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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Justi, Carl: Ein Bildniß König Ferdinand des Heiligen, von Murillo
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0164

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Abhandlungen.

Ein Bildnifs König Ferdinand des
Heiligen, von Murillo.

Mit Lichtdruck (Tafel VI) und drei Abbildungen.

fas hier zum ersten male veröffent-
lichte Bildnifs Ferdinand HL,
Königs von Kastilien und Leon
(geboren 1,198, gestorben 1252)
ist von Murillo wahrscheinlich
auf Anlafs seiner im Jahre 1671
zu Sevilla mit unerhörtem Gepränge gefeierten
Kanonisation gemalt worden.1) Die von den
ersten Künstlern Sevillas, wie Valdes Leal und
Murillo selbst für die Festlichkeiten der Metro-
politankirche erfundenen Apparate sind nebst
den Funktionen in dem damals erschienenen
Prachtwerke des Sevillaner Presbyters Fer-
nando de la Torre Farfan beschrieben und in
Radirungen von Matthias Arteaga und jenem
Valdes Leal der Nachwelt überliefert worden.2)
Hinter dem Titel steht ein Kupferstich, der

') Die Kanonisation König Ferdinands wurde nicht
mit den sonst üblichen umständlichen Prozeduren voll-
zogen, sondern in einem kürzeren, dem Fall ange-
passten Verfahren, als super casu exctpto. Die Ver-
anlassung war ein Gesuch des Königs Karl II. und
der Königin-Regentin Marianne von Oesterreich. Die
Kongregation der Riten hatte nur festzustellen, dafs
der Kultus des Königs, der vier Jahrhunderte lang in
Spanien El Santo, San Fernando genannt worden war,
seit unvordenklichen Zeiten, jedenfalls länger als ein
Jahrhundert in Sevilla bestanden habe, mit Wissen und
Duldung der Ordinarien, indem an seinem Gedächtnifs-
tag die heil. Messe zu seiner Ehre, wie bei Heiligen
geschieht, im Sagrario und in der Königlichen Kapelle
celebrirt worden war. Dieser Gebrauch erhielt nun durch
Clemens X. in dem Breve vom 7. Februar 1671 die päpst-
liche Sanktion (concedimus et indulgemus). Fortan dürfe
an seinem Tage, dem 30. Mai, in den Kirchen Spa-
niens und seiner Besitzungen, sowie in den spanischen
Kirchen S. Jago und S. Ildefonso zu Rom die Messe,
das Amt De Communi Confessorum nou Pontificum, sub
ritu duplici, gefeiert werden.

2) Fiestas de la Santa Iglesia de Sevilla AI Culto
nuevamente concedido AI Senor Rei San Fernando III.
de Caslilla i Leon. Afio de 1671. Das Titelkupfer ist
gezeichnet von Francisco de Herrera, der auch das De
dikationsbildnifs Karl II. selbst radirt hat.

nach unserem Gemälde gemacht ist.8) Er gilt
für die früheste stecherische Wiedergabe eines
Werkes von Murillo. Auch der zu S. 228 mit-
getheilte Aufbau über dem Altar des Sagrario
war von seiner Hand entworfen und zwar noch
im Stil des XVI. Jahrh., während seine Kollegen,
besonders in dem grofsen Triumphbogen des
Schiffes, dem schwülstigen Barockstil huldigten.
Jenes Porträt war dem Könige Karl IL, der die
Kanonisation in Rom beantragt hatte, als Ge-
schenk übersandt worden (S. 325).

Der König ist dargestellt mit den von Alters
her überlieferten Insignien, dem aufgerichteten
Schwert in der Rechten, dergrofsen blauen Kugel
in der Linken. Das Schwert bezeichnet den
Eroberer, der in wohlgeplantem, vierun dz wanzig-
jährigem Krieg den Mohammedanern die drei
grofsen andalusischen Reiche Cordoba, Jaen
und zuletzt Sevilla entrifs; die blaue Kugel be-
deutet die Wiederherstellung oder Arrondirung
des christlich spanischen Reiches, auch durch
die nun definitive Vereinigung der Kronen von
Kastilien und Leon; laut der Unterschrift:

VERA DIVI FERDINANDl EFFIGIES
MA VRORVMEXTERMINATIO RESTITU-
TOR HISPANI ORB/S.
Mit denselben Insignien in den Händen
sieht man die ganze Figur des Königs auf der
Ansicht der königlichen Kapelle (capilla real),
in der seine Gebeine ruhen, in demselben Werke
(S. 153). Ueber dem unteren Altar, vor den
Stufen des Hochaltars, ragt über einer kleinen
Silberurne ein mandorlaförmiger Rahmen, von
zwei Engeln gehalten, darin seine aus Ebenholz
gearbeitete Statue, mit goldener Kette und
Diamantenkrone. Man liest in der Beschrei-

a) Auf dem Rahmen: Vera effigies Divi Ferdi-
NANDI III. Regis Castellae & Legionis. Darunter:
Magni Ferdinandi, veros in imagine vultus
Aspicis, expressit quos tibi docta manus.
Huius Alexandra faciem qui pinxit Apellem,
Fors dedid, ast animum pingere nemo potest.
Bartolome' murillo pins. Matthias Arteaga sculp.
et excud. A. 1672. Der Engelkranz ist jedoch, wahr-
scheinlich nach einer vom Maler für den Kupferätich
gelieferten Zeichnung verändert, es sind ihrer nur fünf.
 
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