Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3832#0129

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
191

1897. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

192

Adolf Philippi, Kunstgeschichtliche Ein-
zeldarstellungen, Nr. I, Die Kunst der
Renaissance in Italien. I. Buch: Die Vor-
renaissance: Die Bildhauer von Pisa — Giotto —
Fiesole. Mit 50 Abbildungen. Leipzig 1897. Ver-
lag von E. A. Seemann. (Preis 2 Mk.)
Die Geschichte der italienischen Renaissance steht
schon lange im Vordergrunde der Kunstforschung und
so eingehend und erfolgreich sind die Einzelunter-
suchungen gewesen, dafs eine Zusammenfassung der-
selben auch in der Form populärer Belehrung nicht nur
möglich, sondern sogar dringlich ist. Dafür kommt
es nicht auf viele Details, sondern auf die leitenden
Gesichtspunkte an, auf die klare Darlegung der gene-
tischen Entwickelung an den Persönlichkeiten der mafs-
gebenden Künstler und an den Haupterzeugnissen
ihres Geistes, insofern sie die Marksteine des Fort-
schritts sind. In diesem Sinne gelingt es dem Ver-
fasser, den richtigen Ton zu treffen, indem er vom
Standpunkte ihrer Ursprungszeit aus die Kunstgebilde
betrachtet und vorurtheilsfrei analysirt, dem Leser
überall durch begleitende Abbildungen die Kontrole
ermöglichend. — Im I. Heft (dem er eine recht ver-
ständige und instruktive Apostrophe an seinen Freund
Eisenmann über Kunstbetrachtung und Kunstschrift-
stellerei vorausschickt) behandelt er die jetzt allgemein
als den Ausgangspunkt der Vorrenaissance betrachtete
Bildhauerschule von Pisa, namentlich den älteren
Niccolö und den jüngeren Giovanni Pisano, und seine
anschauliche Erörterung hat grofse Überzeugungs-
kraft, zugleich die begeisternde Wärme, welche das
Interesse an der Sache steigert. Eine noch ein-
gehendere Vergleichung der italienischen Gothik
(welche er, im Unterschiede von Anderen, der Re-
naissance gegenüber entschieden betont) mit der franzö-
sischen und deutschen auf dem Gebiete der Architektur,
aber auch auf dem der Skulptur, würde die Gründ-
lichkeit der Untersuchung noch gefördert haben. —
Das zweite Kapitel ist hauptsächlich Giotto gewidmet,
dem eigentlichen Begründer der italienischen Malerei,
die aber an die Bildhauerei angeknüpft hat. Florenz
steht im Vordergrunde mit seinen strengeren Formen,
neben ihm Siena mit seinen weicheren Gestaltungen, und
Fra Giovanni da Fiesole bringt das von Schönheit und
Poesie, ja Verklärung erfüllte Bild zum Abschlüsse.
In seinen Grundanschauungen schliefst der Verfasser
sich mit Vorliebe an Schnaase an, was für die Fort-
setzung seines auf fünf Abtheilungen berechneten
Werkes mit um so gröfserer Zuversicht erfüllt. d.

Caeremoniale für Priester, Leviten, Ministranten
und Sänger zu den gewöhnlichen liturgischen Diensten
von Dr. Andreas Schmid, Direktor des Georgi-
anums in München. Mit 60 Abbildungen. Zweite
vermehrte Auflage. Kempten 1897, Verlag von
J. Kösel. (Preis 3 Mk., geb. 3,80 Mk.)
Von dieser vor Jahresfrist erschienenen, vortreff-
lichen, weil aus den Quellen geschöpften und durchaus
praktisch gehaltenen Darstellung des römischen Ritus

war schnell eine neue Auflage nothwendig geworden, und
diese hat der Verfasser nach dem Vorbilde seines seligen
Freundes, des unvergefslichen Thalhofer, der mit der
Liturgik die kirchliche Kunstwissenschaft so geschickt
und instruktiv zu verbinden wufste, zu erheblichen Er-
weiterungen der Abschnitte über bildende Kunst
und Musik benutzt, welche gerade in dieser Verbindung
ihren besonderen Werth haben. Was er über das
Kirchengebäude und seinen Schmuck, über die Para-
mente und ihre Eigenschaften, über die Altäre und
ihren Zierrath, über die hl. Gefäfse und ihre künst-
lerische Behandlung, wie über manche andere in den
Bereich der Kunstthätigkeit zu ziehende kirchliche
Einrichtungsgegenstände sagt, ist nicht nur korrekt
und klar, sondern auch praktisch verwendbar darge-
gestellt und die beigegebenen Textillustrationen, welche
zumeist in Abbildungen alter (vielfach noch nicht ver-
öffentlichter) Kunstgegenstände bestehen, sind, insoweit
es sich um diese handelt, ausnahmslos geeignet, die
Ausfuhrungen und Anweisungen zu unterstützen. Einer
weiteren Vermehrung derselben, wie des bezüglichen
Textes, die für den auf diesem Gebiete so bewan-
derten Verfasser keine Schwierigkeit bietet, möchte
daher angelegentlich das Wort geredet werden.

Schnü igen.

Der antiquarische Katalog 7, den Jacques
Rosenthal in München unter dem Titel: „Literarische
Seltenheiten. Bibliothekswerke." versendet, enthält
eine grofse Anzahl merkwürdiger und werthvoller
Bücher, deren korrekte Beschreibung als eine Bereiche-
rung der bezüglichen Literaturzweige zu betrachten
ist. Unter den zahlreichen Handschriften zeichnen
sich einige Psalterien, Gradualien, Horarien, patristische
Werke durch ungewöhnlichen Reichthum vortrefflicher
Miniaturen aus, unter den vielen Inkunabeln mehrere
Exemplare der Ars moriendi und alter Gebetbücher
durch ihre Holzschnitt-Illustrationen und auch an den
so seltenen Holztafeldrucken fehlt es nicht; sehr viel
Begehrenswerthes für den Kulturhistoriker, Liturgiker,
Sammler von alten Drucken und Buchillustrationen,
für jeden ernsten BUcherliebhaber. d. H.

Das Porträt Seiner Eminenz des hochwürdigsten
Herrn Kardinals und Erzbischofs Dr. Philip-
pus Krementz, welches W. Forberg für den
Kunstverlag von Ernst Putz in Düsseldorf in
Kupfer gestochen hat, ist ein in jeder Hinsicht
gelungenes Blatt. Als Brustbild in ein ovales Medaillon
mit Wappen, Sinnspruch und Namenszug sehr ge-
schmackvoll gefafst, imponirt es durch die frappante
Aehnlichkeit, die lebendige Auffassung, die vornehme
Technik, welche in ihrer klaren, tadellosen Durch-
führung, wie in ihrer mafsvollen, feinen Stimmung
für den milden Eindruck, den der Künstler erreichen
wollte und mufste, sich ganz besonders empfahl und
dem Bilde auch einen ungewöhnlichen künstlerischen
Werth verleiht. Schniitgen.
 
Annotationen