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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Schnütgen, Alexander: Romanisches Opferbrett im Nationalmuseum zu Stockholm
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0095

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143

1898. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST _ Nr. 5.

144

Romanisches Opferbrett im Nationalmuseum zu Stockholm.

Mit Abbildung.
ie Opferbretter (Belte), die anstatt

der Klingelbeutel und wohl vor
denselben zum Einsammeln der Al-
mosen in den Kirchen dienten,
scheinen nur im Norden heimisch gewesen zu
sein: in Mecklenburg, wo sich das (von Crull
in Bd. II, Sp. 393 ff. beschriebene) in Silber
ausgeführte, schöne gothische Exemplar der
Kirche von Bützow erhalten hat, in Schleswig-
Holstein, wo noch mehrere Exemplare aus der
Barockzeit vorhanden, zumeist aber in Schweden,
wo sie bis in den Schliffs der romanischen Pe-
riode zurückreichen. In dem städtischen Mu-
seum zu Wisby auf Gotland, in welchem manche
aus den zahlreichen, zumeist romanischen, Kir-
chen der Insel stammende mittelalterliche Möbel,
Figuren, Glasgemälde, Geräthe zu einer statt-
lichen, merkwürdigen Sammlung vereinigt sind,
habe ich vier oder fünf derartige Opferbretter
bemerkt, die sämmtlich aus Holz, ziemlich roh,
in frühgothischen Formen gebildet, aus einer
mit einer Handhabe versehenen und von einer
Heiligenfigur bekrönten Schaufel bestehen.

Ein besonders interessantes Exemplar be-
findet sich in der mittelalterlichen Abtheilung
des Nationalmuseums zu Stockholm, und die
hier beigegebene Abbildung, für welche ich
die photographische Aufnahme veranlafste, läfst

steht in einem 9'/2 cm langen Stück Hirschhorn.
Nach dieser Seite bildet ein 211/2 cm hoch auf-
stehendes, etwas rückwärts geneigtes, oben zu-
gespitztes Brett den Abschlufs, durch eine von
zwei Säulen getragene, mit einem Kleeblattbogen

Romanisches Opferbrett im Nationalmuseum zu Stockholm.

dessen Form genau erkennen. Ein oblonger i
ausgehöhlter Teller von 27 cm Länge, 1272 cm
Breite, 33/4 cm Höhe ist zu zwei Dritteln mit
dünnen Holztafeln belegt, so dafs von der Ver-
tiefung nur die vorderen 8 cm frei bleiben zum
Einwerfen der sofort nach hinten verschwin-
denden Opferpfennige. Die an der entgegen-
gesetzten Schmalseite befestigte Handhabe be-

versehene, Arkade blendartig verziert. Diese ist
aus der 4 cm dicken Wandstärke herausgemeis-
selt mit Einschlufs der das dreieckige Fron-
tispiz bekrönenden Knöpfe, der freistehenden
Säulen mit ihren Würfelkapitälen und der auf
einem Sessel thronenden Figur der Gottesmutter,
der diese Arkade als Baldachin dient. Ihr über
den Rücken lang herunterwallendes gewelltes
 
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