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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Haupt, Richard: Noch ein paar Bettelbretter
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https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0059

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1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

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melsäume sind golden, auch die Buchschnitte,
das Schwert grofsentheils und der Schlüssel.

Die Bucheinbände _ ___

roth, die Mäntel blau
(lila), die Unterge-
wänder roth (gelb)

Das Brett ist un- \,

zweifelhaft mit den
Figuren gleichzeitig.
Es kann aber als
gewifs angenommen
werden, dafs wir die
Nachbildung eines
älteren Stückes vor
uns haben, dann
natürlich des 1489
erwähnten. Die Fi-
guren sind davon in
den Stil der neueren
Zeit übersetzt worden.
DasRückenbrettchen
hat die Form, die mit
ihrem Kleebogenab-
schlusse für solche
Bretter seit ganz
alter Zeit typisch ge-
wesen zu sein scheint.
Es steht sogar zu ver-
muthen, dafs es von
einem älteren Bettel-
brett übernommen
ist. Denn hinter den
Figuren zeigt es
schwache Reste eines,
übrigens weggenom-
menen, Kreidegrun-
des.

Unzweifelhaft alt
ist auch die Klingel,
an schwankem Eisen-
bügel hinten befestigt.
Sie ist kugelförmig,
aus Bronze; Durch-
messer l1/^"- Die
obere, durch einen
Wulst abgetrennte
Halbkugel zeigt einen
Hirsch und einen
Hund, dazwischen

Bäumchen. Die
Zacken sind zopf-
artig oruamentirt. Nach der Form der Bäume,
mit dreipafsförmigen Blättchen, ist die Arbeit

aus dem XIII. Jahrh. Sie könnte allerdings

auch einem alten Stücke nachgegossen sein.

. Der Gufs ist sehr

X schlecht; der Klöppel

ein geschmiedeter

Nagel.

Dafs solcheBettel-
bretter statt der ge-
schnitzten Figuren
auch gemalte zeigten,
ersieht man aus dem
zweiten hier (unter
Fig. 2) mitgetheilten
Beispiele. Es gehört
der Kirche zu Sie-
werstedt in Angeln
und stammt aus dem
Anfange des XVI.
Jahrh. Lang 7 7/,
breit 58/4", hoch 1",
Schaale 472:6:5/8".
Oefmung mit Fasen
umgeben, mit ordent-
lichen Abläufen. Stiel
vierseitig mit Fasen.
Das Innere sammt der
Fase war dunkelgrün,
der obere Rand und
die Seiten rothbraun
angestrichen. Kreide-
grund. Die Färbung
der Deckplatte ist
entfernt. Die Rücken-
platte zeigt St. Peter,

den Patron der
Kirche, vor ziegel-
rothem Grunde. Ge-
wand karmin, Mantel
weifs, Schlüssel grau-
schwarz, Buchschnitt
gelb, Buchstaben
schwarz auf weifs,
Haare grau. Fufs-
boden grün. Schein
golden mit schwar-
zem Rande. Die
Lichter sind überall
pastös aufgetragen.
— Das Stück ist in
der hiesigen städ-
^^^^^^^^^^^^^^ tischen Alterthums-
sammlung in Verwahrung. — Als Beispiel einer
noch jüngeren Form möge zum Schlüsse (unter

Bettelbrett von Ulsnis.
 
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