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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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Tepe, Alfred: Säulen und Weiträumigkeit
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Crull, F.: Die Dekoration des Innern der Kirche zu Sternberg in Meklenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.3832#0042

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53

1897. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

blick (Abb. 3). Keiner, der die Kirche betritt, wird
leugnen, dafs sie den Eindruck eines weiten,
einheitlichen Versammlungsortes macht, ohne
die Oede eines grofsen, leeren Hohlraumes.
Die Strebepfeiler der Seitenschiffe, welche den
Seitenwänden ihren Halt geben (Abb. 4), sind
recht kräftig angenommen: Doppelfenster m
letzterer angeordnet, die grofsen Flächen be-
lebend und reichliches Licht dem Innern zu-
führend. Die Bedachung ist dreifach in der

Längenrichtung (Abb. 2) und wird durch ein
Kreuzdach geschnitten, während die Kapellen
selbständige Spitzdächer erhielten.

Gewifs erhebe ich nicht den Anspruch,
das angegebene Thema erschöpfend behandelt,
die gestellte Frage praktisch gelöst zu haben;
jedenfalls hab ich für heute die Nachsicht des
verehrten Herausgebers und die Geduld der
geschätzten Leser genügend auf die Probe gestellt.

Driebergen bei Utrecht. Alfred Tepc.

Die Dekoration des Innern der Kirche zu Sternberg in Meklenburg.

Mit 6 Abbildungen.

Placet und führt, öfter auch wohl ohne Placet

o erfreulich es ist zu hören, dafs ein
altes, durch Zeit oder Menschen-
hand geschädigtes Bauwerk wieder
hergestellt werden soll, so vernimmt
der Archäologe doch solche immerhin frohe
Botschaft nicht ohne einige Beklemmung ange-
sichts der Thatsache, dafs, anders als Maler
und Bildhauer, die Architekten bei solchen
Gelegenheiten nur zu sehr geneigt sind, die
Werke der alten Meister zu emendiren, sei
es, dafs sie Anordnungen, welche sich vorfinden,
durch andere, vermeintlich stilgemäfsere er-
setzen, sei es, dafs sie etwas herstellen, was
der Schöpfer des Bauwerks nicht für ange-
messen oder nöthig erachtet hat. Diese Nei-
gung zum Bessermachen tritt, wie ich bemerkt
zu haben glaube, ganz besonders bei der Her-
stellung der Dekoration des Inneren hervor,
wobei ich nicht auf das Ersetzen der schlichten
Kalktünche durch eine solche von grauem oder
sonst welchem Tone ziele, denn das ist weder
Klügelei noch Mangel an Pietät und Beschei-
dung, sondern anders zu qualifiziren, und viel-
mehr an das Ersetzen vorgefundener, vermeint-
lich weniger guter oder gar stilwidriger Deko-
ration denke und die Anordnung solcher dort,
wo der alte Fachgenosse kein Ornament für
erforderlich hielt. Ein derartiges Vorgehen
fällt besonders dann übel aus, wenn, wie das
vorkommt, der Architekt dem Dekorationsmaler
nur eine allgemein gehaltene Anweisung gibt
und diesem die spezielle Wahl der Dekoration
überläfst. Der Maler sucht sich dann im
Audsley oder sonst einem Ornamentwerke ein
seiner Meinung nach passendes Muster aus,
erhält, wenn es nicht geradezu stilwidrig, das

dasselbe aus, so dafs es kommen kann, dafs
man, wie ich es erfuhr, in einer gothischen
Kirche Norddeutschlands eine Wanddekoration
findet, die einem südfranzösischen Bauwerke
aus der Frühzeit des romanischen Stils ent-
stammt. Solcher Wahrnehmung gegenüber ist
es einigermafsen beruhigend, dafs die Deko-
ration, über welche ich nachstehend berichte,
so eigenartig ist, dafs sie einen restaurirenden
Architekten oder Maler zur Nachahmung kaum
reizen dürfte.

Ungefähr in der Mitte von Meklenburg-
Schwerin liegt das Städtchen Sternberg, ein
jetzt nicht bedeutender, aber dadurch ausge-
zeichneter Ort, dafs, wie früher nach Gewohn-
heit in seiner Nähe, dort seit 1572 vertrags-
mässig, seit 1621 dort und in Malchin ab-
wechselnd, die Landtage für beide Meklenburg
abgehalten werden. Wann die Stadt gestiftet
ist, weifs man nicht, doch wird mit Wahr-
scheinlichkeit angenommen, dafs dies zwischen
1240 und 1250 geschehen sei. Die damals
errichtete Kirche Marien und St. Nicolai existirt
nicht mehr und ist demnächst durch den heutigen
Bau ersetzt worden, dessen Portale noch den
Charakter des Uebergangsstiles zeigen, während
Fenster, Pfeiler u. s. w. durchaus golhisch sind.
Das deutet in Meklenburg auf den Schlufs des
XIII. oder den Anfang des XIV. Jahrb.,
und ist es sehr glaublich, dafs zur Herstellung
der jetzigen Kirche ein grofser Brand Anlafs
gegeben hat, welcher nicht lange vor dem
Februar des Jahres 1309 die Stadt heimsuchte;
jedenfalls datirt jene vor 1320 oder 1322, da
laut Inschrift derzeit der Thurm derselben vor-
 
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