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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Semper, Hans: Ueber eine besondere Gruppe elfenbeinerner Klappaltärchen des XIV. Jahrh., [3]
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Schnütgen, Alexander: Gesticktes Kaselborte im Germanischen Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0120

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187

1898. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

188

Betracht der frühgothischen Strenge ihrer Archi-
tektur, der Einfachheit ihrer figuralen Kompo-
sitionen, sowie ihres Stiles, in den Ausgang
des XIII. und den Beginn des XIV. Jahrh.
zu verlegen sein. Der germanische Zug, der
in den rundlichen Gesichtsbildungen mehrerer
dieser Altärchen hervortritt, dürfte darauf hin-
weisen, dafs sie im Nordosten Frankreichs,
unter flandrischem Einflufs, vielleicht in der
Champagne oder in Burgund entstanden seien.
Innsbruck. Hans Semper.

Verzeichnifs der Elfenbeinaltärchen der
geschilderten Richtung.

A. Erster Typus. Polyptycha mit zwei-
theiligen Flügeln und eingeschossigem
Mittelbau.

1. AHärchen im South Kensington-Museum n. 4686.
(Besprochen und abgebildet von SchnUtgen in
dieser Zeitschrift Bd. IX, Sp. 123 f.)

2. Dito im Louvre. (Besprochen und abgebildet in
E.Mo linier »Musee du Louvre. Catalogue des
ivoires« (Paris 1896) n. 66, PI. 11.).

3. Dito im Museo Civico zu Bologna. (Fotografia
Emilia n. 2543.)

4. Dito im South Kensington-Museum n. 370 —1871.
(Phot. 3800.)

5. Dito in der Sammlung Bourgeois zu Köln (ehe-
mals Spitzer n. 120); abgebildet im Katalog Spitzer.

6. Dito im South Kensington-Museum (n.141 — 1866)?

B. Zweiter Typus. Polyptycha mit drei-
theiligen Flügeln und eingeschossigem

Mittelbau.

1. Altärchen der ehemaligen Kollektion Spitzer n. 119.
(Beschrieben und abgebildet im Katalog der
Sammlung von E. Molinier, PI. IV, n. 119.)

2. Dito im Domschatz zu Halberstadt. (Beschrieben
und abgebildet in » Mitteilungen der k. k. Central-
kommission etc.« (1868) p. LXXVIII.)

C. Polyptycha mit dreitheiligen Flügeln

und zweigeschossigem Mittelbau.

1. Altärchen im South Kens.-Museum n. 6 — 1872.

2. Dito Sammlung Webb. (Besprochen und ab-
gebildet bei Lab arte »Histoire des arts in-
dustriels« II. Ed., Vol. I, p. 124, PI. XVII.)

D. Triptycha.

1. Altärchen im South Kens.-Mus. n. 7592 — 1861.
(Phot. des South Kens.-Mus. Ivories n. 4553.)

2. Dito dito n. 236 — 1867. (Phot. des South Ken-
sington-Museums. Ivories n. 3797.)

3. Dito im Besitz des regierenden Fürsten Johann
von und zu Liechtenstein. (Besprochen und ab-
gebildet in der Veröffentlichung »Kunstgewerb-
liche Objekte der Ausstellung kirchlicher Klein-
kunst im mährischen Gewerbemuseum 1884—1885«
Tafel 71, Text S. 12. — Siehe oben Sp. 117/118.)

4. Dito im Kunsthistorischen Hofmuseum zu Wien
(Saal XVII, vitrine III, n. 8).

5. Dito Krakauer Hausaltärchen. (Abgebildet bei
Hefner v. Alteneck »Trachten, Geräthschaften
und Kunstwerke« (1881) Tafel 169.)

Gestickte Kaselborte im Germanischen Museum.

Mit Abbildung.

enn man zur Gewinnung guter Vor-
lagen für die Ausstattung kirch-
licher Paramente die alten Bestände
prüft, findet man direkt Verwend-
bares nur in spärlichem Maafse. Die meisten
der gestickten Kreuze, Stäbe u. s. w. sind ent-
weder zu reich in der Anordnung und zu
komplizirt in der Technik, oder zu roh in der
Ausführung. Jene gehen über die Leistungs-
fähigkeit der Dilettantinnen weit hinaus, aber
auch über die den Berufsstickerinnen durch die
Preise gesteckten Grenzen, und die gar zu hand-
werksmäfsig behandelten alten Muster eignen
sich für die Nachahmung am wenigsten, wenn
sie figuraler Art sind, was zumeist der Fall ist.
Rein ornamentale Borten (wie deren in Bd. I,
Sp. 285 ff. auf Tafel XV mehrere mitgetheilt
wurden) begegnen nur selten, und Einzelfiguren
mit einfacher architektonischer Bekrönung dürfen
auch als Ausnahme bezeichnet werden.

Als eine solche Ausnahme erschien mir ein
Fragment im Germanischen Nationalmuseum zu
Nürnberg und gerne machte ich von der mir
ausnahmsweise ertheilten Erlaubnifs Gebrauch,
es in Köln photographisch abbilden zu lassen.
Diese Abbildung lege ich hier vor, um sie mit
einigen erläuternden Worten zu begleiten.

Die beiden baldachinbekrönten Standfiguren
(Apostel Paulus und Judas Thaddaeus (?), aus
denen dieses 49 cm hohe, 19 cm breite, ziem-
lich stark abgegriffene Bruchstück besteht, sind
neuerdings auf rothe Atlasseide aufgelegt, welche
die offenen Arkaden recht zur Geltung kommen
läfst, als das Innere der Nischen, in welche die
Figuren hineingestellt sind. Einfach und korrekt
ist ihre Konstruktion, indem aus zwei Säulchen
ein nasenbesetzter Eselsrücken herauswächst,
dessen dekorative Kreuzblume den geradlinigen
Abschlufs vermittelt, und dessen Zwickel mit
einem Dreiblatt ausgefüllt sind. Mit Ausnahme
 
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