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Zeitschrift für christliche Kunst — 9.1896

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Schnütgen, Alexander: Romanischer Bronzeleuchter in Form eines Löwenreiters
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https://doi.org/10.11588/diglit.3831#0078

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111 Romanischer Bronzeleuchter

Form eines Löwenreiters.

(Mit Ab

112

ranzösischen Ursprungs ist
wohl zweifellos der hier ab-
gebildete Leuchter, der vor
Jahresfrist von Frankreich
aus in die Sammlung des Freiherrn
Albert von Oppenheim zu Köln ge-
langt ist. Die etwas weiche Behand-
lung, die vornehme Modellirung, die
für die Ursprungszeit, als deren äufser-
ster Termin der Schlufs des XII. Jahrh.
zu betrachten sein dürfte, ungemein
entwickelte Plastik, die lebhafte und
doch mafsvolle Haltung des Reiters,
die etwas abgeschwächte Stilisirung des
aus Lilienblättern gebildeten Leuchter-
schaftes weisen unverkennbar auf franzö-
sische Eigen-
art hin, und
auch der Um-
stand spricht
dafür, dafs die
meisten derar-
tigen Leuchter
aus Frankreich

stammen
und dort auch

verblieben
sind. So wies
die Sammlung
Spitzer (Ver-
steigerungs-
katalog 970 u.
971) zwei ganz
ähnliche, er-
heblich klei-
nere Exem-
plare auf, von
denen das eine
den Löwen mit
vonseinemRei-
ter vermittelst
beider Hände
geöffneten Ra-
chen zeigt, das

andere den
ganz friedlich
stehenden Lö-
wen mit dem
umschauenden

Reiter, dessen rechter Arm herabhängt, während
der linke ganz enge den Schaft umfafst. Ein sehr



bildung.)

verwandtes Muster birgt auch
die Sammlung Martin Le Roy
in Paris, und auch an sonsti-
gen romanischen Reiterleuch-
tern fehlte es in französischen
Sammlungen nicht, wienament-
lich aus den alten »MeManges«,
Bd. ], Tafel 14 bis 17, hervor-
geht, wo Drachen- und Pferde-
leuchter abgebildet sind. Nicht
unerheblich unterscheiden sich
von ihnen durch strengere
Formengebung oder unbehülf-
lichere Gestaltung die Reiter-
leuchter, die in belgischen
bezw. deutschen Museen sich
befinden, gemäfs den neuen
»Melanges«, „Decoration d'eg-
lises" S. 188 u. 191. Die auch
an dieser letzteren Stelle aus-
gesprochene Vermuthung, dafs
diese Art von Leuchtern ur-
sprünglich für den kirchlichen
Gebrauch bestimmt gewesen
sei, wird nicht nur durch die
Thatsache unterstützt, dafs
manche derselben nachweislich
aus kirchlichem Besitze stam-
men, sondern auch durch die
in zeitgenössi-
schen Urkun-
den wiederholt
vorkommende
Bemerkung,
dafs mancher-
lei bizarr ge-
formte Ge-
brauchsgegen-
stände denWeg
in die Kirche

gefunden
hätten. Und es
ist gewifs nicht
zu verwundern,
dafs aufser den
zumTheilnoch
phantastischer

gestalteten
Aquamanilien,
an deren vornehmlicher Verwendung für den litur-
gischen Dienst keinerlei Zweifel besteht, auch diese


 
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