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Zeitschrift für christliche Kunst — 9.1896

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Beissel, Stephan: Verwendung edeler Metalle zum Schmuck der römischen Kirchen vom V. bis zum IX. Jahrhundert, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3831#0196

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331

1896. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 11.

332

Verwendung edeler Metalle zum
vom V. bis zum

|chon im VII. Jahrgange (1894) dieser
j Zeitschrift ist Spalte 357 ff. ver-
sucht worden, übersichtlich zu-
sammenzustellen, was der »Liber
pontificalis« über gestickte und gewebte Vor-
hänge der römischen Kirchen meldet. Die
Aufgabe war schwierig und zeitraubend. Un-
gleich gröfsere Schwierigkeiten stellen sich aber
in den Weg, wenn man versucht, über die aus
edelem Metall hergestellten Einrichtungsstücke
jener Basiliken einen klaren Bericht abzustatten.
Die Nachrichten des Papstbuches sind für uns
sehr dunkel, weil es bei seiner Abfassung weit
mehr darauf ankam, das Gewicht, den materi-
ellen Werth der von ihm verzeichneten Neu-
anschaffungen anzugeben, als ihre Form zu be-
schreiben und die Art ihrer Verwendung anzu-
geben. Die Verfasser bezweckten eben nur,
ein Verzeichnifs herzustellen, mittels dessen
sich feststellen lasse, wie viel jeder Papst für
die einzelnen Kirchen seiner Stadt gethan habe,
und ob die Geschenke unverletzt erhalten seien.
Trotz aller Hemmnisse, die jeden Augenblick
in anderer Art dem Forscher die Wege ver-
legen, ist es doch so verlockend, auch nach
Ueberwindung der Hindernisse so lohnend, sich
über die Einrichtung und den Glanz jener alten
Gotteshäuser eine richtige Vorstellung zu machen.
Mag auch der Erfolg noch nicht vollkommen
werden, mag die Darlegung unter jenen Schwierig-
keiten leiden, wir hoffen einen weiteren Schritt
zu thun, um ein noch nicht hinlänglich er-
forschtes Gebiet gründlicher kennen zu lernen.
Sehen wir I. welche Einrichtungsgegenstände
aus Metall hergestellt wurden und wo sie ihren
Platz fanden, II. wie sie verziert und gebildet,
III. in welcher Technik und in welchem Stil sie
ausgeführt wurden. Der erste Theil wird über
die Ausstattung der Basiliken im Allgemeinen,
der zweite über deren Ikonographie, der dritte
über das Ineinandergreifen der verschiedenen
Stile neues Licht verbreiten. Die bei der Feier
der heiligen Messe verwendeten Geräthe: Kelche,
Opferschüsseln, sowie die zur Aufbewahrung
der Eucharistie benutzten Kapseln bleiben aufser
dem Bereich dieser Abhandlung, weil sie einer
besonderen Besprechung werth sind. Bei ihnen
wäre auch die noch immer dunkele Geschichte
der eucharistischen Tauben zu erörtern.

Schmuck der römischen Kirchen
IX. Jahrhundert.

I. Die aus edelem Metall hergestellten
Einrichtungsgegenstände.

Den Mittelpunkt jeder katholischen Kirche
bildete von Anfang an der Altar. Metall wurde
zu seiner Bekleidung in dreifacher Weise ver-
wendet, indem man goldene oder silberne
Tafeln (Vestes) an dessen vordere Seite be-
festigte oder an der hinteren Wand oder um
den ganzen Altar.

Die Tafeln der ersten Art entsprechen unsern
Antipendien. Hadrian (-}- 795) gab z. B.
der Basilika Maria Maggiore ein goldenes Anti-
pendium mit dem getriebenen Bilde des Todes
der Gottesmutter, deren Seele vom Heiland in
Empfang genommen wird.l)

Gregor III. liefs den Altar der in St. Peter
errichteten Allerheiligenkapelle vorne mit Silber
bekleiden, an den drei andern Seiten aber je
ein silbernes Kreuz anbringen. 2)

Die Rückwand des Altars erhielt aus zwei
Gründen nicht selten eine weit reichere Be-
kleidung als die vordere Seite. Da der Bischof
seine Kathedra in der Mitte der Apsis hatte
und von da aus zum Altare hintrat, blieb die
Seite, vor der er während der Feier der heiligen
Messe stand, dem Volke unsichtbar. Es schaute
dem Bischöfe auch bei der Feier der hoch-
heiligen Geheimnisse in's Gesicht und sah darum
nur die hintere Wand des Altartisches. Dazu
kam, dafs der Altar entweder das Grab eines
Heiligen, beziehungsweise eine bedeutendere
Reliquie, umschlofs, oder über dem Sarkophag
eines Märtyrers errichtet war und sich dort er-
hob, wo das Chor sich an das Mittelschiff an-
schlofs. Letzteres lag mehrere Stufen niedriger.
Man stieg aus ihm hinan mittels Treppen,
welche zur Rechten und Linken lagen, aber
zwischen sich, vor und unter dem Altar eine
gerade abfallende Wand frei Hessen. Diese
in der Mitte zwischen den Treppen liegende
Wand erschien von den Schiffen aus für die
Laien wie ein Unterbau des Altartisches. Meist

') L. P. ed. Duchesne, Paris, Thorin 1886. I, 500
n. 48: In ecclesia sanetae Dei genetricis ad Praesepe
fecit (Hadrianus) vestes II super altare majore: una(m)
ex auro purissimo atque gemmis, habentem adsump-
tionem sanetae Dei genetricis, et aliam de stauraeim.
ornatam in cireuitu blattin.

'-) L. P. I, -118 n. 7.
 
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