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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 10
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315

1893. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

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Nachweis, dafs seine dieser und der unmittelbaren Folge-
zeit angehörigen Werke, namentlich Zeichnungen, die
genaueste Bekanntschaft mit italienischen Meisterwerken
verrathen. Diese durch frappante Reproduktionen
illustrirte Aehnlichkeit bietet in der That ein hinreichend
stringentes Beweismoment, zumal in Verbindung mit
der bekannten Stelle in Diirer's Brief an Pirckheimer
vom Jahre 1506: „Das Ding, das mir vor eilf Jahren
so wohl gefallen hat, das gefällt mir jetzt nicht mehr."

Die III. Studie ist eine Zusammenstellung der
Gemälde des Hans Baidung und in gewissem Sinne
eine Vorarbeit zu der grofsen Publikation von dessen
Ilandzeichnungen, deren I. Band so eben in dem-
selben Verlage erschienen ist. Der Verfasser beschreibt
unter genauer Litteraturangabe 53 mit wenigen Aus-
nahmen an Ort und Stelle von ihm studirte Gemälde,
welche er dem Hans Baidung zuspricht, erwähnt noch
4 andere von Eisenmann für denselben Meister in An-
spruch genommene Gemälde, über deren Verbleib ihm
nichts Zuverlässiges bekannt geworden sei, sowie
8 ebenfalls auf Baidung zurückgeführte Bilder, die er
nicht habe prüfen können. Damit ist das Material für
das Studium eines der gröfsten deutschen Maler des
XVI. Jahrh. in sehr übersichtlicher und zuverlässiger
Weise zusammengestellt.

Von den oben bereits erwähnten „Handzeich-
nungen des Hans Baidung gen. Grien" sind
mit Unterstützung der Regierung von EIsafs-Lothringen
und der Stadt Strafsburg Lichtdrucke in natürlicher
Grölse den Originalen nachgebildet, die sich in Basel,
Berlin, Bern, Besancon, Braunschweig, Dessau, Dresden,
Erlangen, Florenz,Frankfurt, Hamburg, Hannover, Karls-
ruhe, Kassel, Koburg, Kopenhagen, London, Luzern,
Mailand, Paris, Prag, Schaffhausen, Stuttgart, Venedig,
Weimar, Wien, Windsor, Würzburg befinden. Dieses
glänzendeWerk, welches '220 Grofsfoliotafeln in 3 Bänden
umfassen soll, verspricht in Bezug auf Bild und Text
des grofsen Meisters, der sofort nach Dürer und Hoi-
bein genannt werden mufs, durchaus würdig zu werden,
da von Terey sämmtliche Originale auf's Sorgfältigste
geprüft und in die Eigenart und Vielseitigkeit des
Meisters durch mehrjähriges intensives Studium sich
versenkt hat. Wenn bis zur Mitte des nächsten Jahres
das Werk seinen Abschlufs gefunden hat, so werden
alle Vorbedingungen gegeben sein zu einer umfassen-
den Monographie des lange verkannten Meisters.

__________Schnütgen.

Zu dem St. Bernwards-J ubiläum sind in dem
Verlag von L. Steffen und A. Lax zu Hildes-
heim drei recht ansprechende Schriflchen erschienen.
Das erste unter dem Titel: „Das Kreuz des
hl. Bernward" ist ein Hirtenbrief des Hochwürdigsten
Herrn Bischofs von Hildesheim und behandelt
„Das Kreuz im Leben Bernwards" und „Das Kreuz
in den Kunstwerken Bernwards", um nachzuweisen,
dafs St. Bernward dem Kreuze all' seine Kraft und all'
seinen Segen entnommen, das Kreuz mit besonderer
Vorliebe seinen Kunstschöpfungen zu Grunde gelegt
hat, so seinem goldenen Kreuze, seiner Christus-Säule,
verschiedenen Szenen seiner ehernen Domthüren, endlich
seiner Grabplatte, welche Kunstwerke abbildlich an-
geführt werden, interessante Illustrationen zu einem
ebenso geistvollen als erbaulichen Texte.

In dem zweiten Schriftchen: „Die Bernvvards-
gruft in Hildesheim" bringt Domvikar Dr. Bertram
Geschichtliches über diese Gruft nebst deren Grund-
rifs, sodann eine so interessante wie eingehende Be-
schreibung derselben, namentlich des Sarkophages,
seines Deckels und der Grabplatte, die einen um so
höheren Werth besitzen, als Bernward sie kurz vor
seinem Tode selber entworfen und gearbeitet hat. Zum
900jährigen Bischofs- und 700jährigen Kaiionisations-
jubiläum hat die Krypta mit der Gruft eine neue, reiche
und glänzende Ausstattung erhalten, der neben dem
frühromanischen Stile auch Motive altchristlicher De-
korationen (aus der bekanntlich mit Mosaiken ausge-
schmückten Grabkapelle der Galla Placidia in Ravenna)
zu Grunde gelegt sind.

Im dritten Schriftchen: „Das Bernward-Denk-
mal in Hildesheim" (Verlag von A. Lax) beschreibt
derselbe Verfasser die Entstehung des Denkmals, das
Denkmal selbst und seine am 28. September d. J. mit
grofser Feierlichkeit vollzogene Einweihung. Der selbst
die kleinsten Details umfassenden sehr anregenden und
instruktiven Beschreibung sind zwei Lichtdrucktafeln
beigefügt, von denen die eine das ganze Denkmal
und seine Umgebung darstellt, die andere den aus drei
Bronzereliefs bestehenden Sockelschmuck. Das Ganze
wie die Einzelheiten machen einen guten Eindruck, der
sich vielleicht noch steigern würde, wenn die Figur
etwas schlanker gehalten und von einem Baldachin
bekrönt wäre, den eine freistehende Heiligenfigur nicht
leicht entbehren sollte. R-

Entwickelungsgeschichte der Baukunst, unter
vorzüglicher Berücksichtigung der deutschen Kunst,
gemeinfafslich dargestellt an der Hand der politischen
Geschichte der Völker. Mit 85 Illustrationen. Von
Dr. F. E. Koch, Oberlandbaumeister. Güstrow 1893,
Verlag von Opitz & Cie.
Um „den Kunstsinn des Publikums zu bilden",
bezw. „den Laien ein Interesse für die Kenntnifs der ver-
schiedenen Baustile beizubringen", bietet der Verfasser
diese Entwickelungsgeschichte der Baukunst.
Sie wird im Zusammenhange mit der politischen Ge-
schichte der Völker in Kürze behandelt und durch eine
verhältnifsmässig grofse Anzahl gut ausgewählter und
klar wiedergegebener Denkmäler illustrirt. Den „Bau-
stilen der alten Welt" wird ein nur ganz kleiner Raum
vergönnt, ein etwas gröfserer den „klassischen", ein
noch umfassenderer den „romantischen Baustilen" (von
der römisch-christlichen Kunst bis zur Renaissance),
mehr als die Hälfte des Büchleins den „modernen Bau-
stilen". Trotz der knappen, stellenweise allzu dürfligen
Behandlung fehlt es nicht an interessanten Details, die
Zeugnifs ablegen von den eingehenden Studien des Ver-
fassers, den wohl vornehmlich seine Bestrebungen, die
kulturgeschichtlichen Gesichtspunkte hineinzuziehen, zu
einigen Erwägungen bestimmt haben, die der Objek-
tivität entbehren._______ B.

Biblia Raupe rum. Nach dem Original in der
Lyceumsbibliothek zu Konstanz herausgegeben und
mit einer Einleitung begleitet von Pfarrer Laib und
Dekan Dr. Schwarz. Zweite unveränderte Auf-
lage. Herder'sche Verlagshandlung.
 
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