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Zeitschrift für christliche Kunst — 11.1898

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Schroers, Heinrich: Studien zu Giovanni da Fiesole, [3]
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3834#0197

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315

18U8.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 10.

31G

Die hl. Katharina Benlncasa halte in der
schrecklichen Zeit des grofsen Schismas als ein
Schutzengel des Papstthums gewaltet, und ihre
hehre Erscheinung hatte allein noch einen
versöhnenden Schimmer auf Italien und die
Kirche geworfen. Ihr Feuergeist war auch
Anstofs und treibende Kraft gewesen für die
Reform des Predigerordens, zu dessen Zweige
von der Bufse sie selbst gehörte. Der General
Raimund von Capua, durch den die Erneue-
rung begann, stand ganz unter dem heiligen
Zauber der Ekstatischen. „Wie wird glücklich
meine Seele sein", schrieb sie ihm, „wenn ich
Euch sehe hoch über alle anderen erhoben,
gebannt und gefestigt in Eurem Ziele (obietto),
Christus dem Gekreuzigten. — Eilet, eilet Euch
mit ihm zu verbinden und verschliefst Euch
in die Wunden des gekreuzigten Christus. (Und
dann) freuet, freuet Euch und frohlocket; denn
die Zeit nähert sich, wo der Frühling uns
reichen wird die duftenden Blüthen (des ver-
jüngten Ordens)."44) Das Werkzeug für das
Reformwerk in Toskana war der Florentiner
Giovanni Dominici.45) Auch er war ein geistiger
Sohn der hl. Katharina. In S. Maria Novella
zu Florenz hatte er als Jüngling sie oft in dem
Zustande visionären Schauens gesehen46) und
dann in Pisa ihren Umgang genossen.47) Seine

44) Lett. 226 (1. c. III, 265, 267).

«) Rösler a. a. O. S. 10.

46| Dominici Lett. IV (Biscioni pag. 18).

4T) Rösler S. 2 ff.

Gründung war das Kloster in Fiesole, wo der
hl. Antoninus und der jugendliche Künstler aus
dem Mugello ihr Noviziat begannen und im
Geiste des Priors Dominici und der Heiligen
von Siena erzogen wurden.48) Als der fruchtbarste
und glänzendste Sprofs dieses Konventes ent-
stand dann im Jahre 1436 S. Marco und wurde
der Hauptsitz der reformirten Kongregation.
Unter den Mönchen, die Psalmen singend in
seine Mauern einzogen, war auch Fra Giovanni
da Fiesole, und die erhabenen Gedanken Katha-
rinas, die sich auf die Zellen niederliefsen,
schwebten auch über seinem Genius. Wenn
wir den tiefsten Inhalt seiner Schöpfungen ver-
stehen wollen, so müssen wir das Buch ihrer
Mystik aufschlagen, die eine wahre Mystik des
Kreuzes ist.

In Siena, nahe bei dem Hause der Begna-
digten, sprudelt aus der Erde Busen mächtig
und geheimnifsvoll die altberühmte „Fönte
Branda", die Dante auf der Jenseitswanderung
als die schönste Quelle preist, die er aus seiner
irdischen Erinnerung kennt.49) Solche Wasser
rauschen für den, welcher der mystischen Theo-
logie der Sienesin lauschte, auch bei den Bil-
dern in S. MarCO. (Forts, folgt.)

Bonn. Heinrich Schrörs.

**) Wahrscheinlich war Angelico noch durch Do-
minici persönlich in den Orden aufgenommen worden
(Marchese »Memorie« I, 182).

49) Inf. XXX, 78.

Bücherschau.

Da der für die Bücherschau ohnehin
knapp zugemessene Raum in diesem Jahrgang
noch weitere Beschränkung erfahren hat, so
haben leider manche Referate zurückgelegt
werden müssen und können jetzt nur in redu-
zirter Form zum Abdruck gelangen. d. h.

Das Vater Unser im Geiste der ältesten Kirchen,
väter in Bild und Wort. Dargestellt von Ludwig
G lö tzle, Historienmaler in München und Dr. Alois
Knöpfler, Professor der Kirchengeschichte ander
Universität München. Nein Heliogravüren. Herder,
Freiburg 1898 (Preis eleg. geb. 14 Mk.).
Ueber das Gebet des Herrn die Stimmen der alten
Kirche, also die Erklärungen der ersten Kirchenlehrer j
zu vernehmen, hat etwas so Verlockendes, dafs eine I
solche Zusammenstellung als längst vorhanden er
scheinen sollte. Dem Prof. Knöpfler blieb es vorbe

halten, sie zuerst zu veranstalten, und was er bei seinen
Studien der Kirchenväter an bezüglichen Notizen mit
Mühe gesammelt und pietälsvoll zu einem herrlichen
Kommentar mosaikartig gefügt hat, ist ein Andachts-
buch voll Erleuchtung, Frische und Kraft geworden,
wie ein Echo aus den Katakomben. Dafs zum Text
das Bild begehrt wurde, begreift sich leicht, und in
dem Maler Glötzle fand sich der geschickte Illustrator.
Seine Aufgabe war nicht leicht, denn es handelte sich
um die Darstellungen abstrakter Ideen, um neue Bilder,
für die es an alten Vorlagen fehlt, die sonst leichter über
die Schwierigkeiten hinweghelfen. Auf ganz neue Ent-
würfe kam es an, welche die einzelnen Bitten in gemein-
verständlicher Weise erläutern sollten. Schon bei der
Illustration der Anrede kommt dieses Bestreben in Fi-
guren zur Gellung, die direkt dem modernen Leben ent-
nommen sind. Bei mehreren Bitten wiederholen sie
sich, namentlich bei der um das tägliche Brod und
um die Bewahrung vor der Versuchung, die sogar,
und wohl übertrieben, in einer Trink- und Tanzszene
 
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