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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Schnütgen, Alexander: Die neue Dreikönigenfahne des Kölner Domes
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0069

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Abhandlungen.



Die neue Dreikönigenfahne
des Kölner Domes.

Mit Lichtdruck (Tafel I).

n den letzten Jahrzehnten hat die Vor-
liebe für glänzende Entfaltung der
gottesdienstlichen Feier immer mehr
Geltung gesucht und Befriedigung ge-
funden. Im Innern der Kirchen hat
besonders der Schmuck für festliche
Tage und Zeiten grofse Fortschritte
gemacht und aufserhalb derselben
haben die kirchlichen Prozessionen
durch die Einführung von allerlei
künstlerischem Apparat an Glanz er-
heblich gewonnen. Wie im Mittelalter
gerade bei dieser Gelegenheit nicht
nur die Kirchen selber, sondern auch
die unter ihrem Schutze blühenden
Bruderschaften und Zünfte einen reichen
Schatz der mannigfaltigsten Schmuckgegenstände,
wie Leuchter und Laternen, Figuren und Wappen,
Embleme und Syrnbole, Banner und Fahnen
zur Schau trugen, so kommen auch jetzt die
von der Kirche geförderten Vereine ihr bei
diesen Veranstaltungen mit besonderer Vorliebe
zu Hülfe durch Entfaltung ihrer Fahnen. In der
Regel sind es Schwenkfahnen, welche diesen
Dienst leisten. Im Winde flatternd erfüllen sie
wie bei kirchlichen, so bei weltlichen Aufzügen
vortrefflich ihre Aufgaben, und aufgehängt ge-
reichen sie den Kirchen wie den Festlokalen
zum Schmuck. Ihre zumeist gröfsere Ausdeh-
nung und vorwiegend flatternde Bestimmung
wiesen namentlich den Malern die Aufgabe der
Ausführung zu, sei es ganz, wenn nämlich die
Farben atisschliefslich mit dem Pinsel auf die
weifsliche Seide aufgetragen wurden, wie bei
Wandmalerei; sei es theilweise, wenn die Haupl-
töne durch farbige, musivisch zusammengenähte
Stoffstücke gewonnen und die Konturen, Lichter
und Schatten mit dem Pinsel eingetragen wurden,
also wie bei der monumentalen Glasmalerei.
Würde für die Anfertigung solcher Schwenk-
fahnen die Stickerin in Bewegung gesetzt, so
beschränkte sie sich entweder auf die Aufnäh-
arbeit, die sich für solche dekorative Zwecke

empfiehlt, oder falls eine höhere Kunst! eistung
von ihr begehrt wurde, kamen feinere Tech-
niken zur Verwendung, jedoch mit Ausschlufs
solcher, die einen Reliefcharakter haben und
dadurch die, zumal für eine Schwenkfahne,
unbedingt erforderliche Beweglichkeit zu sehr
behindern. Auf eine korrekte Zeichnung kommt
hier Vieles an, und die Umrisse müssen beson-
ders stark betont sein bei der weiten Ent-
fernung, auf welche sie in der Luft wirken
sollen. Schlanke Verhältnisse sind für die Figuren
sehr angezeigt; für das Ornament, welches zu-
meist nicht nur die Einfassung bilden, sondern
auch zur Ausfüllung des Grundes mitbeitragen
wird, ist gute Vertheilung und scharfe Abgren-
zung unbedingtes Erfordernifs, nicht minder
richtige Farbenstimmung, welche das Heraus-
fallen einzelner Töne ausschliefst. Diese ist
leichter zu erreichen für denjenigen, der alte
Stoffreste zur Verfügung hat, gemusterte oder
auch einfache; aber auch bei der grofsen Aus-
wahl neuer farbiger Stoffe nicht mehr schwierig.
Ist der Zweck der Schwenkfahnen mehr ein
repräsentativer, so wird derjenige der Kreuz-
fahnen mehr als ein liturgischer bezeichnet
werden dürfen, diesen daher auch von der Kirche
selber für die unmittelbaren gottesdienstlichen
Zwecke der Vorzug gegeben werden. Handelt es
sich also um Fahnen, welche die Prozession, oder
einen Haupttheil derselben eröffnen, gar das
hochwürdigste Gut unmittelbar begleiten sollen,
so wird die Kreuzfahne in Funktion zu treten
haben, also diejenige Fahne, deren Tragstange
gewöhnlich mit einem Kreuze bekrönt ist und
mit der die Querstange, als Befestigung für das
von ihr herunterhängende oblonge Tuch, ein
Kreuz bildet. Dafs für das bekrönende Kreuz
selbst reichverziertes Edelmetall nicht als zu
kostbar erachtet wurde, beweisen unter anderen
die beiden im Xantener Domschatz erhaltenen
Exemplare, welche in ihrer breiten Behandlung
und Bergkrystallverzierung für ihren Zweck be-
sonders geeignet erscheinen. — Oft begegnet uns
die Kreuzfahne schon auf mittelalterlichen Ge-
mälden, Tafelbildern wie Miniaturen, welche Auf-
züge darstellen, und dafs von ihr auch mittelalter-
liche Exemplare erhalten sind, ist bei der Be-
 
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