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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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Schlie, Friedrich: Die eherne Fünte von St. Marien zu Rostock
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https://doi.org/10.11588/diglit.3824#0090

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Abhandlungen.

Die eherne Fünte von St. Marien
zu Rostock.

Mit Lichtdruck (Tafel V).

bgleich die zum Oster-
feste, den 2. April

1290, vollendete
Fünte von St. Ma-
rien zu Rostock be-
reits ihre Literatur
seit dem Jahre 1741
hat, ist sie bis jetzt
nirgends so abgebildet, dafs man davon ein
gutes Bild gewönne. Sie wird zuerst im Ro-
stocker »Etwas« („Etwas 'von gelehrten Ro-
stockschen Sachen") vom Jahre 1741 auf S. 685
und nachher im Jahre 1777 in der Beschreibung
der Marienkirche von Niehenck erwähnt, die
abschnittweise in den den »Rostockschen Nach-
richten« beigegebenen „Gemeinnützigen Auf-
sätzen aus den Wissenschaften für alle Stände"
veröffentlicht wurde, S. 85—180. Dann folgt
Lisch im Jahre 1864 mit der ersten ausführ-
licheren Beschreibung im »Jahrbuch f. mecklenb.
Gesch. u. A.« XXIX, S. 216 ff. Zugleich damit
gibt das »Mecklenb. Urkundenbuch« III, S.377
einen Abdruck der Inschrift. Auf Grundlage
dieser Veröffentlichungen gibt Dr. Crull eine
Besprechung der Fünte im »Organ für christl.
Kunst« 1867 ff. Dort auch eine Zeichnung.
Ferner finden wir einen kurzen Hinweis bei
Schnaase im V. Bd. seiner »Gesch. der bild.
Künste« vom Jahre 1874 auf S. 618, und weiter
eine Erörterung über das Salve Regina auf Tauf-
becken, mit besonderer Beziehung auf das in
St. Marien in Rostock, bei Friedrich Schneider
im »Anz. für Kunst deutscher Vorzeit« von
1880, S. 280. Eine kurze Notiz steht ferner im
»Handbuch« von Otte-Wernicke, Bd. II, S. 419,
Anm. 3. Von A. Pabst ist endlich in seinem
Tafelwerk „Kirchenmöbel" auf Taf. 30 jüngst
die erste brauchbare Abbildung veröffentlicht.
Aber aus Gründen der Schwierigkeit der Auf-
nahme für den Lichtdruck ist sie in zwei
Theilen auf zwei Blättern von verschiedenen
Standpunkten her, erschienen, sodafs es wieder

an einem richtigen Gesammteindruck des
Werkes mangelt. Und aufserdem ist noch eine
falsche Unterschrift gesetzt worden, welche den
Taufkessel der Nikolaikirche und nicht der
Marienkirche zuweist und ferner das XIV. und
nicht das XIII. Jahrh. als Zeit des Ursprunges
angibt. Deshalb scheint eine zweite Veröffent-
lichung geboten, und wir hoffen, dafs die
Freunde kirchlicher Kunst mit dieser Aufnahme
des Werkes, welche trotz aller Schwierigkeiten
der Herstellung von guter Deutlichkeit ist,
zufrieden sein werden. Die Inschrift ist auf's
Neue sorgfältig verglichen worden. Dasselbe
ist mit der Beschreibung der Bilddarstellungen
zum Zweck der Aufnahme in das mecklenb.
Denkmäler-Inventar geschehen.

Der Taufkessel von St. Marien, welcher
jetzt in der Mitte der Westwand des Thurmes
untergebracht ist, stand früher in der Nord-
westecke der Kirche, und zwar in der Nähe
der Krämerkapelle. Er ist 2,95 m hoch und
in Bronze gegossen. Als Träger dienen vier
auf einem Beine knieende bärtige Männer, die
mit einem tunikaartigen Hemde bekleidet sind
und aus langhalsigen rundbauchigen Gefäfsen
Wasser ausgießen. Sie gelten hier auffallender
Weise nicht wie sonst als die vier Paradieses-
ströme, sondern werden durch Inschriften in
Majuskeln an ihren Gefäfsen als die vier Ele-
mente TERRA, AQVA, AER, IGNS (das I
fehlt) bezeichnet.') Der von ihnen getragene
Kessel ist rund und nimmt nach oben hin an
Umfang etwas zu. Drei Inschriftbänder mit
eingetieften Majuskeln umziehen denselben am
unteren, am oberen Rande und in der Mitte.

') Der Bildner beweist damit, dafs er sich der ur-
sprünglichen Bedeutung dieser auf die Antike zurück-
fuhrenden Gestalten als Strom-Repräsentanten nicht
bewufst war. Die alte christliche Kirche sah in dem
Paradiesesstrom und seinen vier Armen, den Strömen
Physon, Syon, Tigris und Euphrat, die Vorbilder für
die Gnadenwirkungen des Evangeliums, welche von
Christus als dem Haupte und den aus ihm gekommenen
vier Evangelien ausgehen. Es werden daher die vier
Evangelisten symbolisch auch mit den vier alttestament-
lichen Paradiesesströmen bezeichnet. Vergl. Durandus
VII, Cap. 44, §§ 1 ff., § 5.


 
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