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Zeitschrift für christliche Kunst — 9.1896

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Beissel, Stephan: Verwendung edeler Metalle zum Schmuck der römischen Kirchen vom V. bis zum IX. Jahrhundert, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3831#0215

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367

1896. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

368

zwei silberne, 70 Pfund schwere Leuchter (Cero-
stata).85) Reiche Schätze gelangten durch Karl
den Grofsen nach Rom. Das Papstbuch er-
zählt,"") der Kaiser habe Leo III. im Jahre 800
übergeben zwei silberne Tische mit reichen, sil-
bernen Gefäfsen, eine goldene, mit Edelsteinen
besetzte Krone von 55 Pfund, eine goldene
Patene von 30 Pfund, deren Inschrift Karl als
Oeschenkgeber nannte, drei Kelche mit einer
Kanne von zusammen 131 Pfund (Silber?), ein
grofses Prozessionskreuz mit Edelsteinen, ein
in Gold gebundenes Evangelienbuch, silberne
Gefäfse und ein silbernes Ciborium für den
Altar des Lateran. Leider läfst sich nicht er-
sehen, was der Kaiser aus Deutschland mit-
brachte, was also von seinen Goldschmieden
angefertigt war. Das ist leider auch der Fall
hinsichtlich der Kostbarkeiten, welche Karl
durch Testament an die Peterskirche vermachte,
unter denen ein silberner, viereckiger Tisch
mit einem Plane der Stadt Konstantinopel her-
vorragte.37) Dafs aber manche der genannten
Geschenke in Deutschland und Gallien ent-
standen, erhellt wohl aus der Nachricht, der
Kaiser habe dort für Papst Hadrian ein Epi-
taph mit goldenen Lettern in Marmor meifseln
lassen und es dann nach Rom gesandt.88)

Nach Besiegung der Avaren brachte Angil-
bert als Gesandter Karls einen Theil der Beute
nach Rom. Dieser Theil wird meist aus byzan-
tinischen Gegenständen bestanden haben, doch
dürften sich dabei auch Kunstwerke aus anderen,
von den Avaren ausgeraubten Ländern ge-
funden haben.811) Wie viel oder wie wenig die
fränkischen Gaben auf den römischen Stil und
dessen Technik einwirkten, läfst sich nach dem
Gesagten nicht ermessen.

Geht man auf einzelne, hinsichtlich der Tech-
nik beachtenswerthe Nachrichten des Papst-
buches ein, so ist stets die gröfste Vorsicht
geboten. Wie leicht würde man da, wo von
Historiae depictae die Rede ist, an Malereien
mit menschlichen Gestalten denken. In Wahr-
heit bezeichnet depingere nur „zeichnen",
Historia nur „Figuren" im weitesten Sinne des

3S) L. P. I, 271 Ilormisdas n. 10 sq.

M) L. II, 7 n. 24. »Jahrbücher der deutschen
üeschichle«, „Karl der Grofse" von A b e 1-S im s on ,
II, 241 II., Leipzig, Dunker.

:") A. a. O. II, 464, 457.

M) A. «. O. II, 110. Karl schenkte auch Holz
für die Dächer von St. Peter, I, 367.

:lil) A. a. O. II, 102 IT., 100 IT. und 113.

Wortes. Beispielsweise meldet eine Stelle im
Leben Hadrians (I, 511 n. 84): In altare ipsius
Praesepii fecit laminas ex auro purissimo historiis
depictis pens. simul lib. CV. Das heifst: „Der
Papst liefs für den Altar der Kapelle von
Maria Maggiore, worin Christi Krippe einge-
schlossen war, eine goldene Bekleidung mit
getriebenen Ornamenten fertigen." In St. Peter
liefs er die in silbernen Platten getriebenen
Historiae, das heifst Ornamente der Confessio,
reich vergolden. Gleiches that später Leo III.
für den Altar der hl. Petronilla in St. Peter.40)
Sogar in Marmor ausgehauene Verzierungen in
Relief werden Picturae genannt.41)

Die Gegenstände aus Erz verzierte man
gerne mit Silber. So soll schon Hilarus (-(- 469)
den Kapellen der beiden hh. Johannes und des
hl. Kreuzes Thürflügel aus Erz gegeben haben,
in das silberne Verzierungen eingelassen waren.42)
Sehr oft hören wir von grofsen Leuchtern am
Messing, in die silberne Verzierungen, Inschriften
und Bilder der Propheten, Apostel u. s. w. ein-
gefügt waren.48)

Wo bei Neuanschaffungen das Gewicht an-
gegeben ist, bezieht sich dies wohl nicht auf
den ganzen Gegenstand, sondern nur auf das
Silber oder Gold, das zur Verwendung kam.
Die Kronen, Leuchter und Ciborien hatten ja
jedenfalls im Innern einen Kern aus Eisen
oder Holz, der sie zusammenhielt. So wird im
Leben Leos IV. gemeldet, er habe vier grofse

40) L. P. I, 510 n. 83: Aspectum vero altaris super
eadem almam confessionem (s. Petri Hadrianus) atque
dextra levaque parte juxta grados, quae coherent j am -
dictae confessionis, addens in eo argenti lib. CXXXVI,
curiose renovavit ejusque historiis ex auro purissimo
lib. XVIII nitidissime deauravit. II, 18 n. 68: In-
vestivit vero (Leo III.) altarem beate Petronille ubi
supra ex argento mundissimo deaurato diversis orua-
tum picturis, qui pens. undique lib. CLXXVIII et
uncias VIII. Vgl. II, 27 n. 87: Fecit columnellas
ex argento deauratas VI in ingressu vestibuli, diversis
depictas storiis.

41) L. P. II, 30 n. 97.

42) L. P. I, 212 n. 2: In ambis oratoriis januas
aereas argentoclusas (fecit).

43) L. P. I, 173 n. 11: Candelabra auricalca cum
ornatu ex argento interclusum sigillis prophetarum.
ISO n. 23: Cerostata aurocalca atgentoclusa sigillata.
Sigilla sind eingelassene Verzierungen in Relief, wie
z. B. aus I, 182 n. 26 sich ergibt: Sepulchrum ex
metallo porphyriticus exculptus sigillis. Wie Porphyr
werden auch Korallen Metallum genannt, I, 173 n. 10.
Auch Stoffe, in denen Muster eingenäht oder einge-
webt waren, heifsen sigillata, z. B. II, 121 n, 61:
Vela alba olosirica sigillata.
 
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