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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 12
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381

1893.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

382

Den Steinmetzzeichen, wie den Profilirungen widmet
der Verfasser besondere Aufmerksamkeit und gründet
auf sie mehrere Beweise und viele Hypothesen, die
sich zum Theil auch auf die Söhne und Enkel des
Meisters beziehen, des Hauptes einer fast ein Jahr-
hundert die Baukunst in Süddeutschland und der
Schweiz beherrschenden Baumeislerfamilie. Dem Ent-
wicklungsgänge des Meisters folgt der Verfasser in
gründlicher Untersuchung und kommt zu dem Schlüsse,
dafs er kein genialer, aber ein sehr solider Künstler
gewesen, der mit den grofsen Aufgaben und Zielen,
welche die baulustige und gewaltige Zeit ihm stellte,
stets gewachsen ist. Den grofsen Monumenten ent-
nimmt der Verfasser diese Charakteristik, die dadurch
an Interesse, wie an Bedeutung nur noch gewinnt.
Möge es ihm gefallen und gelingen, nachdem er das
Haupt der Familie aus dem Dunkel hervorgeholt, auch
die Glieder mit Erfolg zu beleuchten! r

Barthel Beham und der Meister von Mefs-
kirch. Eine kunstgeschichtliche Studie von Dr. Carl
Koetschau. Mit 10 Lichtdrucken. Stuttgart 1S'J3.
Verlag von Ed. Heitz.
Mit dem „Meister von Mefskirch", d. h. des vom
Grafen Gottfried Werner von Zimmern in die St. Mar-
tinskirche zu Mefskirch gestifteten Hauptaltars, beschäf-
tigt sich die Forschung schon über zwei Jahrzehnte.
Einige wollten ihn mit Barlhel Beham identifiziren,
Andere mit dem Monogrammisteu MA (der als Mar-
kus Aslfalk gedeutet wurde). Der Verfasser sucht nach-
zuweisen, dafs er weder der Eine noch der Andere ist.
Zu diesem Zwecke untersucht er den „Stil von Barthel
Beham's bezeichnetem Bild in der Münchener Pinako-
thek" und stellt diesen Meister als einen der italienischen
Renaissauce zuneigenden, den Mefskirchener als einen
echten deutschen Künstler dar. Sodann analysirt er
„die künstlerische Entwicklung und die Werke des
Meisters des Mefskirchener Altars", der ihm als der be-
deutsame Repräsentant einer Bodenseeschule erscheint,
wohl ein Erbe Dürer'scher Kunst durch die Vermitle-
lung Schäufelein's. Seine Bilder werden dann ein-
gehend beschrieben und im Anschlüsse daran manche
Gründe geltend gemacht, dafs der Monogrammist MA
im Besanconer Gebetbuch mit dem Meister von Mefs-
kirch nicht identisch sei. Ein Verzeichnifs der zahl-
reichen Gemälde des fruchtbaren Meisters, sowie von
Gemälden aus seiner Werkstatt und in seiner Art bildet
mit 10 guten Lichtdrucktafeln den Schlufs der fleifsigen
und besonnenen Dissertation, die durch Zusammen-
stellung und Sichtung des umfassenden, aber aus-
schliefslich in den Gemälden bestehenden, also nur
durch Stilkritik gewonnenen Materials die Frage bis
an die Schwelle der Namensauffindung führt, aber nicht
bis zu dieser selbst. A.

Der Grofse Kurfürst und Moritz von Nassau
der Brasilianer. Studien zur Brandenburgischen und
Holländischen Kunstgeschichte von D. Georg Gal-
land. Frankfurt 1898. Verlag von Heinrich Keller.
Der den Lesern dieser Zeitschrift (vergl. Bd. IV,
Sp. 107) durch seine vortreffliche „Geschichte der
Holländischen Baukunst und Bildnerei" längst be-
kannte Verfasser behandelt hier einen verwandten

Stoff, indem er der Thätigkeit der niederländischen
Barockkünstler, namentlich der Baumeister, im Aus-
lande nachspürt, besonders in der Mark Brandenburg,
wo der Grofse Kurfürst, dieser Kunstrichtung von Jugend
auf zugethan, ihnen vielfache Aufträge erlheilte. Diese
sollten seit seiner Vermählung mit der Prinzessin Louise
Henriette von Oranien vor Allem seinen Residenzen
zu Gute kommen, und der klevische Statthalter Moritz
von Nassau war in erster Linie berufen, ihn durch
seine enge Verbindung mit den holländischen Künstlern
hierbei so erfolgreich wie thatkräflig zu unterstützen.
„Aus einer vergessenen Residenz des Grofsen Kur-
fürsten", aus dem ihm so liebgewordenen Kleve,
tauchen hier zum ersten Male in urkundlicher Be-
legung und zuverlässiger Zusammenstellung die be-
treffenden Werke auf. Sodann weisen „der Kunst-
unterricht am Hofe des Grofsen Kurfürsten", „Sonnen-
burg und sein Ordensschlofs", die „Säle zu Charlotten-
burg und Potsdam", die „kurfürstliche Ruhmeshalle"
und viele andere Schöpfungen des grofsen, kunst-
sinnigen Begründers der brandenburgisch-preufsischen
Monarchie auf dessen erleuchtete und mächtige Vor-
liebe für das künstlerische Schaffen, besonders für die
niederländische Kunstrichtung, und auf den gewaltigen
Einilufs hin, den sie in den ihm unterstehenden Pro-
vinzen ausgeübt hat. Auf archivalische Quellen be-
gründet der Verfasser überall seine zahllosen inter-
essanten Angaben, die mit vielen bis dahin unbe-
achteten Kunstwerken bekannt machen und die Ver-
hältnisse nachweisen, unter denen die Künstler, von
denen sie ausgeführt sind. VV.

»Journal of the Royal Institute of British
Architects.« London lJ Conduit-Slreet.
Im ersten Jahrgang dieser Zeitschrift (Sp. '12 ff.) ward
von dem Unterzeichnelen über das vorstehend bezeichnete
Institut, seine grofsartige Organisation und sein so tief
und weit greifendes Wirken auf dem Gebiete des Bau-
wesens berichtet. In Bezug auf dessen dort ebenwohl
besprochene Veröffentlichungen ist jüngst eine be-
merkenswerthe Aenderung eingetreten. Als Organ des
Institutes hatte das »Journal of Proceedings« gedient,
welches sich an dessen Berathungen anschlofs, und
sonstige, dem Vereinszwecke entsprechende Mitthei-
lungen brachte, überhaupt einen entschieden geschäfl-
licheu Charakter an sich trug. Unter dem Titel »Trans-
actions« erschien aufserdem am Schlüsse eines jeden
Vereinsjahres ein stattlicher, vorzugsweise gröfsere Ab-
handlungen bringender Quarlband.

Die Neuerung besteht nun darin, dafs die beiden
Publikationen, gewissermafsen zusammengeschmolzen
unter dem Titel eines vom Institut herausgegebenen
Journals erscheinend, in die Reihe sonstiger Kunst-
zeitschriften eintreten und aufserhalb des Bereichs des
Institutes liegenden Kreisen interessanter werden. Im
Laufe des mit dem November beginnenden Vereins-
jahres erscheinen 12 Hefte, jedes zum Preis von
2 Schilling.

Das vorliegende erste Heft der neuen Serie bringt
die Eröffnungsrede des Institutspräsidenten Anderson,
welche einen Ueberblick über den Stand des Bau-
wesens in England und den Wirkungskreis des In-
stitutes gewährt, überdies auch Rathschläge und Be-
 
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