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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Schnütgen, Alexander: Der hl. Goldschmied Eligius, Gemälde von Petrus Cristus, in der Sammlung A. v. Oppenheim zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0088

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Abhandlungen.

Der hl. Goldschmied Eligius,
Gemälde von Petrus Cristus, in der
Sammlung A. v. Oppenheim zu Köln.

•• Mit Lichtdruck (Tafel II) und Abbildung.

us der Vorliebe für die alte
Malerei ist die Sammlung
des Freiherrn Albert von
Oppenheim hervorgegan-
gen, die allmählich auch
auf dem Gebiete der mittel-
alterlichen Kleinplastik und der technischen
Künste eine sehr hervorragende Bedeutung ge-
wonnen hat. Zu ihren frühesten Erwerbungen
zählt das hier im Lichtdruck wiedergegebene
Gemälde von Petrus Cristus, welches sich
nicht nur durch die hier gleichfalls abgebildete

Signatur auszeichnet, sondern namentlich durch
den Umstand, dafs es als eine Art religiösen
Genrebildes für seine Ursprungszeit als grofse
Merkwürdigkeit erscheint, als ein gewisser Vor-
läufer der niederländischen Sittenstücke. Ob-
gleich es schon wiederholt besprochen wurde,
so von Woltmann im »Repertorium« II, 298 ff.,
von James Weale in »Le Beffroi« I, 235 ff.,
von Woltmann-Woermann »Geschichte der Ma-
lerei« II, 26 (Fig. 145), so dürfte doch die gute
Reproduktion einer scharfen photographischen
Aufnahme nicht unwillkommen sein; und eine
kurze Erörterung möge dieselbe begleiten.

Spärlich sind die urkundlichen Nachrichten,
die sich auf Petrus Cristus beziehen. Sie be-
schränken sich fast nur auf die Angaben, dafs
er, Sohn des Peter aus Baerle bei Deynze am
6. Juli 1444 zu Brügge das Bürgerrecht erwarb,
1454 zu Cambrai ein sogen. Lukas (Madonnen)-
Bild kopirte, 14C3 im Auftrag der Stadt Brügge
ein Prozessionsbild mit der Darstellung der
Jesse-Wurzel malte, 1469 und 1472 verschiedene
Ehrenämter in der Malerzunft bekleidete.

Ueber die Schule, aus welcher Petrus Cristus

hervorgegangen, melden die Urkunden nichts,
aber eine desto bestimmtere Sprache reden in
dieser Hinsicht seine Gemälde, die zumeist mit
einer ähnlichen Signatur, wie sie hier in sorg-
fältiger Kopie durch Maler Fridt wiedergegeben
ist, versehen sind, aber nur die Daten von 1446
bis 1452 tragen. Das Kunstwerk selbst ist redend
eingeführt, dem Vornamen „Magister Petrus"
das Monogramm Christi regelmäfsig beigefügt
(XRR oder XP1). — Diese Gewohnheit, seine
Bilder zu bezeichnen, theilt er mit Jan van Eyck,
als dessen Schüler er sich auch durch seine
ganze Art der Auffassung, Darstellung, Technik
zu erkennen gibt. Die bis in die kleinsten Einzel-
heiten durchgeführte sorgsame Behandlung der
Landschaft, der Inneneinrichtungen, der Ge-
wänder, Schmucksachen u. s. w., der er überall
auf den Werken des Meisters begegnete, suchte

er nachzuahmen, ohne über dessen Nachbil-
dungstalent und Charakterisirungsgeschick zu
verfügen. Auch die tiefen, satten, emailartigen
Farben des Meisters verlockten ihn zur Nach-
eiferung, aber seinen Tönen haftet zumeist eine
gewisse Härte an, und wo er der Karnation
durch kräftige Färbung der warmen Tonart des
Meisters zu nähern sich bemüht, erreicht er
durchweg nur eine matte und trockene Wir-
kung. Obwohl die Gewinnung einer gewissen
Porträtähnlichkeit zu seinen Vorzügen zählt,
fehlt es bei ihm nicht an ausdruckslosen, gleich-
gültigen Typen, und wo er in seinen religiösen
Darstellungen einen höhern Schwung erstrebt,
verfällt er leicht in eine gewisse Nüchternheit,
Kleinlichkeit, Vulgarität. Auch seine Erfin-
dungsgabe erscheint begrenzt, und mehrfach
hat er bei seinem Meister Anleihen gemacht,
indem er ganze Figuren von ihm übernahm,
z. B. die Statuettchen von Adam und Eva am
Throne der Madonna im Städel-Museum zu
Frankfurt vom Jahre 1447, welche dem Genter
Altar entlehnt sind. Selbst auf die Werk-
statt des Meisters, ihre Modelle, Möbel, Ge-
 
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