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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

DOI Artikel:
Schnütgen, Alexander: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0103

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153

1902.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr 5.

154

Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf.

II.

Mit 3 Abbildungen.

•3. Spät romanischer Untersatz eines
Reliquien behälters in der Sammlung
Vasters.
ie in einem Standschrank und zwei
Pultvitrinen höchst geschickt auf-
gebaute und eingeordnete Samm-
lung des früheren Goldschmieds
Reinhold Vasters (A achen) zeigt eine Fülle
von Gefäfsen, Geräthen, Schmucksachen, welche
vorwiegend dem späteren Mittelalter und der Re-
naissance angehören. Obwohl die meisten der-
selben nur in Theilstücken bestehen, in losen Fas-
sungen oder ornamentalen Einzelheiten, fesseln

21 cm breite Kasten ist rings mit Metall um-
kleidet, und zwar unten wie oben mit Schmelz-
firnifstafel, die entweder rautenförmig mit
Punkten gemustert ist, oder mit Kreuzchen,
und die Mitte des oberen Deckels ziert ein
Cabochon-Bergkrystall. In die untere Platte
sind auf den vier Ecken mächtige kupferver-
goldete Thierklauen befestigt, in die obere Platte
rechts wie links in symmetrischer Durchführung
und Anordnung ein ebenfalls vorzüglich styli-
sirter, in Kupfer gegossener, vergoldeter Löwe,
der auf dem Rücken einen Zapfen trägt, be-
stimmt ein Reliquiar zu tragen, etwa einen

sie sämmtlich durch die Mannigfaltigkeit und
Schönheit der Formen, wie durch die Feinheit der
Ausführung und den Wechsel der Techniken.
In langem hingebungsvollem Künsterleben mit
Verständnifs und Eifer gesammelt, mit Liebe
und Festigkeit gehütet, bilden sie jetzt ein
Anschauungs- und Lehrmaterial, wie es für den
ernsten Goldschmiedebetrieb, den kirchlichen
und profanen, nicht warm genug empfohlen
werden kann. —

In dem Standschrank bezeichnet auf der
einen Seite den Mittelpunkt der hier abgebil-
dete merkwürdige Untersatz, der sich an
das im letzten Hefte besprochene Tragaltärchen
(2) enge anschliefst. Den Kern bildet eine aus-
gehöhlte Eichenholztafel mit einem in Char-
nieren sich öffnenden Deckel. Dieser für die
Bergung von Reliquien bestimmte 45 cm lange,

querliegenden Bergkrystallcylinder (ähnlich dem
von St. Kunibert in Köln, Nr. 475 des Aus-
stellungskatalogs).

Die so getragene und bekrönte Platte hat
nach vorn in der Mitte einen quadratischen
Vorsprung, der seitlich mit dem ringsumlaufen-
den Schmelzfirnifsband verziert ist, nach vorn
mit einem grofsen ovalen Bergkrystalle, in
dessen Rückseite ein Kreuz eingeschliffen ist
mit den die Zwickel füllenden Evangelisten-
symbolen in Form von Medaillons, vorzüglich
gezeichneten und ausgeführten Intaglien, welche
eine längere Vertrautheit mit dieser Technik
voraussetzen. Im Orient, besonders von den
Arabern gepflegt, für deren Werkstätten die in's
Abendland vielfach eingeführten, auf der Aus-
stellung in mehreren Exemplaren vertretenen
Bergkrystallphiolen in Anspruch genommen
 
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