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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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Denier, Anton: Der Schild von Seedorf
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3832#0027

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31

1897.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

32

Auf blauem, mit kleinen überecksgestellten, er-
habenen Vierecken gemustertem Grunde zeigt
sich ein in den Haupttheilen stark erhaben ge-
schnitzter Adler mit geradeaussehendem Kopfe.
Das ganze Gefieder des Leibes ist erhaben ge-
bildet und mit feinen Haarstrichen ausgemalt.
Der Schildrand zeigt eine aus kleinen Rauten
bestehende Verzierung.

Die Schweiz war einst überreich an alten
Kunstdenkmälern und nur zu viele derselben
wurden ins Ausland verschleppt. Dafs sie trotz-
dem noch manches interessante Stück birgt,
wird das in diesem Jahr zu eröffnende Landes-
museum in Zürich beweisen.

Attinghausen. Anton Denier.

Bücherschau.

Aufnahmen mittelalterlicher Wand- und
Deckenmalereien in Deutschland. Unter
Mitwirkung von H. Kolb, Professor und Dirigent
an der Kgl. Kunstgewerbeschule in Stuttgart, O. Vor-
länder, Maler und Lehrer an der Herz. Baugewerk-
schule in Holzminden, herausgegeben von Richard
Borrmann, Regierungsbaumeister. I. Lieferung.
Berlin 1897, Verlag von Ernst Wasmuth.
Die freudigste Bewillkommnung verdient dieses
Werk (welches 10 Lieferungen von je 8 Blatt in den
Farben der Originale umfassen soll, im Preise von je
20 Mk.). Wäre es früher erschienen, so wären bei
den in den letzten Jahrzehnten fortwährend gestiegenen
Ansprüchen an die deutschen Kirchenmaler, nicht so
viele Anleihen aus den französischen Werken erfolgt,
deren Quellen den deutschen weder an Ernst und
Strenge, noch an Mannigfaltigkeit und Fülle gleich-
kommen. Der Schatz der in Deutschland erhaltenen
mittelalterlichen Wandgemälde, der dazu jedes Jahr
erhebliche Vermehrung erfährt im Norden wie im
Süden, ist bedeutend genug, um für die Lösung aller
Aufgaben, die hier gestellt werden, mit vollkommener
Sicherheit den richtigen Weg zu zeigen. Und da nicht
jeder Künstler in der Lage ist, sie an Ort und Stelle
zu studiren, so ist ein Werk, welches davon eine gute
Auswahl in durchaus zuverlässigen, also in Bezug auf
Zeichnung und Färbung treuen Nachbildungen bietet,
eine wahre Erlösung aus langer und vielfach em-
pfundener Verlegenheit; und von den hier angezeigten
ist bei der Tüchtigkeit der Herausgeber wie des Ver-
legers, auch auf Grund der vorliegenden Lieferung,
eine in jeder Hinsicht befriedigende Leistung mit aller
Bestimmtheit zu erwarten. — Diese Lieferung enthält
auf 2 einfachen und 3 Doppeltafeln verschiedene Ab-
bildungen von den Malereien im Westchore zu Essen
aus der ersten Hälfte des XI. Jahrh. (aufgen. von
Renard), in der Kirche Maria zur Höhe in Soest aus
dem Anfange des XIII. (aufgen. von Quensen und
Vorländer), im Chor der Kirche zu Melhler um die
Mitte des XIII. (aufgen. von Vorländer), in der Kloster-
kirche zu Wienhausen aus der ersten Hälfte des XIV.
Jahrh. (aufgen. von Schröer), also frühromanische (noch
von antiken Traditionen beherrschte), spätromanische
und frühgothische Darstellungen, in denen Ornamente
und Figuren zu sehr hervorragendem, echt monumen-
talem Dekor sich vereinigen. Die Tafeln machen den
Eindruck vollkommener Treue, wie sie bisher noch
nicht erreicht war, und sind daher für den Gelehrten,

der sie studiren, wie für den Künstler, der sie be-
nutzen will, zuverlässige Führer. Der Text ist knapp,
ohne gerade ungenügend zu sein, könnte aber durch
eingehendere Berücksichtigung der charakteristischen
Eigenthümlichkeilen nur gewinnen, namentlich der tech-
nischen, also durch nähere Angaben über den Mal-
grund, die Malmille], die Malweise u. s. w., die sich aus
den Abbildungen nicht ergeben, oder über Eigenthüm-
lichkeiten, die bei diesen befremden, wie die Farbenzu-
sammenstellungen in den Gewölbemalereien zu Methler.
Und warum sollten auch die mancherlei Beobachtungen,
welche die erfahrenen Kopisten bei dem Studium der
Originale machen, den Fachgenossen vorenthalten
werden, denen sie neue nnd praktische Fingerzeige
zu geben vermögen, wie den Kunstforschern, denen
sie die Gruppirung und schulgemäfse Eingliederung
erleichtern? Auch darf wohl der Hoffnung Ausdruck
gegeben werden, dafs der letzten Lieferung eine Ueber-
sicht über die Entwickelungsgeschichte der deutschen
Wandmalerei beigegeben werde unter besonderer
Berücksichtigung der einzelnen Schulen und ihrer
wesentlichsten Eigentümlichkeiten hinsichtlich der
Zeichnung und namentlich auch der Färbung.

S ch nü tgen.

Kyllburg und seine kirchlichen Bauwerke
des Mittelalters herausgegeben von Dr. Franz
Bock. Mit 14 Abbildungen. Kyllburg, Verlag
von Wilh. Schulte. (Preis 1,50 Mk.)
Mit der Geschichte der Stiftskirche U. L. Frau zu
Kyllburg beschäftigt sich dieses Büchlein, indem es
zuerst die verschiedenen Bauperioden derselben (Ende
XIII., Ende XIV., Anfang XVI. Jahrh.) feststellt, so-
dann ihren Innen- und Aufsenbau prüft und ihre
Annexe: Kreuzgänge und Kapitelhaus beschreibt. Der
inneren Ausstattung und den liturgischen Gebrauchs-
gegenständen der Kirche ist die zweite Hälfte des
Schriftchens gewidmet, aus der die auf Tafel I ab-
gebildete (ohne nähere Begründung für den ursprüng-
lichen Hochaltar in Anspruch genommene) Stein-
Madonna, hervorgehoben sein mag, die aber zu früh
datirt ist, sowie die Dreizahl der prächtigen Chor-
fenster, die 1533 entstanden sind und zur Gruppe der
in Düren, Drove, Schieiden erhaltenen Glasmalereien
gehören. — Neben manchen etwas schwulstigen Er-
örterungen enthält das gefällige Büchlein viele zu-
treffende und lehrreiche Bemerkungen. A.
 
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