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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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Arntz, Ludwig: Die Karthause zu Köln in baugeschichtlicher Hinsicht
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https://doi.org/10.11588/diglit.3824#0015

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1894. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

10

Die Karthause zu Köln in baugeschichtlicher Hinsicht. ')

Mit 15 Abbildungen.

|or Jahresfrist wurden auf Anregung
des Herrn Domkapitulars Schnülgen
die z. Z. in militärfiskalischem Besitz
befindlichen ehemaligen Klosteran-
lagen zu Köln einer Bestandaufnahme unterzogen.
Unter diesen darf das so gewonnene Aufnahme-
material der Karthause des lebhaften Interesses
weiterer Kreise um so sicherer sein, als bereits
im Jahre 1886 J. J. Merlo in der unten ange-
führten Veröffentlichung auf diese bisher kaum
beachtete Schöpfung christlicher Kunst hin-
gewiesen hat. Wenn auch seit der Aufhebung
des Klosters eingreifende Abtragungen, Um-
bauten und Neubauten stattgefunden, so bietet
in der That der jetzige Bestand noch eine
Fülle ungeschädigten künstlerischen V/erthes,
welcher zu sicherem Schutz und sorgfältiger
Erhaltung dringend auffordert. Mit Hülfe der
von J. J. Merlo veröffentlichten »Chronologia
Carthusiensis« sowie an der Hand der Stadt-
karte von Reinhard aus dem Jahre 1752 läfst
sich zudem der Lageplan der Gesammtanlage
mit grofser Sicherheit ergänzen; es wird so in
baugeschichtlicher Hinsicht ein recht bedeut-
sames Bild von der ehrwürdigen Kulturstätte
der Carthusia Coloniensis gewonnen, das um
so mehr Beachtung verdient, als z. Z. über die
Bauten des Karthäuserordens in Deutschland
eingehende Untersuchungen oder Veröffent-
lichungen nicht vorliegen. Zur Veranschaulichung
dienen einige stark verkleinert wiedergegebene
Aufnahmen des erhaltenen Bestandes: ein Lage-
plan mit der Ergänzung der Baugruppe aus dem
Ende des XV. Jahrh. — ein unterer Grundrifs, in
welchem die Ergänzung der Bautheile und der
Ausstattung in leichten Linien eingetragen er-
scheint, eine Ansicht der Klosterkirche und des
Kapitelbaues von der Karthäusergasse aus —
ein Querschnitt durch das Schiff und die Marien-
kapelle, — endlich einige Einzelheiten aus der
Kirche, dem Kapitelbau und dem Kreuzgang.
Als im Februar des Jahres 1335 die ersten
Karthäusermönche aus Trier in der Stadt Köln
anlangten, liefsen sie sich auf dem Grundstück

') Litterat ur: »Annalen des historischen Ver-
eins für den Niederrhein, insbesondere die alte Erz-
diözese Köln«, Heft XLV, (Köln 188G) S. 1—53:
„Kunst und Kunsthandwerk im Karthäuserkloster zu
Köln." Von J. J. Merlo.

des Ritters Konstantin von Lyskirchen in der
Nähe der Ulrepforte nieder. Dort fanden sie
für den gemeinsamen Gottesdienst eine ein-
schiffige Halle in Tuffstein vor, deren Erbauung
frühestens in den Anfang des XIII. Jahrh.
zurückreicht.

Dieser erste nicht genau orientirte Kirchen-
bau mochte bisher vielleicht anderen Zwecken
gedient haben und wurde durch die Beihülfe
des genannten Konstantin von Lyskirchen und
des Ritters Gerhard Scherffgin für den Gottes-
dienst des Ordens eingerichtet; er erstreckte
sich in der Breite des jetzigen Mittelschiffes
auf eine Länge von ca. 25 m und wurde auf
jeder Seite durch 5 schräg eingeschnittene
Fenster von 0,80 m lichter Weite erhellt; er war
vermuthlich mit sichtbarem Dachstuhl gedeckt.
In dem Chor dieser ersten Ordenskirche wurde
der zweitgenannte Stifter Gerhard Scherffgin
im Jahre 1344 beigesetzt.

An die Westseite der Kirche werden sich
die ersten Zellen der Mönche (die Klausur)
mit gemeinsamem Flur angelehnt haben, während
die Zelle des Priors, der gemeinsame Speise-
saal, der Kapitelraum und die erforderlichen
Wirthschaftsräume (das Priorat) die Verbindung
mit der jetzigen Karthäusergasse herstellten.
Durch zwei bedeutende Schenkungen Seitens
der Familien Lyskirchen und Overstolz wurde
der Grundbesitz des Klosters erheblich ausge-
dehnt; er erstreckte sich schon im Jahre 1340
über 9^2 Morgen (Acker, Obst- und Wein-
garten); nach Norden grenzte er an die jetzige
Ulrichsgasse, nach Westen an den Karthäuser-
wall, nach Süden an das Stift S. Bonifacius,'
dessen Kirche schon im Jahre 1300 zur Er-
innerung an die Worringer Schlacht errichtet
worden. Im Osten bildete die jetzige Karthäuser-
gasse gröfstentheils die Grenze, nur fehlte hier
noch das erst 1365 zufallende Besitzthum des
Kanonikus Johann von Brandenburg, dessen
Wohnhaus unmittelbar an das Chor der Kirche
stiefs. Es sei auf den Lageplan (I) verwiesen!
Schon im Jahre 1354, aus welchem ein
Freibrief des Kaisers Karl IV. über Beschaffung
und Anfuhr von Baumaterialien stammt, lag
jedenfalls ein umfassender Erweiterungsplan der
Klosteranlage vor, und wenn auch im Einzelnen
die Ausführung mit den Zuwendungen Schritt
 
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