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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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Stiassny, Robert: Jörg Breu von Augsburg, [2]
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Effmann, Wilhelm: Glocken der Marienkirche zu Rostock, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3824#0081

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119

1894. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

120

zehnt des XVI. Jahrh. zurück. — In die
Nähe des grofsen Belehnungsholzschnittes,
also in den Anfang der dreißiger Jahre
müssen hingegen versetzt werden die Breu
zuzueignenden Blätter einer Holzschnitt-
folge von 50 Landsknechtsfiguren in
reicher Arabeskenumrahmung (278 x 169»/»*),
die der Formschneider David de Necker aus
älteren Arbeiten zusammengestellt und 1566
oder 1579 in Wien, mit Begleitversen von
H. Sachs, gedruckt hat. Aufser dem Exemplar
des Stuttgarter Kabinets ist noch ein zweites
vollständig erhaltenes bekannt, das mit der
Sammlung Hauslab in den Besitz des Fürsten
Liechtenstein zuWien kam. (33 Blätter der Folge
bewahrt auch die gräflich Breuner'sche Samm-
lung auf Schloß Grafenegg in Niederösterreich.)
Nach dem Hauslab'schen Exemplare wurde die
ganze fortlaufend numerirte Folge als Abthei-
lung II eines Kostüm werk es vom Grafen Breuner-
Enkevoerth »Rom. Kais. Majestät Kriegsvölker
im Zeitalter der Landsknechte« mit Text von
J. Falke (Wien, Wawra, 1883) publizirt. Die
Gleichartigkeit des Schnittes sämmtlicher Blätter
hat Falke zur Annahme eines und desselben
Urhebers verleitet; die Folge ist aber zweifel-

los aus Beiträgen verschiedener Zeichner ent-
standen und die Vorrede zum Stuttgarter Exem-
plare, die dem Wiener fehlt, nennt ausdrück-
lich Burgkmair, Breu und Amberger — neben
anderen Anonymen — als Erfinder. Eine Be-
theiligung Pet. Flötner's, die Reimers in seiner
Monographie (München und Leipzig, 1891,
S. 54) vermuthete, ist kaum erweisbar. Und
auch den Antheil Amberger's scheint Schmid
kürzlich (»Kunstchronik«, N. F. V, 59) über-
schätzt zu haben; wenigstens schreibt er ihm
hier die früher für Breu in Anspruch genom-
menen Nr. 1 und 19 (Hirth's Bilderbuch, I,
Nr. 447 u. 441) sowie vier weitere bei Hirth ab-
gebildete Landsknechtsdarstellungen zu, welch'
letztere aber in unserer Folge gar nicht vor-
kommen und von denen die erste ein sicheres
Blatt Flötner's ist (vgl. Hirth, I, Nr. 439, 440,
445, 446 und die Wiener Publikation, Abth. I,
Nr. 8, 5, 48 und Abth. III, Nr. 3). Auf Breu
d. Ae. dürfen mit Bestimmtheit folgende neun
Holzschnitte des de Necker'schen Kriegsbuches
zurückgeführt werden: Nr. 18, 21, 22, 24, 28,
32, 46, 49 (8 Abbildungen bei Hirth a. a. O.,
Nr. 449—456).

Wien.

Robert Stiassny.

Glocken der Marienkirche zu Rostock.
II.

Mit 2 Abbildungen.

ie Spalte 81 bereits erwähnte gröfste
Glocke der Marienkirche zu Rostock
stammt aus dem Jahre 1460; sie hat
eine Höhe von 1,38 m bei einem
unteren Durchmesser von 1,77 »/. Ihren oberen
Rand umziehen zwei Inschriftreihen. Die obere
Reihe wiederholt den auch auf der besproche-
nen zweitgröfsten Glocke angebrachten Spruch:
o rex glorie christe veni cum pacc; die untere
hat folgenden Wortlaut: anno domini millesimo
cccclx in vigilia assumptionis marie virginis
fusa est isla campana, deo laus. Die über
Wachsmodellen hergestellten Buchstaben sind
entsprechend der Entstehungszeit der Glocke
einfache gothische Minuskeln; nur der Buchstabe
e in dem Worte christe hat in Ranken, die durch
Einritzen in den Mantel der Form hergestellt sind,
einen besonderen Schmuck erhalten. Zwischen
den einzelnen Buchstaben der Inschrift, die in
der oberen Reihe in der üblichen Weise mit

einem Kreuze beginnt, sind Täfelchen und Me-
daillons in verschiedener Form und verschiedener
Gröfse angebracht. Die Täfelchen sind ausge-
prägt oblong gestaltet, indem sie bei einer
Höhe von 9l/2 cm in der Breite 6 cm messen;
sie zeigen ein Ornament, das in symmetrischer
Gegenüberstellung von je zwei eine Blüthe um-
rahmenden Blättern in seinen Hauptzügen eine
8-förmige Schleife bildet. Dasselbe trägt schon
vollständig den Stilcharakter der Renaissance.
Von den Medaillons sind vier (5'/2 cm Durch-
messer) mit den Symbolen der Evangelisten
geschmückt; ein anderes (8 cm Durchmesser)
zeigt in seiner von einem Sechspafs umrahmten
inneren Fläche eine Anordnung in Art eines
Wappens: zwei Thiere, anscheinend Leoparden,
stehen aufrecht neben einem das Mittelfeld ein-
nehmenden Kopf. Auch die Medaillons weisen
eine der Renaissance entsprechende, natura-
listische Behandlung auf. Gufs und Profilirung
 
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