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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Bücherschau
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191

1898.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

192

Bücherschau.

L'arte negli arredi sacri della Lombardia
con note sloriche e descrittive di Luca
Beltrami. 80 tavole in eliotipia ed incisioni nel
(esto. Ulrico Hoepli. Milano 1897 (Preis 40 L.).
Die mit dem eucharistischen Kongrefs zu Mailand
im September 1895 verbundene retrospektive Aus-
stellung hat den unermüdlichen Verfasser veranlafst, von
den dort vereinigten kirchlichen Kunstgegenständen die
hervorragenderen photographiren zu lassen, um diese
Aufnahmen, vermehrt durch solche in den Domschätzen
von Mailand und Monza, wie im archäologischen Mu-
seum zu Mailand und in der Certosa bei Pavia, zu
einer Darstellung des Entwickelungsgangs zusammen-
zusetzen, welchen die lombardische Kunst auf dem
Gebiete des Kirchengeräthes vom VI. bis zum XVIII.
Jahrh. genommen hat. Auf 80, zumeist scharfen Lichl-
drucktafeln in folio sind weit über 100 Gegenstände
abgebildet, von denen die ältesten (VI.—XII. Jahrh.)
-aus Metall- und Elfenbein bestehen, die folgenden
(XIV. und XV. Jahrh.) zumeist in Miniaturen; dann
wiederum Metallgeräthe und gestickte Paramente des
XV. Jahrh., zahlreiche Stickereien und Bronzen der
drei letzten Jahrhunderle. Nicht lückenlos sind die
älteren Entwickelungsreihen, die wohl um mehrere
minder berühmte und doch merkwürdige Objekte leicht
hätten bereichert werden können; aber manches minder
Bekannte und wohl auch nicht Veröffentlichte tritt in
die Erscheinung, namentlich aus dem Bereiche der Para-
mentik: Kasein und Chormäntel, besonders Antependien
und Fahnen. Unter letzteren zeichnen sich die beiden
Altarfrontalien von Ludovico II Moro und Beatrice
d'Este sowie die herrliche Standarte des hl. Ambrosius
von 1561 durch grofsen Reichthum und kostbarste
Technik aus. Ein kurzer Ueberblick über die Ge-
schichte des lombardischen Kultgeräthes und eine von
historischen Notizen begleitete Beschreibung der ein-
zelnen Tafeln dienen dem letzteren als Einleitung.
Manche wichtige Angabe, manche schätzenswerthe
Deutung ist hier niedergelegt, und wenn auf den vor-
bildlichen Werth vieler Abbildungen, auf die An-
regung, die sie den Künstlern, namentlich den Gold-
schmieden, Zeichnern und Stickerinnen zu bieten ver-
mögen, nicht ausdrücklich hingewiesen wird, so soll
doch auch dieser Vorzug hier nicht unerwähnt bleiben.
Die Grazie, welche die meisten italienischen Kunst-
erzeugnisse auszeichnet, ist sehr geeignet, den Ge-
schmack zu bilden und den Zeichenstift im Sinne der
Anmufh zu beeinflussen. B.

Das Moderne in der Kunst. Von Professor
Dr. Julius Lessing, Direktor des Kunstgewerbe-
museums zu Berlin. Berlin 1898. Leonhard Simion.
Preis 1 Mk.
Mit der allen Kunst wie Wenige vertraut, mit der
Entwickelung der neuen Kunst auf's genauste bekannt
und theilvveise eng verwachsen, gibt der Verfasser
sein Urtheil ab über das moderne Kunstschaffen, wie
es stellenweise plötzlich eines grofsen Theiles der
deutschen Künstlerschaft auf dem kunstgewerblichen

Gebiete, von England und Amerika ausgehend, sich
bemächtigt hat. Nicht unfreundlich, vielfach sogar
sympathisch steht er diesen Bestrebungen gegenüber,
für deren Berechtigung er namentlich dort eintritt, wo
die Errungenschaften auf dem Gebiete der Industrie
zu neuen Formen drängten, auf neue Lösungen hin-
wiesen. Aber zu einem vollständigen Umschwung,
zu einem gänzlichen Bruch mit der Vergangenheit,
dem das Wort geredet werde, reichten sie nicht aus,
zumal sie der ornamentalen Ausstattung entbehrten,
und der Verzicht auf diese mit den Kulturinteressen
nicht vereinbar sei. Bei diesen durch mancherlei
frappante Hinweise und Beispiele gewürzten geistvollen
Erörterungen fehlt es nicht an scharfen und spöttischen
Worten, die den Standpunkt des Verfassers besser
kennzeichnen, als manches scheinbare Zugeständnifs,
deswegen besondere Beachtung verdienen. Es ist die
höchste Zeit, dass die Altmeister auf dem Gebiete der
kunstgewerblichen Studien sich den dauernden Werth
und die vorbildliche Bedeutung der von ihnen mit
so grofsen Mühen und Opfern zusammengebrachten
alten Kunstschätze nicht wegeskamotiren oder -dis-
putiren lassen von Solchen, denen es bis jetzt nicht
gelungen ist, etwas Resseres oder auch nur Gleich-
wertiges an deren Stelle zu setzen. s.

Die Geschichte des Dom kreuzganges in
Augsburg behandelt Dr. Alfred S chröder (früher
Domvikar in Augsburg, jetzt Professor am k. Lyceum
in Dillingen) in der »Zeitschrift des historischen Vereins
für Schwaben und Neuburg« XXIV. Jahrg. 1897, S. 97
bis 112. — Ursprünglich und bis gegen Schlufs des
XI. Jahrh. ein wesentlicher Bestandtheil des Kanoniker-
klosters, welcher die Domgeistlichkeit in gemeinsamem
Leben vereinigte, dann nach Auflösung der vila com-
munis vielmehr eine Zubehör der Kirche, wurde dieser
Kreuzgang am Anfange des XIII. Jahrh. neu-, in den
Jahren 1479—1510 zu der jetzigen Gestalt umgebaut. In
welcher Weise, namentlich, in welcher Folge dieser Um-
bau sich vollzogen hat, weist der Verfasser mit grofsem
Geschick vornehmlich aus den mit Wappen versehenen
Gewölbeschlufssteinen nach, wie er auf das Steinmetz-
zeichen die Annahme stützt, dafs der Erbauer der
Ulrichskirche Burkhart Engelberger von Hornberg auch
den Kreuzgang gebaut habe. Durch glückliche Kom-
binationen sind so neue, zuverlässige Angaben in Be-
treff der Bougeschichte gewonnen. — Was der Ver-
fasser den überaus zahlreichen Grab- und Erinnerungs-
zeichen, welche in der Vertheilung auf die Jahre 1285
bis 1805, die Wände des (nur in einem Theile des
Westflügels im Sinne des Rokoko umgestalteten) Kreuz-
ganges schmücken, an sehr werlhvollen personalge-
schichtlichen und kunsthistorischen Angaben entnommen
hat, soll im »Jahrbuch des histor. Vereins Dillingen«
X u. XI niedergelegt werden, als Beweis dafür, wie
dankbar diese noch so zahlreichen und so wenig aus-
gebeuteten Kreuzgangsschätze bei sorgfältiger Prüfung
sich erweisen. D.
 
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