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Zeitschrift für christliche Kunst — 9.1896

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Schnütgen, Alexander: Gothisches Elfenbein-Klappaltärchen im South-Kensington-Museum
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Nachrichten
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3831#0086

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127

1896. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

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würde man für ihre Ausführung heutzutage die
geeigneten Künstler finden, aber sie sind vor-
treffliche Vorbilder geblieben für gröfsere in
Holz auszuführende und zu polychromirende

Epitaphien, die als Andachtsbilder (oder Altar-
bekrönungen), zumal an den Pfeilern, in der
wirkungsvollsten Weise ihre erbauliche und deko-
rative Aufgabe erfüllen würden. Schnütgen.

Nachrichten.

Georg Dengler f. Der weithin bekannte
Regensburger Domvikar und Geistliche Rath hat am
8. Juni im Alter von 5G Jahren sein thatenreiches,
der kirchlichen Kunst rückhaltlos geweihtes Leben
beschlossen. Vom Beginn seiner priesterlichen Lauf-
bahn an der ernsten Kunstrichtung, dem engen An-
schlüsse an die Vorbilder des Mittelalters zugethan,
ist er diesen Grundsätzen in Wort und Schrift, mit
der Feder und mit dem Stift, mit Rath und That
treu geblieben bis zu seinem Tode, das kirchliche
Kunstschaffen unaufhörlich leitend und beeinflussend
durch Anregung und Belehrung, durch Angaben und
Zeichnungen im Bereiche seiner Heimath-Diözese, aber
auch über deren Grenzen hinaus. Im Jahre 1872 über-
nahm er von Laib und Schwarz den • Kirchenschmuck«,

dem in Besorgung guter Vorlagen für kirchliche Aus-
stattungsgegenstände, besonders auf dem Gebiete der
Stickerei, kaum irgend eine andere Zeitschrift es gleich-
gethan hat, und durch seine selbstlose Fürsorge und
Mitarbeit hat er zahlreichen, namentlich ärmeren Kirchen
zu korrekten Plänen und Ausführungen verholfen, so
dafs er gerade in dieser Hinsicht eine grofse Lücke
zurückläfst, um so gröfser, als die kirchliche Kunst aus
den Reihen des deutschen Klerus in den beiden letzten
Jahrzehnten auffallender und betrübterweise trotz aller
Anregungen fast gar keine Förderer gewonnen hat,
weder im theoretischen, noch im praktischen Sinne, im
Gegensatze zu den beiden früheren Jahrzehnten, die so
manchen Priester vornehmlich an der Donau und am
Rheine für die heilige Kunst inspirirt haben. D. H.

Bücherschau.

Quellen und Forschungen zur Geschichte und
Kunstgeschichte des Missale Romanum im
Mittelalter. Iter italicum. Von Dr. theol. Adal-
bert Ebner, Domvicar und Professor am Bischöf-
lichen Lyceum in Eichstätt. Mit einem Titelbilde
und 30 Abildungen im Texte. XI und 487 Seiten
in 8°. Freiburg, Herder 1890. (Preis: 10 Mk.)
Dem Zwecke dieser Zeitschrift entsprechend, müssen
wir uns auf die kunstgeschichtliche Bedeutung dieses
hervorragenden Werkes beschränken. Es behandelt
die geschriebenen Mefsbücher des VII. bis XVI. Jahr-
hunderts, welche sich in verschiedenen, oft sehr schwer
zugänglichen Bibliotheken Italiens finden, und beschreibt
eingehend deren Schmuck an Initialen, Ziertiteln und
Miniaturen. Die Abhandlung Springer's über den »Bilder-
schmuck in den Sacramentarien des früheren Mittel-
alters« ist hier weit überholt, weil der Verfasser eine
Reihe der wichtigsten, bis dahin fast unbekannten
Handschriften heranzieht und weil er, wie kein zweiter,
die liturgische Bedeutung derselben ergründete, woraus
jener Bilderschmuck hervorging und zu erklären ist.
Für die Kenntnifs der Buchillustration des Mittelalters
ist seine Arbeit unentbehrlich. So bringt er z. B. für
die Kenntnifs der aus Fulda stammenden oder von
dort aus beeinflufsten Miniaturen, zu denen das in
dieser Zeitschrift Bd. VII Sp. 05 f. besprochene Sacra-
mentar aus Göttingen gehört, die schätzenswertheste
Erweiterung. Möchte es ihm vergönnt sein, das ge-
plante Iter germanicum, für das er bereits ansehnliches
Material gesammelt hat, zu vollenden 1 Es wird mit
diesem Iter italicum auf viele Jahre einen Grundstein
bilden, auf den Liturgiker und Kunsthistoriker weiter-
bauen können, denn alle seine Arbeiten zeichnen sich
aus durch Klarheit wie durch Gründlichkeit, und alle
eröffnen neue, bahnbrechende Pfade. St. Heiisel.

Der Kunstverlag von Julius Schmidt in
Florenz hat sich durch die farbige Reproduktion von
besonders lieblichen Andachtsbildern italienischer Maler
des XV. Jahrh., namentlich des Fra Angelico da F'ie-
sole, grofse Verdienste erworben um die Verbreitung
der Kenntnifs dieser herrlichen Gemälde, von denen
die den anmuthsvollen Ausdruck und die lebendige
Farbenstimmung vortrefflich wiedergebenden Holz-
schnitte eine zutreffende Vorstellung vermitteln. Vor
Allem sind es diezwölfmusizirenden Engel, welche
auf dem berühmten Triptychon in den Uffizien in Flo-
renz die Gottesmutter umgeben, schlanke Gestalten,
die theils nur mit der Tunika, theils auch mit dem
Mantel bekleidet, die verschiedensten Instrumente er-
tönen lassen. Das Holdselige ihres Ausdruckes, die
Farbenpracht ihrer Gewänder und Flügel entfalten auf
dem Goldgrunde einen eigenartigen Zauber, welcher
diese in verschiedenen Gröfsen (bis zu 32 cm) reprodu-
zirten Bildchen überall eingeführt und zur beliebtesten
Wandzier gemacht hat. — Neuerdings hat derselbe
Kunstverlag, der bisher nur Gemälde nachgebildet hat,
auch an der Reproduktion eines plastischen Gebildes
sich versucht, nämlich an einem der schönsten Reliefs
von Andrea della Robbia, welches die knieende
Gottesmutter darstellt, wie sie das vor ihr liegende
göttliche Kind anbetet. Eine breite mächtige Borte
von Blumen und Früchten umgibt dieses glasirte Thon-
liild, welches auf einer von zwei Füllhörnern gehaltenen
Wappenkonsole ruht. Der eigenartige Glanz des Email-
Überzugs ist auf der Bildtafel sehr gut wiedergegeben
und selbst die leuchtenden Töne der vegetabilischen
Umrahmung, deren Nachahmung für die Chromotypie
eine fast zu grofse Aufgabe ist, kommen hier zur
Geltung, so dafs dieses prächtige Terrakottabild ge-
wifs viele Liebhaber linden wird. H
 
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