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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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1898. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

28

Nachrichten.

Leopold Kaufmann f. Dem zu Bonn am
27. Februar im Alter von nahezu 77 Jahren verstorbenen
feinsinnigen, kenntnisreichen, anregenden Kunstfreunde
gebührt auch an dieser Stätte ein Wort dankbarer Er-
innerung. Denn um die Gründung unserer Zeitschrift
hat er sich ganz besonders verdient gemacht, als Vor-
standsmitglied ihre Entwicklung mit Eifer gefördert,
als Mitarbeiter ihr aus dem Bereiche seiner graphischen
SpezialStudien schätzenswerthe Beiträge zugewandt. —
Durch freundschaftlichen Verkehr mit hervorragenden
Vertretern der religiösen Malerei, namentlich mit den
beiden Brüdern Andreas und Karl Müller, von Jugend
auf der ernsten Kunstrichtung zugethan, hat er diese
durch die hingehendste Versenkung in die Werke und

den Geist Albrecht Dürer's beständig gepflegt und durch
erleuchteten Sammeleifer ohne Unterlafs seinen Blick ge-
schärft. Bei seiner Vorliebe für das kirchliche Kunst-
schaffen und bei dem Bestreben, dieses vornehmlich
in den Dienst seiner Pfarrkirche, des herrlichen Bonner
Münsters und dessen Ausstattung zu stellen, wandten
sich seine Studien und Neigungen immer mehr dem
Mittelalter zu, so dafs der Herausgeber dieser Zeit-
schrift in seinen bezüglichen Bestrebungen von ihm
steigende Ermunterung erfuhr und mit freudiger Ge-
nugthuung an die vollkommene Zustimmung von dieser
Seite, mit dankbarer Gesinnung an manchen guten Rath
des wohlwollenden und klugen jetzt in Gott ruhenden
Gönners zurückdenkt. Schnütgen.

Bücherschau.

Unser Frauen Werk zuStrafsburg. Denkschrift
im Auftrage der Stiftsverwaltung veröffentlicht durch
den Com. Münsterbaumeister L. Arntz. 1897.
Wie so vielen der Kirchenbauten, die uns das
Mittelaller als unschätzbares Erbe hinterlassen hat, so
ist auch dem Strafsburger Münster weit gröfserer
Schaden durch thörichte und böswillige Menschenhand,
als durch die Einflüsse der Zeit und der Elemente
widerfahren. Seit dem Ausgange des XVII. Jahrh.
ist die Geschichte des Münsters eine wahrhafte Passions-
geschichte. Besonders betrübend ist es, dafs trotz
aller Werthschätzung, die dem Baue, wie durch all
die Jahrhunderte seines Bestehens, so auch in unserer
Zeit zu Teil wurde, die praktische Pietät doch sehr
oft ganz fehlte, dafs auch in den letzten Jahrzehnten
der historische Sinn und die historische Erkenntnifs
nicht stark genug waren, das Münster vor tief ein-
greifenden Schädigungen, die sich zumeist unter dem
Namen „Restaurationen" verbargen, zu schützen. Der
Heimlichkeit gegenüber, mit der — sehr zum Schaden
des Baues — die Arbeiten bislang betrieben wurden,
erweckt die Offenheit, mit welcher der jetzt dem Werke
vorgesetzte Mann seine Pläne darlegt, gewifs ein
günstiges Vorurtheil.

Die Denkschrift, ein stattliches Heft, dem meh-
rere, den Baubestand in verschiedenen Zeiten dar-
stellende Grundrisse beigegeben sind, beginnt mit
einer pragmalischen Darstellung der Baugeschichte,
die, was die ältere Zeit anlangt, alles gedruckt vor-
liegende Material — leider mit Ausnahme von Georg
Dehios Abschnitt in dem Sammelwerke »Strafsburg
und seine Bauten« — zusammenfafst, für die jüngste
Zeit aber aufserdem allerlei Neues aus dem Münster-
archiv bringt. Immer wieder mufs betont werden,
dafs gerade die schlimmsten Schäden dem Münster
erst in den letzten Jahren zugefügt worden sind. Ge-
wifs, auch die vergangenen Jahrhunderte haben arg
gesündigt; aber für das, was sie an dem Bau gethan,
lassen sich Gründe anführen. Keine Entschuldigung
jedoch gibt es für den Unverstand, mit dem von 1892
bis 1894 in der Münsterbauhütte gewirthschaftet worden

ist. Freilich, an der schlechten Ueberlieferung der
Bausubstanz hat, wie wiederholte sorgfältige Unter-
suchungen ergeben haben, vor allem ein organischer
Fehler Schuld: die mangelhafte Entwässerungsanlage
in den jüngeren Theilen. Aber auch die Baupflege
liefs sehr viel zu wünschen übrig. Die kleinen Instand-
haltungsarbeiten, die an einem so komplizirten Organis-
mus sich, je älter er wird, desto öfter als nothwendig
erweisen, sind namentlich, was die Auswahl des Mate-
rials betrifft, fast nie mit der nöthigen Sorgfalt vor-
genommen worden. So erklärt es sich, dafs, während
stark detaillirte Werkslücke vom Ende des XIII. Jahrh.
sich unversehrt erhalten haben, das schlecht ausge-
wählte und fehlerhaft verwendete Sandsteinmaterial
vom XVI. bis zum XIX. Jahrh. sehr stark verwittert
und zerstört ist. Auch die namentlich an der Fassade
in ausgedehntem Maafse verwendeten Eisenarmirungen
haben im Ganzen mehr geschadet, als genützt.

Gegenüber diesen Thatsachen, auf die hinzuweisen
nicht nur für Strafsburg allein lehrreich ist, erscheint
die konsequente Durchführung streng konservativer
Grundsätze, wie sie Arntz für seine Thätigkeit ins
Auge gefafst hat, sicher durchaus angebracht. Erster
Grundsatz ist die Erhaltung des Werkes als geschicht-
liches Denkmal; Voraussetzung dazu ist die Fest-
stellung des kunstgeschichtlichen Bestandes durch eine
das gesammte Material umfassende Bearbeitung aller
Bauurkunden (das Wort im weitesten Sinne genommen),
d. h. vor Allem des Baues selbst, dann aller Abbil-
dungen und zeichnerischen Aufnahmen, endlich aller
Schrifturkunden. Aus einer bis ins Einzelne und Ein-
zelnste gehenden Aufnahme des Bestandes wird der
Kunstgeschichte sicher namhafter Vortheil erwachsen.
Gerade in dieser Beziehung ist ja noch in jüngster
Zeit gesündigt worden: Ohne dafs vorher genaue Be-
standaufnahmen hergestellt worden wären, sind an
wichtigen Theilen des Baues Veränderungen vorge-
nommen worden, die geradezu zu einer Verdunkelung
des baugeschichtlichen Thatbestandes geführt haben.
Der Bestand selbst soll in Zukunft nach Thunlichkeit
gesichert werden; hoffentlich wird sich auch für die
 
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