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Zeitschrift für christliche Kunst — 9.1896

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Beissel, Stephan: Die Skulpturen des Portals zu Remagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3831#0099

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151

181)6.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 5.

152

Die Skulpturen des Portals zu Remagen.

(Mit Abbildung.)
I.

on allen alten Baudenkmalen am
Rhein ist keines so räthselhaft wie
das Portal neben dem katholischen
Pfarrhause und bei der Kirche zu
Remagen." So schrieb Professor Dr. Braun
18591); er suchte dann darztithun, dies Denk-
mal sei ehedem das Thor einer Kirche
gewesen und illustrire den Vers der Apokalypse
(22, 15): „Draufsen aber bleiben die Hunde,
die Giftmischer, die Schamlosen, die Mörder,
die Götzendiener und jeder, welcher Lügenhaftes
liebt und thut." Nach Braun ist 1 „die
Sirene", rechts (heraldisch genommen) beim
Anfange des Portalbogens, ein Bild des Wider-
christs, welcher aufserhalb der Kirche auf dem
Meere des Lebens herumrudert, um die Menschen
vom Eintritt in die Kirche abzuhalten. Auf
der andern Seite wäre (10) ebenfalls eine Sirene
dargestellt, aber eine ältere. In einer Hand
halte diese ein Messer, womit sie den Fisch
tödten wolle, den sie mit der andern umfange;
im „Gewände, das sie nach Art einer Kapuze
auf dem Rücken" trage, seien „drei Fische, drei
Opfer ihrer Verführung", lieber der ersten
Sirene wäre in 2 jener Mann, dessen Leib in
zwei Schlangenschwänzen endet, ein Gigant
oder ein Titane, eine Umbildung des Abraxas,
also ein Sinnbild der Gottesleugner. 3. Das
Ungeheuer mit menschlichem Gesicht, Vogel-
leib und Drachenschwanz wäre ein Regit lus,
ein Basilisk, der Leviathan der heiligen Schrift.
I. Die beiden Vögel, welche nun folgen,
sollen Rebhühner sein, diebische Wesen, Bilder
des Teufels. Der Zweig zwischen ihnen wäre viel-
leicht'ein Sinnbild des Sieges im Kampfe beider
Vögel. 5. Nun folge ein Fuchs, dessen
Grundcharakter die Lüge sei und der die Irr-
lehre sinnbilde. Im (i. Relief wäre der Mann,
welcher mit der Linken seinen Schlangenschwanz
halte, der am Ohr ende, mit der Rechten aber
sein Haupt stütze, die Aspis der Heiligen
Schrift, welche ihr Ohr verstopft, um nicht die
Stimme des Beschwörers zu hören. Sie soll
erinnern an jene Menschen, die draufsen bleiben,

]1 »Programm zu F. G. Welkers fünfzigjährigem
Jubelfest.« Herausgegeben vom Vorstande des Vereins
von Alterthumsfreunden in den Rheinlanden. „Das
Portal zu Remagen." 53 S. in 4U.

nicht in die Kirche eintreten wollen, damit die
Stimme der Wahrheit nicht in ihr Ohr dringe.

Im 8. Basrelief sieht Braun einen Adler,
der einen wehrlosen Fisch zerfleische, ein Bild
der Kirchenverfolger. Für das bärtige Menschen-
gesicht auf dem Rücken des „Adlers" fehlt ihm
eine Erklärung. Das Schwein im 9. Stein wäre
ein Symbol des Unglaubens. Es gebe den
saugenden Jungen die Milch falschen Unterrichts.

Der Erklärer wendet sich nun vom Bogen
zu den acht unterhalb desselben eingemauerten
Bildwerken. Der Krieger zur Rechten (11)
mit Speer und Lanze ist der Erzengel
Michael, der über einen Löwen gebeugte
Mann (12) Samson. Sie stehen hier als Sieger
im „Kampfe des Guten mit dem Bösen". Der
Mann in dem folgenden Bilde soll (13) Adam
sein mit dem „Baume der Erkenntnifs des Guten
und des Bösen", der nackte Mann in einer
Weinkufe zur Rechten (14) Noe. Ihm gegen-
über ist (15) der Jäger, ein Bild des Teufels,
welcher „bläst zum Jagen, und die meisten Dar-
stellungen auf unserm Halbkreisbogen folgen
dem Schall seines Todeshornes und sind mit
Jagd und Raub vollauf beschäftigt!" In dem
letzten Relief zur Rechten (16) hält ein Mann
zwei „Hunde" als Siegestrophäen empor; der
Hund (Anttbis) aber war ein Symbol des ägyp-
tischen Kultus. „Die Greife, welche den
Sonnenwagen ziehen, sind gefesselt, Anubis
ist getödtet." Wir hätten demnach hier ein
Bild des Apollo, zu dem der auf dem Berge
bei Remagen verehrte heilige Apollinaris in
Gegensatz stehe.

Braun entscheidet "sich nicht klar für eine
Datirung des Portals, sondern berichtet, es
werde „nach einigen dem IV., nach andern dem
III. oder gar dem II. Jahrh." zugeschrieben.
Er scheint aber der Ansicht zu sein, es sei für
eine bald nach Konstantins Bekehrung erbaute
Kirche gemacht worden.

In einer zweiten, in demselben Jahre 1859
herausgegebenen Schrift2) besprach dann Braun

2) »Kunstarchäologische Betrachtungen über das
Portal zu Remagen.« Fest-Programm zu Winkcl-
mann's Geburtstage. Herausgegeben vom Vorstande
des Vereins von Alterthumsfreunden in den Rhein-
landen.
 
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