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Zeitschrift für christliche Kunst — 9.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.3831#0134

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217

1896. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

218

Nachr

Die XLIII. Generalversammlung der

Katholiken Deutschlands tagte in diesem Jahre
vom 23. bis 27. August zu Dortmund. Indem die-
selbe allen Angelegenheiten und Bedürfnissen der
Katholiken nach den verschiedenen Seiten und Rich-
tungen hin ihr Augenmerk zuzuwenden bestrebt war,
hat sie auch selbstverständlich, wie es bisher stets
geschehen, es nicht unterlassen, dem Gebiete der
christlichen und vornehmlich der kirchlichen Kunst
und dem bezüglichen Kunsthandwerke eine besondere
Beachtung zu schenken, und auf die Belebung, Förde-
rung und entsprechende Entwickelung der Bestrebun-
gen auf diesen Gebieten einzuwirken gesucht. In
diesem Sinne hatte sich das vorbereitende Komite
zunächst bestrebt, eine Ausstellung für christliche
Kunst, und zwar von bedeutenden Werken alter Kunst
aus Westfalen und von den Arbeiten neuerer Kunst
und des Kunsthandwerks, zusammen zu bringen. Die-
selbe war in einem besonderen, in der Nähe des
Versammlungslokals Fredenbaum befindlichen Gebäude,
welches durch Anbauten vergröfsert worden, aufge-
stellt; leider waren die hergestellten Räume bei dem
überaus zahlreichen Besuch, dessen sich die Ver-
sammlung und auch die Ausstellung erfreute, etwas
enge, und daher nicht ausreichend, und boten aufser-
dem, mit Rücksicht auf die ungewöhnlich trübe Witte-
rung, nicht überall das erforderliche Licht.

Unter den in reicher Anzahl vorhandenen Werken
der mittelalterlichen Kunst, welche aus verschiedenen
Kirchen Westfalens und auch von einzelnen Privat-
leuten hergegeben waren, zeichneten sich sehr viele
durch hervorragende Bedeutung aus.

Die neuere Kunst war vertreten durch eine sehr
reiche Anzahl von Werken aus allen Gebieten des
kirchlichen und christlichen Kunstschaffens ; architek-
tonische Entwürfe, Werke der Malerei und Skulptur,
Altäre und alle Arten von Gegenständen zur Aus-
stattung der Kirchen, und "ferner Werke der Klein-
kunst, Gegenstände in Kupfer und vor Allem aus
edlem Metall prächtige kirchliche Gefäfse, in reicher,
kunstvollster und stilgerechter Behandlung und mit
Steinen und Emaille geziert; die Arbeiten boten ein
glänzendes Bild der hohen und grofsartigen Entwicke-
lung, welche dieser Zweig der Kunst zur Zeit in West-
falen und am Rhein genommen hat. Auch Paramente
und andere Arbeiten der Stickerei und der Kunst-
weberei fanden sich ausgestellt. Bei dem grofsen
Umfange und Werthe der ausgestellten Werke der
alten und der neuen Kunst wäre eine eingehende
Beschreibung und Beurtheilung derselben ganz be-
sonders zu wünschen, und wird auch wohl von sach-
verständiger Seite erfolgen; vornehmlich würde eine
nähere Besprechung der ausgestellten Werke der
Malerei wichtig sein und für die Interessen der christ-
lichen Kunst und für die Richtung und Auffassung
auf diesem Gebiete von sehr förderndem Einflüsse
sein können. Es war nicht zu verkennen, bei der
Betrachtung der ausgestellten Gemälde, dafs in unserer
Zeit die Begriffe über die grundlegende Verschieden-
heit der Anforderungen, die an die Auffassung und
Behandlung der Werke der Kunst für die Kirche

icht

en.

oder der Werke für das Haus und den Privatbesitz
zu stellen sind, von den Künstlern nicht hinreichend
und nicht klar erkannt und gewürdigt werden; dann
schien ferner auch die Empfindung berechtigt zu sein,
dafs einzelne der Gemälde religiöser Kunst nach Be-
handlung und Durchbildung einen befriedigenden und
dem gewählten Sujet entsprechenden Eindruck zu
machen nicht geeignet erschienen, und dafs einzelne
trotz erheblichen künstlerischen Talents und Könnens
des Malers und trotz hervortretender grol'ser Beherr-
schung der Technik eine strengere, an gute Tradition
und geheiligtes Herkommen sich anschliefsende Be-
handlung und Durchbildung, wie sie bei einem reli-
giösen Kunstwerk zu verlangen ist, und den Ernst
religiöser Auffassung, wie er den Künstler beim
Schaffen solcher Werke durchdringen und erfüllen soll
und aus seinem Innern in das Werk gelegt, aus dem-
selben heraus wiederum den Beschauer erfassen und
zu gleichen Gefühlen anregen und hinführen soll,
nicht erkennen liefsen.

Ein wohlwollender Hinweis auf Irrthümer oder
Mängel kann ja nur der guten Sache förderlich und
den Künstlern dienlich' sein.

Eine Sektion für christliche Kunst war auch, wie
bisher stets geschehen, gebildet; sie hat unter dem
Vorsitze des Freiherrn Cl. von Heereman, des Herrn
Pfarrers Walter und des Herrn Provinzialkonservators,
Bauinspektor Ludorff, in wiederholten Sitzungen die
Förderung der Entwickelung der christlichen und ins-
besondere der kirchlichen Kunst und auch des Intrr-
csses und Verständnisses derselben in eingehende Er-
örterung gezogen und folgende Resolutionen in Vor-
schlag gebracht, welche in der Generalversammlung
Annahme fanden:

VII. Christliche Kunst.
Resolution 1. (Für die christlichen Künstler.)

a) Die 43. Generalversammlung der Katholiken
Deutschlands verwirft jene sogenannte natura-
listische Kunstrichtung, welche Personen und
Begebenheiten der heiligen Geschichte in den Dar-
stellungen der Plastik und Malerei in 'die gemeine
Wirklichkeit herabzieht und auf diese Weise profanirt
und fälscht, wie auch nicht minder jene, welche die
niedrige Sinnlichkeit zu erregen geeignet ist.

b) Die 43. Generalversammlung hält es für drin-
gend nothwendig, dafs die Wahrheiten des christ-
lichen Glaubens, die Thatsachen der christliehen Ge-
schichte und die Grundsätze des christlichen Lebens
viel mehr als bisher zur Darstellung gebracht werden,
nicht nur für kirchliche Zwecke, sondern auch für
das häusliche und öffentliche Leben. Daher empfiehlt
sie aufs Wärmste die direkte Zuwendung von Auf-
trägen an tüchtige und glaubenstreue Künstler und
mifsbilligt auf das Entschiedenste die Vergebung der-
selben an einen blofsen Geschäftsinhaber oder nicht
selbstständig künstlerisch schaffende Kunstanstalts-
oder Kunstverlagsbesitzer. Nur in der strengen Be-
folgung dieses, besonders den Kirchenverwaltungen
nicht oft genug zu empfehlenden Grundsatzes kann
 
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