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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Braun, Joseph: Der romanische Taufstein der Pfarrkirche zu Neuenkirchen
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Schlie, Friedrich: Die Bronze-Fünten von St. Marien in Wismar, vom Dom zu Schwerin und von der St. Jakobs- und Dionysiuskirche in Gadebusch
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0060

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85

1898. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

86

irgend eines der in Frage kommenden Taufsteine
liegen nicht vor. Bemerkenswerth ist aber, dafs
einige der Kirchen, in denen sich ein Exemplar
derselben befindet, aus dem Anfang des XIII.
Jahrh. stammen, wie Marienhafe, Hage, An-
kum.37) Zu Ueffeln wurde 1292 die erste Kirche
erbaut.38) Die Kirche zu Neuenkirchen gibt
keinen genügenden Aufschlufs über das Alter
unserer Taufsteine. Das nur aus einem ein-
zigen Räume von drei Gewölbejochen, die im
Aeufsem durch kräftige und gut gegliederte
Streben markirt werden, bestehende Schiff, hat
die im Verhältnifs zur geringen Höhe von ca.
10« sehr ansehnliche Breite von ebenfalls ca.
10 m und ist durch Kreuzgewölbe ausgezeich-
net, welche durch ihre mächtig nach oben sich
ausbauchenden Kappen einen bedeutenden Ein-
druck machen; es entstammt dem XV. Jahrh.
Der aus mächtigen Granitquadern erbauteThurm,
dessen Mauer bei einer Länge und Breite von
je 8,50 m und einer Dicke von 2,80 m eine Höhe
von nur 15 m haben, ist ein Werk romanischer
Stilübung. Das Gewölbe seines Erdgeschosses,
die Thüröffnung, welche zum Kirchhof führt,
der im Rundbogen geschlossene Mauerdurch-
bruch in der Ostwand, welcher die Kirche
und den untern Thurmraum verbindet, die
Fenster, welche paarweise auf jeder Seite hoch
oben im zweiten Geschofs angebracht sind, be-
weisen das zur Genüge. Dafs der Thurm älter
ist, als das Schiff, geht mit Sicherheit aus der
Thatsache hervor, dafs der Fufsboden des
letztern noch seine ursprüngliche Höhe hat,
während derjenige der Thurmhalle sich um ein
ansehnliches erhöht darstellt. Die Aufschüttung

3') Mit hoff a. a. O. Bd. VII S. 137 und 105,
Bd. VI S. 12.

38) Ebendort Bd. VI S. 161.

fand aller Wahrscheinlichkeit nach beim Bau
oder doch infolge des Baues des jetzigen Lang-
hauses statt. Genaues läfst sich bei seiner un-
gemeinen Schlichtheit, da nicht nur jeder orna-
mentale Schmuck, sondern auch jede Gliede-
rung im Aeufsem fehlt, über die Entstehungs-
zeit des Thurmes nicht sagen. Er kann eben-
sowohl im Anfang, wie gegen Ende des XI1.
Jahrh., ja selbst noch später erbaut sein. Der
Chor, der im Lichten 8 m im Geviert mifst,
mit geradseitigem Abschlufs versehen ist und
ein Kuppelgewölbe besitzt, gehört ebenfalls dem
romanischen Stil an.

Schliefslich sei noch darauf aufmerksam ge-
macht, dafs die besprochenen Taufgefäfse in der
Behandlung des Kuppenmantels und der Gestal-
tung des Untersatzes treffliche Motive für die
Anfertigung romanischer Taufgefäfse bieten. Ins-
besondere kann die Neuenkirchener Taufe vor
allen andern als Muster hingestellt werden. Man
braucht fast nur deren handwerksmäfsige, un-
beholfene, flüchtige und rohe Ausführung durch
eine saubere, regel- und kunstmäfsige Bearbei-
tung zu ersetzen, um einen Taufbrunnen zu
erhalten, der mit andern romanischen Tauf-
steinen kühn in den Wettbewerb treten kann.39)

Exaeten. J. Braun S. J.

39) Ein Taufstein des XV. Jahrhunderts, welcher
früher der Kirche zu Olfen, Kreis Lüdinghausen, an-
gehörte und sich nun auf dem in der Nähe gelegenen
Rittergute Sandfort befindet, ist mit einem Untersatz
ausgestattet, welcher durchaus an den Untertheil der
besprochenen Taufgefäfse erinnert. Nur sind hier die
Thiere, welche das achteckige Becken tragen, zwei
Löwen und zwei phantastische Gestalten, natürlich
gothisch stilisirt. Da Südkirchen nicht weit von Olfen
entfernt ist, mag der dortige Taufstein dem Olfener
zum Vorbild gedient haben. Eine Abbildung des
letzteren findet sich bei Ludorff, »Bau- und Kunst-
denkmäler des Kreises Lüdinghausen« Tafel 84.

Die Bronze-Fünten von St. Marien in Wismar, vom Dom zu Schwerin1)
und von der St. Jakobs- und Dionysiuskirche in Gadebusch.

Mit Abbildung.

on den in der Ueberschrift genannten

drei Bronze-Fünten ist die (hieF ab-
gebildete) von St. Marien zu Wismar
nicht blos das älteste, sondern auch
das künstlerisch bedeutendste Werk. Drei knie-
ende Engel in mönchsartiger Gewandung tragen

x) Aus der durch den Sachsen- und Baiernherzog
Heinrich den Löwen vollzogenen Bewidmungsurkunde

den mächtigen Kessel, dessen unterer Rand mit
freihängenden Blättern und Trauben verziert ist,
und dessen Wandung von zwei Figurenreihen,

des Bisthums Schwerin vom 9. September 1171 er-
sieht man, dafs am selben Tage der Bau des Domes
zu Schwerin „in honore(m) domini nostri Jhesu
Christi et sancte dei genitricis Marie et sancti Jo-
hannis evangeliste" begonnen wurde.
 
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