserer
Zusammenhang mit dem Bauwerk zukommt. In
Kasten gefafste und, sei es mit architektonischem,
sei es mit nur ornamentalem Rahmenwerk um-
gebene Holzreliefs vereinzelt auf die Wand
zu hängen, unterliegt grofsen Bedenken, zumal
wenn nicht Flügelthürchen die Härte der Aus-
ladung einigermafsen abschwächen. Wenn auf
Holzreliefs, denen gewifs, bei guter, durch Poly-
chromie verstärkter Ausführung, eine mächtige
Einwirkung auf das Gemüth nicht abgesprochen
werden darf, nicht verzichtet werden soll, dann
dürfte es sich empfehlen, mehrere derselben zu
einer Art von Fries mit gemeinschaftlicher Be-
krönung, etwa in der Form eines halben Bal-
dachins, zu verbinden, wobei freilich zu be-
achten bleibt, dafs die Möglichkeit der Bewegung
von einer Station zur anderen, also ein kleiner
Spielraum, kirchliche Vorschrift ist.

Obwohl in Stein oder Holz gemeifselte Re-
liefs sich nicht höher im Preise stellen, als von
 
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