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Zeitschrift für christliche Kunst — 9.1896

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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3831#0137

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223

1896. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

224

Bücherschau.

Die Miniaturen der Universitäts-Bibliothek
zu Heidelberg. Beschrieben von A. v. Oechel-
häuser. Zweiter Theil mit IG Tafeln. Heidelberg
1895, Verlag von Gustav Röster.
Von den illu mini rten Kodizes der Heidelberger
Universiläts-Bibliothek, unter denen bekanntlich die
Denkmäler der deutschen Litteratur von ganz be-
sonderer Wichtigkeit sind, hat der Verfasser bereits
im Jahre 1887 angefangen, die bedeutsamsten in
chronologischer Reihenfolge und unter Beigabe von
zum Theil farbigen Tafeln zu veröffentlichen. Der
I. Theil behandelt 10 Kodizes des IX. bis XII. Jahrh.,
unter denen die Evangelienharmonie Otfried's der älteste,
der Liber Scivias der jüngste ist, und 18 vortrefflich
ausgeführte Tafeln liefern die Illustrationen.

Der II. Theil beschäftigt sich mit 17 Handschriften
des XIII. Jahrh., unter denen „der Wälsche Gast"
die erste Stelle behauptet, und mit 18 Kodizes des
XIV. Jahrh., von denen die bekanntlich 1888 nach
Heidelberg ausPariszurückgefUhrleManesse-Lieder-
handschrift bei weitem die werthvollsle ist. In
12 Lichtdruck- und 4 Farbentafeln (aus dem Manesse-
Rodex) bestehen die Bilderproben. Jede Handschrift
wird in Bezug auf die kunslhistorische Bedeutung ihrer
Miniaturen geprüft, die in theilweise sehr reichen, auch
figuriiten Initialen bestehen, bis auf die beiden oben-
genannten Hauptwerke mit ihren zahlreichen Gruppen-
darstellungen, die im „Wüschen Gast", 106 an der
Zahl den Rand verzieren, im Manesse-Kodex als
187 Tafeln die Lieder begleiten. Ihnen wendet der
Verfasser hauptsächlich die Aufmerksamkeit zu, in-
dem er jeder einzelnen Darstellung eine eingehende
Beschreibung und Erklärung widmet, an welche gründ-
liche Erörterungen über Ursprung, Urheber, Stellung
in der Kunstgeschichte, Parallelen u. s. w. sich an-
schliefsen. Die schwierigen, weil zumeist Allegorien
(wie Tugenden und Laster) versinnbildenden, daher
etwas ungefügigen und zumeist nur durch die beige-
fügten Schriftzettel verständlichen Illustrationen im
,,Wälschen Gast" werden auf den Schlufs des XIII.
Jahrh. und auf die Hand eines geschickten Dilletanten
zurückgeführt. In den Bildern des Manesse-Kodex,
von denen die den Grundstock bildenden 110 Tafeln
in den beiden ersten, die anderen 27 in den beiden
folgenden Jahrzehnten des XIV. Jahrh. entstanden sind,
erkennt der Verfasser vier verschiedene Hände, die
auch als eigentlichen Künstlern angehörige nicht be-
trachtet werden können. Jedem Liede entspricht eine
Tafel, welche den zumeist mit Namen bezeichneten
und mit Wappen versehenen Urheber in einer seiner
Liebhabereien darstellt, im Kampfe, auf der Jagd, beim
Spiel, namentlich in Gesellschaft der Geliebten u. s. w.
Die künstlerische Würdigung dieser Tafeln, die mithin
als eigentliche Illustrationen nicht bezeichnet werden
können, wird sehr eingehend geführt, nicht minder die
Darlegung ihres Verhältnisses zu den übrigen illustrirten
Minnesänger-Handschriften, als welche vornehmlich die
Weingartner-Handschrift, wie das Nagler'sche und

Tross'sche Fragment in Frage kommen, aus denen
je eine Abbildung beigefügt wird. Die Annahme einer
Lirhandschrift als gemeinsame Quelle erscheint wohl-
begründet. Tracht, Geräth und Wappen spielen im
Kodex eine so hervorragende Rolle, dafs der Ver-
fasser sie mit Recht einer umfänglichen Prüfung unter-
wirft, die reich ist an sehr beachtenswerthen Resul-
taten, wissenschaftlichen und selbst praktischen, denn
selbst der im mittelalterlichen Geiste schaffende Deko-
rationsmaler findet hier in Bezug auf Zeichnung und
Färbung vielfache kostbare Ausbeute. Für alle diese
reichen Gaben sei dem Verfasser auf's Beste gedankt
und Mufse gewünscht für die baldige Vollendung des
III. Theiles! h.

Die Bücherliebhabere i (Bibliophilie — Biblio-
manie) am Ende des XIX. Jahrhunderts. Von
Otto Mühlbrecht. Berlin 1896, Puttkanier &
Mühlbrecht. (Mk. 6.—.)
Der Verfasser erhebt nicht den Anspruch, etwas
wesentlich Neues zu bieten. Da es ihm vornehmlich
darum zu thun ist, mit dem Inhalte der im vorigen
Jahre in Bordeaux beziehungsweise in London er-
schienenen Schriften von Brunei u. Roberts bekannt
zu machen, welche sich mit der in Frankreich und
England sehr verbreiteten, durch mehrfache Vereini-
gungen geförderten Bucherliebhaberei beschäftigen.
Viel weniger ist bisher diese Liebhaberei in Deutsch-
and eingeführt, wo es an Vereinen zur Pflege der-
selben vollständig fehlt, defswegen auch an orienliren-
den Werken. Es war daher der Gedanke, ein solches
anzulegen, ein durchaus glücklicher und für die erste
Auflage mag deshalb dieser kompilatorische Versuch
genügen. Derselbe beschränkt sich nicht darauf, auf
Grund der beiden obigen Schriften die Bücherlieb-
haberei in England und Frankreich (nebenbei auch in
Holland) zu behandeln, sondern er liefert auch die
Vorbedingungen zu deren Beurtheilung, indem er über
die „geschichtlichen Grundlagen", also über die Er-
findung der Buchdruckerkunst und deren Entwickelung
in den einzelnen Ländern informirt und in die „spezielle
Bucherliebhaberei", also in die Einzelheiten des Druckes,
der Ausstattung, des Einbands, der Schicksale u. s. w.
einführt. In dem die Hälfte des Buches umfassenden An-
hang bietet die „Bibliographie für Bücherliebhaber",
ein alphabetisches Verzeichnifs der Drucker bis zum
Jahre 1500, ein chronologisches Verzeichnifs der
Druckorte bis zum Jahre 1880, also eine Zusammen-
stellung sehr schätzenswerther Notizen. Mancherlei
Ergänzungen stellt der Verfasser für die zweite Auf-
lage in Aussicht, sie werden vornehmlich die deutschen
Verhältnisse zu berücksichtigen, besonders einen Ueber-
blick über die Geschichte der Bucherliebhaberei in
Deutschland zu geben haben. Der ersten Auflage ist
daher schon aus diesem Grande ein schneller Absatz
zu wünschen. D.
 
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