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Zeitschrift für christliche Kunst — 9.1896

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Beissel, Stephan: Verwendung edeler Metalle zum Schmuck der römischen Kirchen vom V. bis zum IX. Jahrhundert, [1]
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Effmann, Wilhelm: Die Reste der im X. Jahrh. erbauten St. Clemenskirche zu Werden a. d. Ruhr
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https://doi.org/10.11588/diglit.3831#0202

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343

1896. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1 1.

344

Einfachere, vergoldete Rauchfässer aus Silber
oder Kupfer werden oft erwähnt.42) Meist
werden je drei angeschafft, und zwar seit
dem zweiten Viertel des IX. Jahrh. mit einer
Schüssel, welche unserm heutigen „Schiffchen"
entsprach.43) Viele derselben hingen oder
standen im Chore, doch wurden auch schon
im VIII. Jahrh. Rauchfässer von den Akolythen
getragen, wie das heute Sitte ist. Stephan V.
(f 891) bemerkte mifsfällig, dafs in St. Peter
während des nächtlichen Gottesdienstes nur
einmal Weihiauch verbrannt werde, und ver-
ordnete, von jetzt an solle man bei jeder Lek-

4-) L. P. II, 49 Stephanus n. 3; 7,") Gregorius IV.
n. 9; 04 Sergius II n. 33.

4a) L. P. II, 81 Gregorius IV. n. 37: Cantara cum
timiamateri pens. üb. III; 108, Leo IV. n. 10; 120 n. 58:
Cantra cum timiamaterio; 145 Benedictus III. n. 2'2: Ex
argento mundissimo auroque perfusam cantra interrasi-
lem, in qua Ihus mittilur, obtulit. 19."> Stephanus V. n. 17
Thimiamaterinra de argento, cantrellam argenleam.

tion und bei jedem Responsorium Rauchwerk
verwenden.44)

Ein prachtvolles Werk war das durch Leo III.
erneuerte Lesepult von St. Peter. Seine silberne
Bekleidung wog 114 Pfund. Neben ihm er-
hoben sich zwei, 49 Pfund schwere Lichtträger
aus Silber. Sie trugen zwei silberne, 27 Pfund
schwere gegossene Lampen mit je zwei Dochten,
welche an jedem Sonn- und Feiertage bei Ver-
lesung des Evangeliums angezündet wurden.
LeoIV. verschönerte diesen „Lettner". Zu seiner
Zeit ruhte er auf vier Säulen und trug oben
das Haupt eines Löwen, worauf wohl das Buch
gelegt wurde. Doch wurden bei dieser Erneue-
rung nur 32 Pfd. Silber verbraucht.45) (Sohluü folgt.)
Stephan Beisse].

44) L. P. II, 194 n. 9.

45) L. P. II, 18 n. 67; 113 n. 106. Auch in der
Basilika der hh. Johannes und Paulus stand ein grofser
silberner Leuchter neben dem Lesepult. 1. c. 130 n. 93.

Die Reste der im X. Jahrh. erbauten St. Clemenskirche zu Werden a. d. Ruhr.

ie 809 begonnene Klosterkirche von
Werden war im Jahre 875, eine
ihr angefügte westliche Vorkirche
im Jahre 943 eingeweiht worden.
Die letztere war noch nicht vollendet, als
unter Abt Wigger (930 bis 940) mit dem Bau
einer ausschliefslich zum Pfarrgottesdienst be-
stimmten Kirche, der Clemenskirche, begonnen
wurde. Im Jahre 957 erhielt dieselbe durch
den Erzbischof Bruno von Köln, den Bruder
des Kaisers Otto L, die kirchliche Weihe. Be-
standen hat diese Kirche bis 1817. In diesem
Jahre wurde sie, weil in Folge der Aufhebung
der Abtei (1802), wodurch die Pfarrgemeinde
in die alleinige Benutzung der Klosterkirche
kam, entbehrlich geworden, auf den Abbruch
verkauft und auch zum Abbruche gebracht.

Schon vor mehreren Jahren hatte ich, aller-
dings nur in geringem Umfange, Nachforschun-
gen angestellt, von denen ich eine Aufklärung
über die Gestalt der Clemenskirche erhoffte.
Es war aber bei den Aufgrabungen nicht ge-
nügend tief gegangen und aus diesem Grtinde
nichts vorgefunden worden. Was über die
Clemenskirche bekannt war, blieb deshalb, weil
es an älteren Abbildungen und Beschreibungen
mangelt, auf die mündliche Ueberlieferung be-

schränkt, die aber nur zu berichten wufste, dafs
die Clemenskirche eine einschiffige Anlage mit
östlicher Chorapside und westlichem Thurme
gewesen sei.

Wesentlich abweichend hiervon hat sich das
Ergebnifs der Ausgrabungen gestaltet, die ich
in der Annahme, dafs die Fundamente unmög-
lich vollständig zerstört sein könnten, Ende
vorigen Jahres nochmals aufnahm. Dieselben
führten zunächst zur Aufdeckung von Mauer-
zügen, die mit einer Narthexanlage in Verbin-
dung gesetzt werden durften und deshalb für
weitere Nachforschungen eine sichere Grund-
lage boten. Dem Eingreifen des Werdener
historischen Vereins, dessen Vorsitzender, Herr
Pfarrer Dr. Jacobs, der Sache ein besonders
reges Interesse entgegenbrachte, ist es zu ver-
danken, dafs dann die Aufdeckung in gröfse-
rem Umfange vorgenommen werden und die
Freilegung der Mauerzüge in einer Ausdehnung
erfolgen konnte, welche über die Grundrifs-
anlage ein ziemlich klares Bild zu gewinnen
gestattet.

Die Kirche stellt sich darnach als ein Recht-
eck von 23,3 m äufserer Länge und 11 m
äufserer Breite dar. Der Grundrifs setzt sich
aus drei Abtheilungen zusammen: einer die ganze
 
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